Diesen Montagmorgen wird die Routine ordentlich durcheinandergewürfelt, weil der Wecker nämlich erstens überhaupt und zweitens schon halb 7 klingelt. Und das, wo ich grad wieder unruhiger schlafe, denn als Linksschläferin mit Schulter, Ellbogen und Fuß kaputt, jeweils links, hat man es nicht leicht. Trotzdem werde ich erstaunlich schnell wach, da hilft der Termin im Draußen. Vorher aber noch ein Brot mit Büffel-Weichkäse und Feigenmarmelade und ein Matcha Latte für unterwegs.

Mit Tram und Tram (und Tram und Tram, bin aus Versehen einmal falsch umgestiegen) geht es zur Praxis der besten Freundin, Kontrolle, zwei Medikamente auf die Karte laden, Termin für Laboruntersuchung machen. Nächster Halt dann Apotheke, jetzt sind die Vorräte wieder aufgefüllt. Dann mit der nächsten Tram weiter nach Mitte. Hier macht in einer knappen Stunde der Laden auf, in dem ich mich mit den Zauberschuhen versorgen will, die machen sollen, dass ich in zwei Wochen das Immergut trotz Fuß gut überstehe. Vorher aber erstmal sitzen und ausruhen, ich bestelle mir in einem Café eine Holunder-Minz-Limo und lausche den Menschen um mich herum – eine wilde Mischung aus Tourist*innen, alteingesessenen Originalen, (Lebens-?)künstler*innen und einem Start-up-Dude, der über Viability, Confidence und Case telefoniert – auf Deutsch.

Kurz nach 11 stehe ich dann im Laden und lasse mich beraten, meine vorherigen Recherchen waren ziemlich gut, ich gehe kurz danach gut versorgt wieder raus und zur nächsten Tram, die mich dann nach Hause bringt. Das Schrittziel (das neue Fitnessband macht das dynamisch, aktuell sind wir nur bei knapp 6000) ist erreicht, als ich zuhause einchecke. Ich packe meine neuen Schuhe aus, ziehe die Einlaufsocken und dann die Schuhe an und weite den Rest des Tages fleißig das Leder.

Dabei telefoniere ich erst mit dem Liebsten, dann kümmere ich mich um die nächste Baustelle. Pünktlich nach zwei Jahren macht der Akku meines Telefons langsam schlapp und obwohl ich keine der Apps genutzt habe, die wirklich viel Energie ziehen, ist er in knapp sechs Stunden von 100 auf 23 Prozent runter. Das ist im Alltag OK, wenn ich eh die meiste Zeit drinnen bin, aber nicht, wenn in zwei Wochen re:publica und Immergut anstehen. Also beiße ich in den sauren Apfel (höhö), bestelle das aktuelle Modell und gebe das vorherige Modell in Zahlung. Das jetzige behalte ich für Notfälle, gute alte Tradition. Nervig ist, dass ich das alte nochmal kurz einrichten muss, um an die Seriennummer zu kommen, die nicht draußen dran steht. Anyway, neues Handy dann also morgen, in der gleichen Farbe wie die neue Brille, ein bisschen Nerdigkeit muss sein.

Zum späten Mittagessen gibt es dann Pellkartoffeln, Cornichons und Kräuterquark mit Leinöl allem, was Balkon und Tiefkühlfach so zu bieten haben (außer Koriander und Rosmarin): Dill, Schnittlauch, Basilikum, Thymian, Petersilie, Liebstöckel, Estragon, Minze, Zitronenmelisse und Salbei. Dann kümmere ich mich endlich um meine Französisch- und Italienischlektionen, heute Morgen war ja keine Zeit.
Hinterher mache ich mir nochmal eine große Tasse Ostfriesentee mit Kluntjes und Mascarpone-Schlagsahne und lese eine Weile in meinem Buch (James Rebanks – The Place of Tides) weiter, es geht um Eiderdaunengewinnung auf norwegischen Inseln und das Leben am Meer im Allgemeinen, auch um norwegische Geschichte und deutsche Besatzung usw.

Zwischendrin kommt eine Ladung Katzenstreu und Katzenfutter an, die ich auch noch verräume. Netter Plausch mit dem DHL-Fahrer, der gut gelaunt und mit einem Augenzwinkern sagt: „Gut, dass sie nur im zweiten Stock wohnen!“ Der Karton ist mal wieder beim Transport gerissen, diesmal immerhin nicht die Katzenstreu-Säcke. Werde ich wohl ein weiteres Mal die schlechte Verpackung monieren.
Um 17 Uhr dann, der Tee zeigt inzwischen volle Wirkung, nochmal anderthalb Stunden Webinar, diesmal sehr interaktiv, ich spreche in Breakout Rooms mit insgesamt sieben anderen Teilnehmerinnen, die ich noch nicht kenne. Danach bin ich immer noch ganz aufgekratzt und räume meine Tabs auf, schreibe E-Mails und Nachrichten und betreibe Recherchen. Dann bringe ich noch den kaputten Karton zum Müll und laufe so das erste Mal in den neuen Schuhen draußen rum – erstaunlich, wie gut das geht. Viel schneller und sicherer als in den Sneakers, die ich vor allem gekauft hatte, weil ich da mit Schiene reinpasse. Ich bin guter Dinge, was das Festival angeht.
Erst kurz vor 8 beschließe ich Feierabend, mache mir Brote mit Crowdfarming-Avocado und Gouda und beschließe den Tag mit ein paar Folgen Yellowstone, bevor ich das Leder der Schuhe nochmal behandle und mich dann ins Bett begebe.