Die letzte der heißen Nächte, immer noch mit Arm und Katzen und langem Wachliegen zwischendurch. Aufgewacht vom Anruf des Liebsten, der ja nicht wissen kann, dass ich erst vor kurzem wieder eingeschlafen bin. Da sind es im Zimmer noch 27 Grad, draußen aber deutlich weniger. Dazu Regen wie in Norwegen, nur nicht so doll. Fahren wir also wieder dieses Programm, was? Aus dem Bett zu kommen dauert eine Weile, dann gibt es der Situation angemessenes Frühstück – Reste und Herbstliches allüberall, dazu Wasser, weil es mir für heiße Getränke noch zu warm ist.

Nach dem Essen die nächste Waschmaschine – inkl. zweier in Norwegen arg eingesauter Paar Schuhe, in der Hoffnung, dass sie bis Kanada trocken werden. Ich hätte das an den heißen Tagen machen sollen, statt jetzt. Aber ein paar Tage sind ja noch. Dann setze ich mich für einige Stunden an den Schreibtisch, mache Buchhaltung und gucke Tutorials zur Bedienung eines MacBooks. Ich habe zwar seit über zehn Jahren eines, habe das aber bisher vor allem zum Surfen, Streamen, Schreiben benutzt. Ab morgen wird es mein einziger Laptop sein, ohne Windows-Gerät als Backup, ich muss mich noch ein wenig einleben.
Außerdem suche ich meinen Impfausweis und bin völlig überfordert, als ich ihn nicht finde. Vor meinem geistigen Auge liegt er immer sehr prominent herum, in seiner schicken Impfausweishülle mit Wal-Schutzumschlag, den er seit der Pandemie hat. Jetzt gerade ist er unauffindbar, wahrscheinlich irgendwo zwischen Dinge gerutscht. Aber nach Kanada wollte ich ja eh mal in Ruhe ausmisten.
Also geht es dann ohne Impfausweis los in den Westen – Impftermine finden ist ja wieder fast so abenteuerlich wie ganz am Anfang. Ich fahre mit Tram und S-Bahn zum Zoo, treffe dort völlig überraschend eine ehemalige Kollegin, die gerade auf dem Weg ins Kino ist, und laufe dann den Ku‘damm hinunter bis zu einer Apotheke, bei der man online Termine buchen konnte. Komische Gegend hier, dit is nich MEIN Balin. Der fehlende Ausweis ist kein Problem. Ich fülle den Anamnesebogen aus und gebe erstmals eine chronische Erkrankung mit Immunsuppression an – ab jetzt also auch ganz offiziell und nicht nur gefühlt Risikogruppe! Beim Ausfüllen der früheren Impftermine komme ich durcheinander. Vor 1-2 Jahren konnte ich die noch auswendig, aber die Zeit nimmt alles mit.
Erst- und Zweitimpfung im Mai und Juni, das war 2021, bewaffnet mit Wahlhelfendenbeleg, in einer Arztpraxis in Spandau. Dann im November der Booster im Einkaufszentrum um die Ecke, mit elendlanger Schlange, nachdem in Berlin ein Booster schon nach fünf Monaten freigegeben wurde. Der nächste, mit angepasstem Omicron-Impfstoff, dann schon im März, dann schon ohne langes Anstehen, aber in einem Einkaufszentrum in Neukölln. Kurz darauf die erste, heftige Infektion und die monatelange Rekonvaleszenz. Im Herbst dann wieder einen Booster aus dem Einkaufszentrum, kurz bevor da zugemacht wurde, weil die Hausärztin der Meinung war, vier würden reichen. Dann im nächsten März Infektion Nummer 2, nachdem ich mich gerade wieder auf mein Fitnessniveau von vorher berappelt hatte.
Letzten Herbst dann Doppel-Impf mit Grippe, die Apothekerin verliert kein Wort darüber, wie viele COVID-Shots ich schon habe. Dieses Jahr warte ich nicht bis zum Doppel-Impf, erstens wegen angepasstem Wirkstoff, zweitens wegen anstehendem Auslandsaufenthalt, drittens wegen neuer Immunsupression und viertens wegen der Welle um mich herum. Also jetzt COVID und dann im Spätherbst Grippe. Wenigstens hat der ewige Armschmerz dann jetzt auch noch einen Sinn und konzentriert sich plötzlich auf die Einstichstelle.
Auf dem Heimweg kehre ich in mehreren Zeitungsläden ein und suche die Sudoku-Heftchen für meine Mama. Am Hauptbahnhof mehr Glück als am Zoo und soviel, dass ich am Alex gar nicht mehr gucken muss. Überlege, ob ich for shits and giggles noch ein Heft Stufe 14-15 zwischen die mit 10-12 lege, lasse es dann aber. Wusste gar nicht, dass das so eine Wissenschaft ist.
Wieder zuhause dann spätes Mittagessen – nochmal Reste vom Besuch, indisches Hähnchen mit Paprika aus dem Restaurant mitgebracht am ersten Abend. Schmeckt immer noch sehr gut und reicht völlig aus, um meinen Magen zu füllen. Später gibt es dann noch ein Überraschungsei, das sie mir als Überraschung im Kühlschrank hinterlassen haben, an Vanilleeis mit heißen Himbeeren.
Ansonsten soll man sich ja nach der Impfung schonen, ich verbringe also den Abend auf dem Sofa und gucke mich durch meine DVD-Sammlung (Salmon Fishing in the Yemen und Once) und gehe dann einigermaßen früh ins Bett.































