Es ist der 5. und wie jeden Monat ruft Frau Brüllen zum Tagebuchbloggen auf. Die anderen Beiträge zu “Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?” findet Ihr hier.
Der Tag beginnt erstmals kurz nach 3. In meinem Traum druckt jemand im Wohnzimmer etwas aus, es brummt und piept. Dann bin ich wach und es brummt und piept immer noch. Immer nur ganz kurz – tiefes Brummen, ein-zwei Piepser, Stille. Nach ein paar Minuten wieder. Ich nehme im Halbschlaf an, dass wirklich irgendwer in der Wohnung drüber oder der nebenan etwas druckt, gehe kopfschüttelnd aufs Klo, lege mich wieder hin, versuche einzuschlafen. Brumm-Piep! So wird das mit dem Einschlafen nichts. Ich versuche es erst mit Abwarten, dann stehe ich mehrfach auf und überprüfe sämtliche elektrischen Gerätschaften in der Ferienwohnung – Kühlschrank, Mikrowelle, Wasserkocher, Boiler, Klimaanlage, alles ist brav aus oder zu oder rührt sich nicht. Ich kehre zurück ins Bett und hoffe, dass das aufhört. Etwa zwei Stunden lese ich (zwischendurch fällt mir auch ein Arbeitsding ein, das ich kurz überprüfe), dann scheint wieder Stille zu herrschen und ich schlafe gegen 5 wieder ein.
Halb 7: Brumm-Klingeling. Statt dem Piepen jetzt wie eine Handymelodie. Nur noch zwei-dreimal, aber genug, um als Wecker fungieren. Ich bin recht gerädert nach dieser Nacht, aber es ist gar nicht so schlecht, dass ich schon so früh wach bin, der Wecker hätte auch so um 7 geklingelt. Ich lese das Internet leer, blogge und stehe dann auf – der Liebste hat heute frei und schläft hoffentlich noch, also kein Morgentelefonat. Ich dusche, putze Zähne, ziehe mich an und bereite meine Sachen fürs Büro vor. Eine Birne wird kleingeschnippelt und verdost, der Rest Müsli eingepackt (die Milch hier hatte ich ja gestern schon alle gemacht, also gibt es das Frühstück erst im Büro). Ich trinke den Rest Pfirsichsaft aus und dann laufe ich los.
Erst durchs verschlafene Fischerdorfviertel, dann wieder die laute lange Straße entlang – unter Palmen und Orangenbäumen – bis zum Büroturm an deren Ende. Halb 9 bin ich da und treffe direkt unten auf einen Kollegen. Wir fahren gemeinsam hoch und ich setze mich heute mit an seine Schreibtischinsel. Heute am Freitag sind sehr wenige Leute da, die beiden Neuen und der Kollege, der sie einarbeitet, und ein anderes Team, das als einziges am Freitag den Bürotag hat. Dafür sind heute 80% der Anwesenden deutschsprachig, was irgendwie ungewohnt ist nach den letzten beiden Wochen.
Ich hole mir einen Kaffee, kippe Milch ins Müsli und stelle fest, dass ich die Birnendose zuhause vergessen habe. Na toll. Dann hole ich mir wieder eine deutsche Tastatur aus dem Fundus, richte meinen Arbeitsplatz ein und dann kann es losgehen:
- Ich baue schnell eine Seite im Intranet um und versende dann eine globale E-Mail als unser HR-Chef anlässlich des Weltgesundheitstags, der am Sonntag stattfindet. Ist natürlich alles mit ihm abgesprochen und von ihm abgesegnet. Dann poste ich noch etwas dazu in unserem globalen Chat und im Chat unserer Wellness ERG, wo sich eine Diskussion über praktische Gesundheitstipps für den Alltag entspinnt, Mission geglückt
- Um 9:15 startet die virtuelle Kaffeerunde für das deutsche Team, heute mit Kolleg*innen in Berlin, Valencia, Ostfriesland, Hannover und auch Barcelona, wo eine Kollegin gerade weilt. Wir reden über das Essen, das Wetter, die Unterschiede zwischen Spanien und Deutschland und spinnen Ideen für die Zukunft
- 10:00 Meeting mit Ostfriesland
- Danach kurze Atempause mit Abarbeiten von Kleinigkeiten und kurzem Check-in mit dem Liebsten, der mit dem Teilzeitkind auf dem Weg in ein Erlebnisbad ist
- 11:00 Meeting mit Biesdorf, Moabit, Prenzlauer Berg und Hannover
- Hinterher Nacharbeiten zu meinem Meeting-Marathon von gestern, da muss noch einiges an Action Items erledigt werden
- 12:45 gehe ich mit einer ganzen Handvoll deutscher bzw. deutschsprachiger Kolleg*innen Mittag essen – heute gibt es Mexikanisch

- 13:45 Meeting mit Ostfriesland, Biesdorf, Lichtenberg und Hannover (daher die für Spanien unheimlich frühe Mittagspause)
- Dann wieder Nach- und Abarbeiten von Dingen, die vor dem Wochenende erledigt sein müssen – Aufgaben abschließen, Tickets erstellen, Wochenbericht schreiben…
- Gegen 15 Uhr nochmal ein spontanes Meeting mit Biesdorf (inzwischen im Auto), Ostfriesland und Hannover
- Nochmal Nacharbeit, dann gucke ich das Tutorial von gestern zu Ende und baue mit diesem Wissen dann eine Datenvisualisierung nach, die eine Kollegin geschickt hatte – Achievement unlocked, jetzt kann ich das auch
17:30 Feierabend. Ich packe meinen Kram zusammen, räume die Tastatur weg, bringe Geschirr in die Küche. Wir erklären den beiden Neuen, dass sie jetzt auch endlich ins Wochenende gehen sollten. Ein Teil der anderen geht noch in die Kneipe auf ein Bierchen, aber mich zieht es ans Meer – morgen muss ich schließlich von hier weg.
Ich spaziere zum Hafen – es ist nicht so warm wie gestern und vorgestern, aber immer noch so 22-23 Grad und die Sonne scheint. Auf den Stegen sonnen sich Menschen und einige Mutige springen direkt ins Wasser.


Dann kommt der Strand. Ich kaufe mir an einem Stand eine letzte Horchata und ein Farton dazu und setze mich damit in den Sand.

Nachdem ich aufgegessen und ausgetrunken habe, wird es mir langsam kühl. Der Wind hat aufgefrischt und es ist Abend geworden. Nur noch 17 Grad. Einige Verrückte sind noch im Wasser, ich hingegen ziehe mir alles an, was ich habe und gehe am Wasser spazieren.



Es sind einige Angler am Start und eine Frau plus Kind, die im flachen Wasser nach Muscheln graben. Ich überlege, ob ich nochmal Essen gehen soll – Paella bekomme ich alleine auf keinen Fall, das habe ich in den letzten Tagen gelernt – und entscheide mich dann, zum Rest Käse und Birne, die ich noch habe, einfach noch etwas dazuzukaufen und zuhause zu essen.
Nach ausführlichem Wellengucken drehe ich also um und laufe zurück in mein Viertel. Im Supermarkt kaufe ich eine kleine Flasche Gazpacho, eine Tüte Chips (Pfeffer und Zitrone) und eine Zitronenlimo. Ich überlege noch kurz vor der abgepackten Fertigpaella, entscheide mich aber dagegen. Leider gibt es keine kleinen Portionen jamón und auch keinen Orangenlikör zu kaufen. Nun denn.

Zuhause gibt es dann also gegen 21 Uhr Käsehäppchen, Birnenhäppchen, Gazpacho, Chips und Zitronenlimo auf dem Sofa. Dazu und danach telefoniere ich mit der Kollegin und Freundin in Frankreich, die ja eigentlich auch gerne mit nach Valencia gekommen wäre und aus Gründen nicht konnte. Nach drei Stunden (kurz nach Mitternacht) legen wir auf und ich mache mich bettfertig. Ich schaffe etwa eine halbe Seite Lesen und dann bin ich weg.