06.05.2025 – Mehr so ruckelig

Die Politik schmeißt mir mal wieder meine Routinen durcheinander. Statt wie sonst erstmal ordentlich Dinge churchillhaft vom Bett aus zu erledigen, wechsle ich schon nach dem Bloggen aufs Sofa und vor den Fernseher, um der Kanzlerwahl zuzusehen. Wird ja nicht lange dauern, denke ich mir, und danach kann ich ja zurück ins Bett und da Französisch und Italienisch machen und so. Na Pustekuchen. Erster Wahlgang scheitert, wie und wann es weitergeht ist ungewiss. Ich mache mir schnell Müsli mit Joghurt und dann die Sprachübungen und später die Rätsel auf dem Sofa, während im Hintergrund Phoenix lautlos weiterläuft.

Um 12 wechsle ich an den Schreibtisch und nehme noch mit ausgeschalteter Kamera an einem Webinar teil. Danach ein wenig Hausarbeit und dann Webcam-fein machen für einen Videocall. Leider taucht mein Gegenüber auch nach zehn Minuten nicht auf und dann stellen wir per E-Mail fest, dass es technische Probleme gab und und wir parallel alleine in zwei verschiedenen Meetings saßen. Im fünften Jahr nach Beginn der Pandemie schon witzig, dass das immer noch vorkommt. Wir vertagen uns und ich fahre den Adrenalinspiegel wieder runter.

Zwischenzeitlich kam die Meldung, dass auf die historische Wahlniederlage nun ein historischer gemeinsamer Antrag von Linker und CDU (und rot-grün) folgt, nochmal abzustimmen. Ich bin wieder live dabei und der Liebste inzwischen auch, von Südberlin aus. Im zweiten Anlauf schafft es Merz, was gleichzeitig gut und meh ist. Aber gut, ich habe auch schon acht Jahre Kohl und 16 Jahre Merkel überlebt. Müssen wir eben wieder viel demonstrieren gehen. Apropos gehen, der Fuß geht sich ganz gut ohne Schiene, das probiere ich jetzt erstmals auch draußen aus.

Ich gehe in die Apotheke (nachgeholt von Sonnabend) und dann noch in den Supermarkt. Der Fuß mag keine Stöße, Schrägen und Unebenheiten, aber ansonsten komme ich schon deutlich schneller voran als mit der Schiene und solange ich glatten Untergrund drunter habe auch beschwerdefrei. Ich halte die Strecken erstmal noch kurz, bin aber optimistisch. Muss auch sein, denn in drei Wochen ist re:publica und direkt im Anschluss Immergut!

Wieder zuhause setze ich gekauften Rinderfonds mit Ingwer, Knoblauch, Zimt, Nelken, Peperoncini, Sternanis, Pfeffer, Petersilienstängeln und Liebstöckel an, lasse aufkochen und dann ziehen.

Das ist nicht unscharf, das dampft!

Dann nochmal anderthalb Stunden Webinar, das ich aber teilweise mit in die Küche nehme. Ich schnipple den Crowdfarming-Chinakohl, hole die Würzmittel aus der Brühe, gieße mit Gemüsebrühe auf, koche den Kohl, gebe Gyozas mit Schweinefleisch und Hirtentäschel dazu, würze mit Sojasauce und Fischsauce nach und dann ist es auch schon halb 8 und der Liebste steht vor der Tür.

Wir essen, erzählen, gucken dann ganz traditionell die Tagesschau und den Brennpunkt zum Kanzlerwahlkrimi. Dann ein bisschen Carney im Oval Office (guter Mann aber boah ist Trump unangenehm, also zusätzlich zu gefährlich und böse), ein bisschen Chelsey Handler… Dazu Rotwein. Gegen halb 11 wechseln wir ins Schlafzimmer, damit die Mitbewohnerin in ihrem ans Wohnzimmer grenzende Zimmer vor ihrer Frühschicht genug Schlaf bekommt. Obwohl es immer noch ganz schön kalt ist, bleiben die Balkontüren heute Nacht offen. Wir sind ja einer mehr im Bett und so ein ausgewachsener Mann wärmt mehr als zwei flauschige aber im Vergleich kleine Katzen.

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