26.05.2025 – Erster Tag re:publica

Erstaunlich gut geschlafen, irgendwann holt sich der Körper doch, was er braucht. Folglich zum ersten Mal seit langem vom Wecker geweckt worden, statt schon lange vorher wachzuliegen. Ich lese das Internet leer, blogge, telefoniere mit dem Liebsten, mache Französisch und Italienisch. Dann stehe ich auf, versorge die Katzen, packe meinen Festival-Beutel, esse eine Banane im Stehen, schnappe mir eine Weg-Mate und verlasse das Haus. Mit Tram und U-Bahn fahre ich zur Station. Ganz ungewohnt, ich musste mich in den letzten Wochen immer wieder daran erinnern, dass es diesmal nicht in die Arena geht. Letztes Jahr in der Station konnte ich aus Gründen nicht teilnehmen, die beiden Jahre zuvor war es in der Arena, die beiden Jahre davor remote. Mein letztes Mal Station ist also wahnsinnige sechs Jahre her.

Da ich die pre:publica ausgelassen habe, muss ich mich in die sehr sehr lange Schlange einreihen, die zu dem Zeitpunkt schon bis zur Bundespolizei führt. Trotzdem geht es erstaunlich schnell und kurz nach 10:30 betrete ich das Gelände und laufe schnell zu Stage 1. Beim Betreten der Halle ein kurzer Herzklopf-Vorfreude-Zuhause-Moment. Schön. Ich erreiche die Stage genau als Nilzi das re:publica-Programm begrüßt. (Seit ich NiWiVe höre kann ich nur noch Nilzi zu Nilz Bokelberg sagen.)

Und dann geht’s los durch einen vollen Programm-Tag. Ich optimiere meinen Favoriten-Plan so, dass ich jeweils nur eine Veranstaltung gleichzeitig drin habe (fast alles umschiffend, was auf den ganz großen Bühnen stattfindet, weil ich das später auf YouTube nachgucken kann). Es geht viel um die Rettung der Demokratie vor Broligarchen, Big Tech und ganz normalen Faschisten. Darum, wie man die digitalen Technologien nutzen kann, um Gutes zu tun und mit welchen Strategien man die Hürden überwinden kann, die die großen Plattformen einem inzwischen in den Weg legen. Digitalisierung in der Verwaltung, sich als „verrückt“ gerierende Diktatoren, von denen man sich nicht blenden lassen darf, der größer werdende digitale Graben zwischen entwickelten und Entwicklungsländern und seine Auswirkungen auf Zukunft und weltpolitische Machtverhältnisse und wie wichtig es ist, strategisch Dinge zu beenden um Neues zuzulassen.

Während der zweiten Session knabbere ich mein mitgebrachtes Brot mit veganem Schinken und einen Apfel. Nochmal etwas später hole ich mir draußen am Foodtruck einen sehr okayen aber arschteuren veganen asiatischen Nudelsalat (10 Euro!).

Ich komme nicht so richtig dazu, mit Menschen zu reden, höre aber welchen zu. Unter anderem zwei Damen, die für die CDU arbeiten und sich verklausuliert über Arbeitsdinge unterhalten. Einmal sitze ich neben jemandem aus der Timeline, lasse mir aber nichts anmerken, weil mir grad nicht nach Reden ist. Mehrfach sehe ich Menschen aus meinem Internet von weitem, aber niemand von denen, mit denen ich regelmäßig kommuniziere. Und dann renne ich halt auch ständig von Session zu Session. Morgen vielleicht. Zu meiner Verteidigung: Ich sehe außerhalb der Session-Locations auch sehr wenig vom Gelände und dem ganzen Drumherum, auch davon vielleicht morgen mehr.

Nach der letzten Session und vor dem Karaoke (die Woche wird noch lang) mache ich mich müde auf den Heimweg. Zuhause setze ich Pellkartoffeln auf und nutze die Kochzeit um Katzen und Pflanzen zu versorgen und Kräuterquark anzurühren. Damit geht es dann auf die Couch. Ich telefoniere nochmal mit dem Liebsten, lüfte mein volles Hirn aus und liege halb 11 schon wieder in der Falle. Knapp 10.000 Schritte mit dem Fuß in den neuen Docs – das geht erstaunlich gut, aber noch nicht spurlos an mir vorbei.