17.05.2025 – Party mit Vorschlafen

Ich fühle mich ein bisschen wie damals, jung und Partyleben entdeckend. Ich glaube mein Bruder hat es damals vorgelebt, bevor er an den Wochenenden mit seinen Freunden zu Punkkonzerten oder den entsprechenden Dorfdiskos loszog – und meine Mutter hat immer den Mythos debunked, dass man vorschlafen könnte, man könne lediglich bereits erworbene Schlafdefizite ausgleichen. Vermutlich stimmt beides nicht, aber ich mache heute auf jeden Fall letzteres, denn die Katzen machen schon wieder ab 7 Radau.

Ich döse noch ein Stündchen vor mich hin, treffe dann radikale Entscheidungen und werfe den Großteil der Spiele von meinem Handy – die ziehen zu viel Energie, sowohl von mir als auch von der Batterie. Übrig bleiben die Rätsel und ein paar entspannende, bei denen man weder viel denken muss noch suchten kann. Und natürlich die Spiele vom Teilzeitkind, aber an anderer Stelle, so dass ich sie nicht ständig vor der Nase habe und in Versuchung gerate. Dann ganz normaler Morgen mit Internet leer lesen, Bloggen, Französisch, Italienisch… Und zum Frühstück machen geht es wieder zurück ins solidarische Bruce-Springsteen-Hören.

Es gibt Porridge mit Rosinen, Rosenwasser, Zimt, Mandelmus und Pistazien, dazu Crowdfarming-Orange und Iced Matcha Latte mit Waldmeistersirup (muss man ja auch mal probieren, is aber nicht so geil). Ich esse auf dem Balkon, in eine Decke eingewickelt, und werde wieder müde. Also zurück ins Bett, mit dem Buch, das ich heute endlich auslesen will. Bruce Springsteen singt leise, die Enten im Buch brüten leise, die Wellen im Buch rauschen sanft und Zack bin ich wieder eingeschlafen. Irgendwann später wache ich wieder auf und lese das Buch wirklich zu Ende. Dann muss ich mich auch schon fast sputen.

Ich stehe auf, mache mich ausgehfein, stelle das Buch an die richtige Stelle im Regal, packe meine Ausgeh-Shoulderbag, schnappe mir eine Mate zum Wachwerden für den Weg und gehe los ins Draußen. Mit den neuen Stiefeln geht es wirklich ziemlich gut, nur ab und zu tut mal was weh. Mit Tram und Partytram geht es in den Partykiez, umringt von kleinen Grüppchen aufgedrehter junger Leute. Das Ziel ist aber erstmal der Hot-Pot-Laden, wo ich den Liebsten auf eine gepflegte Malatang-Suppe treffe.

Meine fülle ich mit allerlei leckerem Zeug, das man nicht so oft bekommt – Grünschalmuscheln, Morcheln, Algen, Lotuswurzel, Enoki- und Shiitake-Pilze… Ein bisschen Bohnen und Zucchini für die Vitamine und Reisnudeln zum Sattwerden. Dazu gibt es Almdudler. Als wir satt sind, laufen wir ein paar Blocks weiter zu der Kneipe, die der Mann der besten Freundin für die Party zu seinem 40. gemietet hat. Es füllt sich erst langsam, so dass wir in Ruhe mit ihm und der besten Freundin quatschen können. Die Kinder sind auch noch am Start (sie werden kurz vor Mitternacht von den Großeltern nach Hause gebracht). Ich verbringe den Großteil des Abends im Sitzen, trinke zwei kleine Bier, tanze sitzend zur Musik und habe viel Spaß mit dem Liebsten und der besten Freundin. Die Musik ist natürlich großartig, wenn Menschen in meinem Alter und soziokulturellen Kontext runde Geburtstage feiern, dann läuft die Musik aus der Zeit als wir jung waren – von den Spice Girls bis zu We Are Scientists, von Franz Ferdinand bis The Offspring.

Wer aufmerksam mitliest, Mate, Almdudler, Bier… kann sich denken was als Nächstes kommt: Die Kohlensäure kickt, aber so richtig. Histaminalarm, Sodbrennen, Übelkeit und Müdigkeitsattacke… Gegen 1 verabschieden wir uns, nicht ohne noch ein halbes Lied mitgetanzt zu haben („This Fire Is Out Of Control / We‘re Gonna Burn This City!“ oder wie der Liebste sagt: ein Gewerkschaftssong) und fahren mit der S-Bahn nach Hause. Wir kommen wenige Minuten nach der Mitbewohnerin an, begrüßen und füttern noch die Katzen und fallen erschöpft ins Bett. Ich verbringe die Nacht eingeklemmt zwischen dem Liebsten rechts und den Katzen links von mir, alle sehr auf körperliche Nähe bedacht, und finde erst spät in tiefen und erholsamen Schlaf.