30.03.2024 – Halbfauler Ostersamstag

Ich erwache gegen 8, also nach acht Stunden Tiefschlaf (die App behauptet, ich wäre erst nach 3 eingeschlafen, aber daran würde ich mich ja erinnern) und gewöhne mich erst ganz langsam ans Wachsein. Relativ früh mache ich mir einen Tee (English Breakfast aus den Vorräten der Ferienwohnung), den ich dann im Bett trinke, während ich das Internet leer lese, blogge und mit dem Liebsten telefoniere. Nach den anstrengenden letzten Tagen bin ich träge und am Ende ist es halb 12, als ich endlich aufstehe. Die Sonne scheint, der Hinmel ist blau und ich spaziere zu einer vorher recherchierten Churreria in der Nachbarschaft und bestelle mir mein Frühstück.

Als ich Churros bestelle, werde ich gefragt, wie viele ich möchte und bin etwas erstaunt, ob der Annäherung „uno, dos, tres?“. Die Größe erklärt es dann und für mein Verständnis sind das ja schon fast Porras und keine Churros, aber was weiß ich schon. Mit Schokolade groß und Horchata klein lag ich jedenfalls richtig – meine erste Horchata. Kann man machen, aber keine Offenbarung – evtl. kann man die noch spannender würzen?

Nach dem Frühstück geht es weiter zur Markthalle, mit diversen Fleisch-, Fisch- und Gemüseständen. Vergleichsweise wenig Käse, dafür ganze Kaninchen an den Fleischständen und ein Extrastand für Pferdefleisch. Die Kaninchen gehören ja in die originale paella hinein, mal schauen, ob mir die noch unter die Gabel kommt in den nächsten Tagen. Ich bin da ja zwiegespalten und mag die Konsistenz von Kaninchen nicht. Überhaupt wird in Spanien viel mehr Tier gegessen als in Deutschland – im Sinne von Schnecken auf fast jeder Speisekarte, diversen Innereien, gegrilltes Ohr und vieles mehr. Jede Tapas-Bar hat Sachen mit Leber, Hirn oder Füßen auf der Karte. Finde ich ja grundsätzlich richtig, aber selbst essen muss ich das nicht unbedingt… Ob das die Folgen von deutlich längeren Zeiten des Mangels sind? Oder ist man hier einfach deutlich experimentierfreudiger? Ich ahne die Antwort und schäme mich ein bisschen für mein Unbehagen.

Kaufen tue ich nichts, ich muss zwar noch Einkaufen, aber traue meinem Spanisch nicht genug, um das vernünftig zu machen. Heute haben ja auch die normalen Läden wieder offen. Als Nächstes geht es also weiter zu dem Supermarkt, der gestern schon zu hatte – und es heute unverständlicherweise auch ist. Hmpf. Also nehme ich mir den 24-Stunden-Supermarkt vor, den die Gastgeberin mir gestern nannte, nehme aber die scenic route am Hafen entlang.

Der Supermarkt entpuppt sich dann als besserer Kiosk/Späti, so dass ich vor allem Basics hole und mir vornehme, auf dem Rückweg nochmal in einem Obst- und Gemüseladen einzukehren. Natürlich läuft mir dann als erstes ein großer offener Supermarkt mit allem Drum und Dran über den Weg, wo ich sicherlich besseren jamon, queso und Brot bekommen hätte – zu spät. Dafür ist die Obst— und Gemüseabteilung ausbaufähig und ich hole nur Tomaten, Äpfel und Erdbeeren. Die Gurken sind mir zu stachelig und Mispeln und Artischocken, die mich auf dem Markt angelacht hatten, gibt es nicht. Direkt hinter dem Supermarkt kommt dann noch ein Obst- und Gemüseladen – vielen Dank auch. Da bin ich dann aber schon vollgepackt und so ganz gut sehen die Artischocken auch nicht mehr aus.

Ich komme nach Hause, verräume meine Einkäufe, erledige den Abwasch, lege die getrocknete Wäsche zusammen und mache mir einen Snack zurecht – der Rest Chips von gestern und ein Apfel – und lege mich damit aufs Sofa. Es ist 14:00, Zeit für Siesta. Ich spiele und höre Podcast, dann schnappe ich mir mein Buch und schlafe nach wenigen Seiten ein – nochmal für knapp anderthalb Stunden. Als ich aufwache ist es halb 6 und wie gestern muss ich mit mir ringen, ob ich nochmal rausgehen möchte zum Abendessen, oder einfach drinnen bleiben – Lebensmittel hätte ich ja jetzt.

Heute aber siegt die Abenteuerlust. Nach ausführlichen Recherchen reserviere ich mir einen Tisch in einem Restaurant um die Ecke, koche mir einen Kaffee und nasche ein paar Kekse. Dann verbringe ich die restliche Zeit mit Administrativem. Ich führe mein Haushaltsbuch – bis auf mein deutlich überzogenes Budget für „auswärts essen“ läuft der Monat gut, da muss ich wohl nochmal umschichten. Dann plane ich meinen Mai um.

Aufgrund von Terminkonflikten gebe ich drei Urlaubstage zurück und buche eine Zugfahrt nach Prag. Leider werde ich die re:publica dieses Jahr verpassen – für einen Tag lohnt sich das teure Ticket nicht, das verkaufe ich demnächst – und auch den ersten Abend vom Immergut – hier würden mich zwei Tagestickets mehr kosten als das 3-Tage-Ticket, das ich schon habe – und werde stattdessen früher zum Team-Offsite nach Prag anreisen und noch einen halben Tag durch die Stadt spazieren. Der Plot ändert sich also von:

  • Wochenende mit Teilzeitkind-Geburtstag
  • 3 Tage re:publica
  • 3 Tage Immergut
  • 1 Tag Rückreise und Ausruhen

zu:

  • Wochenende mit Teilzeitkind-Geburtstag
  • 1 Tag Homeoffice
  • 3 Tage Prag (1 Tag Anreise und Urlaub, 1 Tag Offsite, 1 Tag Offsite und Rückreise)
  • 2 Tage Immergut
  • 1 Tag Rückreise und Ausruhen

Schwer zu sagen, was das weniger anstrengende Programm wäre.

Fünf Minuten vor 8 verlasse ich die Ferienwohnung, drei Minuten vor 8 sitze ich an meinem reservierten Tisch. 5 Minuten nach 8 steht der erste Gang vor mir:

Warmes Brot mit Olivenöl, Tomaten-Dings und Aioli – von dem Brot brauche ich später noch ein zweites für die Reste der Dips und zum Teller aufwischen – gegrillte Jakobsmuschel, mit Lauch umwickelt, mit Lauch-Öl und Schinken, Agua di Valencia (Cava mit Orangenlikör und Orangen- und Zitronenscheiben). Es ist alles wahnsinnig lecker.

Der zweite Gang sind gegrillte Artischockenviertel (wegen denen hatte ich das Restaurant ausgesucht) mit einer Trüffel-Carbonara, Schinken und Parmesan. Wäre für mich auch ohne Schinken und Käse gut gegangen. Ja, Ihr könnt jamon gut, aber er ist schon etwas dominant, ist er nicht? Jedenfalls, Artischocken mit Ei und Trüffel sind eine Wucht!

Der dritte Gang ist dann der baskisch anmutende Cheesecake, allerdings mit Boden. Sehr gut, aber etwas unterwältigend vom Geschmack.

In unter einer Stunde bin ich fertig, habe bezahlt und liege nach einem kurzen Verdauungsspaziergang wieder auf der Couch.

Die Spanier*innen essen ja spät zu Abend, in den meisten Lokalen macht die Küche erst um 20:30 auf – in dem von heute schon 19:30 und ich war mit meiner Reservierung um 20:00 der zweite Tisch, an dem Essen bestellt wurde – am anderen saßen ebenfalls Deutsche. Als ich gehe ist es dann schon ordentlich voll. Das ist also der Trick – für einen Zeitpunkt reservieren, bevor die Spanier*innen selbst einfallen, dann klappt es auch mit dem Tisch. So ähnlich habe ich das vor anderthalb Jahren auf Procida auch gemacht, nur dass die Italiener*innen eine Stunde früher essen als die Spanier*innen und ich da schon um 7 im Restaurant sitzen konnte.

Auf der Couch dann schaue ich die beiden neuen Folgen von LOL – nachdem ich mir vom Liebsten die Erlaubnis eingeholt hatte, das ohne ihn und das Teilzeitkind zu gucken. Auch hier ist der Einstieg noch etwas unterwältigend und absolut vorhersehbar, wer als erstes rausfliegt, aber ich bin sicher, dass sich das über die nächsten Folgen steigert. Dann gucke ich noch ein bisschen im Internet herum, bevor ich kurz vor Mitternacht mit Buch ins Bett gehe.

Die Zeitangabe ist relevant, weil von 0:00 bis etwa 0:20 draußen ein ohrenbetäubendes Feuerwerk abgeht – der Herr ist auferstanden oder so – und danach dann quasi direkt vor der Haustür eine Riesenparty steigt. Mit „Saturday Night“ und „Macarena“ und allem Drum und Dran. Ist fast wie Einschlafversuche auf dem Immergut, nur mit deutlich bequemerem Nachtlager. Kurz vor 1 fallen mir dann trotz Musik die Augen zu.