Einen Tag später habe ich schon lange wieder vergessen, wie die Nacht war, erinnere mich aber an Aufwachen vor dem Weckerklingeln. Mit allen morgendlichen Dingen (inkl. Frühstück mit Müsli, Hafermilch und Blaubeeren) bin ich jedenfalls ziemlich pünktlich um 9 im Büro. Neben mir sind das nach dem gestrigen Abend noch nicht allzu viele andere, und diese wenigen verbringen dann erstmal eine halbe Stunde oder so damit, aufzuräumen und Partyreste zu entsorgen. Gegen halb 10 beginnt dann die eigentliche Arbeit.
Ich beginne damit, alles, was in den letzten beiden Tagen liegengeblieben ist, abzuarbeiten. Zunächst die Kleinkram-Sachen, da ich um 10 gleich das erste Meeting habe und mein Kopf auch eh noch nicht ganz wach ist. Für 45 Minuten Austausch mit der lieben Kollegin in Madrid, die neulich meine Gastgeberin war, reicht es aber. Danach ist mein Denkapparat auch komplett hochgefahren und ich kann mich an anspruchsvollere Dinge machen. Umfragedatenauswertung steht zum Beispiel wieder an.
Um 13 Uhr gehen fast alle, die heute im Büro sind, gemeinsam essen, was im Restaurant für einige Probleme sorgt. Erst müssen wir warten, dann werden wir auf zwei Tische weit voneinander verteilt und erst dann wird ein weiterer Tisch frei und wir können alle zusammensitzen. Das Essen ist dann sehr gut (Zitronenhähnchen mit Mangosauce bei mir) und das Tischgespräch erbaulich. Am Ende muss ich aber früher los sprinten, weil ich ins nächste Meeting muss.

Dann eine Stunde Team-Meeting. Für den Kollegen in Chicago ist es erst 7 Uhr morgens, aber er hat seinen Tagesablauf angepasst, damit er möglichst viel Überlappung mit uns hat – und dann eben einen frühen Feierabend. Wir halten kurz inne und sind erleichtert, dass wir nur drei Zeitzonen im Blick haben müssen für unsere Meetings. Andere Teams haben es da schwerer und auch bei uns gab es (vor Jahren) auch noch Australien und Japan zu beachten. Japan gehört heute nicht mehr dazu und in Australien sitzt zumindest niemand mehr aus unserem Team. Meine Chefin (in Nordengland) erzählt uns aber Schauergeschichten von ihrem vorherigen Job, in denen sie es früh morgens mit Korea und spät abends mit Kalifornien zu tun hatte.
Anyway, es gibt viel zu besprechen und glattzuziehen und dann komme ich mit einer Menge action items wieder heraus. Für eines davon muss ich nochmal kurz mit Paris videotelefonieren, danach ist es vorbei mit Meetings, ein späteres wurde auf nächste Woche verschoben. Ich arbeite noch zwei Stunden vor mich hin, immer wieder unterbrochen von Gesprächen mit Kolleg*innen vor Ort, aber gegen 17 Uhr habe ich dann die wichtigsten Dinge aufgeholt und kann dem Rest der Woche mit Ruhe entgegensehen. Um mich herum hat bereits die Feierabendlaune begonnen, erste Getränke machen die Runde.
Ich bleibe heute beim alkoholfreien Radler, erstens liegen mir die beiden letzten Abende noch auf dem Organismus und zweitens scheint sich meine morgendliche Heiserkeit langsam in eine ausgewachsene Erkältung zu verwandeln. Da die Runde heute kleiner ist und alle schon einigermaßen erschöpft, kommen wir heute ohne Musik aus und sitzen einfach in der Couch-Ecke und reden. Es ist der letzte Abend mit unserem Geschäftsführer hier in Berlin, bevor er morgen Vormittag zurück nach Dortmund fährt und nächsten Dienstag seinen letzten Arbeitstag bei uns hat. Gegen 19:00 verabschieden ein Kollege und ich uns aus der Runde. Und fahren mit U-Bahn und Tram in unsere Höhlen zurück.
Auf dem Weg telefoniere ich mit meinem Bruder, bin aber schon deutlich platt. Zuhause noch Katzen füttern, die Reste des Döners von gestern warm machen und essen, mit dem Liebsten telefonieren, ein Geschenk einpacken, das Katzenklo durchsieben und dann liege ich gegen 21 Uhr in der Wanne und gegen 22 Uhr im Bett.
