Mein traditioneller erster Mai ist möglicherweise ungewöhnlich, denn er war eigentlich nie von Demonstrationen geprägt, weder vor noch nach der Wende. Wobei ich nicht ausschließen möchte, dass in meiner Kindheit Erwachsene zur Mai-Demo gefahren sind, während ich mit den anderen Kindern in der Glut des Hexenfeuers Kartoffeln röstete. Der erste Mai war jedenfalls immer sehr ruhig, sehr grün und in meiner Erinnerung hat natürlich auch immer die Sonne geschienen. Heute dann also ruhig, grün, Sonne, aber keine Kartoffeln, die Tradition ist irgendwann ausgelaufen, fürchte ich, dafür gibt es inzwischen neue – Generationswechsel und so.

Als sich alle aus ihren Betten geschält haben, gibt es eine große Frühstücksrunde zu acht mit Müsli, Brötchen, selbst gemachten Marmeladen (eigentlich Konfitüren) und den Resten vom traditionellen Hexenbrennen-Zwiebelkuchen. Dazu Gespräche über das Wetter, die Pflanzen, die Vögel, die Katzen der Umgebung (past and present), Bürokratie, Inklusion…


Dann löst sich die Gesellschaft langsam auf. Vier brechen auf Richtung Heimat, eine geht Tapeten ablösen, einer geht Gartenarbeit nach. Mein Fuß und ich bleiben sitzen, ebenso wie die Musicousine und das lokale Katertier. Es ist viel Chillens und Erzählens und ins Grüne guckend Sinnierens.


Später nutze ich die Gelegenheit einer ebenerdigen Dusche und betreibe ausführliche Körperpflege, bevor ich mich frisch anziehe und meinen Kram zusammenpacke. Dann gibt es noch selbstgemachten Waldmeistersirup zu verkosten (mit etwas grüner Lebensmittelfarbe drin, damit man von weitem erkennt, was in der Flasche ist), bevor ich mich verabschiede, verspreche bald wieder zu kommen, und zurück zu meinen eigenen Katzen fahre.
