Heute ist es also endlich soweit, das erste große Soloabenteuer in diesem Jahr beginnt. Mein Körper dankt es mir natürlich mit unruhigem Schlaf. Nach dem Einschlafen kurz nach 21 Uhr wache ich noch vor Mitternacht das erste Mal auf, stelle meinen Wecker nochmal auf etwas früher, weil ich beim Nachrechnen feststelle, dass ich sonst das gebuchte Zeitfenster bei der Security evtl. nicht nutzen kann – also von 3:45 auf 3:30. Dann schlafe ich nochmal in zwei kurzen Etappen und bin dann um 3 Uhr knallewach. Ich beschließe, nicht noch eine halbe Stunde rauszupressen, sondern gucke kurz ein paar Minuten im Internet herum und stehe dann einfach schon auf.
War richtig so, denn um diese Uhrzeit funktioniere ich einfach langsamer und komme nicht easy in einer halben Stunde aus dem Haus. Ich beginne den Tag mit Aspirin+C, denn die Erkältung ist unterschwellig immer noch da, und habe dann genug Energie, um mich anzuziehen, die letzten Sachen in den Koffer und den Rucksack zu verstauen, mein Bett zu machen, zu lüften, beide Katzen kurz zu streicheln und dann kurz vor 4 das Haus zu verlassen. In meiner ersten Rechnung hätte auch 4:15 gereicht, aber jetzt ist es gut so, auch weil ich mit Rucksack und Koffer natürlich auch langsamer zur S-Bahn laufe als sonst.
Es ist Berlin und es ist so gesehen immer noch Freitagnacht, die S-Bahnen fahren also alle paar Minuten und sind bis auf ein paar müde Reisende voll mit Partypeoplen in verschiedenen Graden der Munterkeit. Am Ostkreuz muss ich dann eine knappe Viertelstunde auf den Zug zum Flughafen warten – das sind die 5-10 Minuten Luft, die ich noch gehabt hätte. Kurz vor 5 komme ich am Flughafen an und ab dann beginnt viel Rumgelaufe. Leider hat IBERIA keine Baggage Drop-Off Möglichkeiten, so dass ich mich in die Schlange zur Abfertigung stellen muss, die an einem Sonnabendmorgen deutlich länger ist, als beim Liebsten neulich am Montag. Von da komme ich dann ziemlich genau pünktlich zu meinem Zeitfenster zur Security, so dass ich da in etwa einer Viertelstunde durch bin. Dann muss ich gefühlt bis ans andere Ende des Flughafens laufen, bis ich mein Gate erreiche. Nach ingesamt 50 Minuten am Flughafen habe ich es geschafft. Und das ist am frühen Morgen, wo noch nicht so viel los sein dürfte. Hui.
Nach Toilettengang und Wasserflasche auffüllen habe ich noch eine gute halbe Stunde, bis das Boarding beginnen soll. Ich esse die mitgebrachte Banane und knabbere ein paar Kekse, während ich den gestrigen Tag verblogge. Schon bevor ich damit fertig bin, beginnt das Boarding – früher als geplant. Ich stelle mich als eine der letzten an, muss aber trotzdem immer noch ewig im Gang stehen, bis wir wirklich ins Flugzeug dürfen. Ich habe per Zufallsprinzip einen Gangplatz erhalten, was OK ist, weil ich die Beine mehr ausstrecken kann und sowieso hauptsächlich schlafen will. Ich decke mich mit meinem Mantel zu, setze Kopfhörer auf und verfalle in gute zwei Stunden Dösen – mein FitBit erkennt keinen Schlaf, aber gut tut es trotzdem. Die letzte gute halbe Stunde vor der Landung verbringe ich mit Sudoku und anderen Handyspielereien.
Ab Landung in Madrid wird es dann ein bisschen hektisch – mein Handy hat Schwierigkeiten, sich ins spanische Netz einzuwählen. Einmal geht es kurz, dann nicht mehr. Flugmodus an/aus, mobile Daten an/aus, Handy an/aus… All das mache ich in der nächsten Stunde etwa 5mal – ohne Erfolg. Zum Glück kann ich am Flughafen per WLAN kurz mit der Familie kommunizieren und mit dem Liebsten telefonieren und ich habe ja auch das Diensthandy dabei, mit dem ich dann auch danach mit meiner Gastgeberin in Kontakt bleibe. Mein Koffer kommt recht schnell an, dann suche ich den Bahnsteig, kämpfe mit einem undurchsichtigen Ticketautomat, der zwar Englisch und sogar Deutsch kann, aber keine Informationen darüber hat, was für ein Ticket ich brauche, verhasple mich dabei ein wenig und sitze dann irgendwann im richtigen Zug. Während der halbstündigen Fahrt probiere ich weiter mit dem Handy rum – ohne Erfolg. Horrorszenarien im Kopf von Apple Stores und/oder Vodafone-Läden in Spanien… Dass die Anzeigen im Zug sich verschluckt haben und die Bandansagen falsche Stationen ansagen, macht alles nicht einfacher. Google Maps auf dem Diensthandy hilft mir aber, am richtigen Bahnhof auszusteigen. Wie sind wir nur früher gereist?
Der Stadtteilbahnhof ist ebenfalls unübersichtlich und die Schranken am Ausgang sind kaputt und erkennen keine Einmalfahrscheine. Alle die einen haben, müssen sich hinter Monatskartenbesitzer*innen schnell mit durchdrängen. Ich fühle mich kriminell. Dann plötzlich Madrid – es ist etwas diesig, aber hat 25 Grad und schicke Gebäude. Die Gastgeberin und ich treffen uns am Museum Reina Sofia – erste Live-Begegnung, nachdem wir seit 10 Jahren zusammenarbeiten und gerade in den letzten zwei Jahren auch ständig Videocalls hatten.
Es gibt bergauf bis zu ihrem Apartment, ich komme ganz schön ins Schwitzen. Oben angekommen muss ich dann erstmal Sitzen und Wasser trinken. Dann will ich mich wieder mit meinem Handy beschäftigen, aber plötzlich kommen lauter Nachrichten und Benachrichtigungen an – mein Handy ist zwei Stunden nach mir auch in Spanien angekommen. Puh. (Letztes Jahr in Kanada brauchte es auch etwas länger, aber maximal eine halbe Stunde, glaube ich.) Jetzt sitzen wir erstmal, trinken Kaffee und erzählen, bis ich mich akklimatisiert habe. Irgendwann gegen 14 Uhr ziehe ich mich dem Wetter entsprechend um – Stoffhosen ohne Leggings drunter, Strickjacke aus, Socken aus, Flip Flops an – und dann ziehen wir los in die Stadt.

Am Stamm-Fleischstand in der Nachbarschaft gibt es Jamón zu verkosten und meine Gastgeberin kauft Verschiedenes als Mitbringsel für ihre Eltern, die sie zu Ostern besuchen wird. Dann laufen wir weiter durch die Innenstadt und über die Plaza Major.

In einem Markt holen wir uns Fischiges und Wein zum Mittagssnack und später nochmal Obst.


Danach schlendern wir wieder nach Hause und machen erstmal Siesta. Meine Gastgeberin schaut einen Film, ich lege mich hin und döse/schlafe. Ich erinnere mich an einen Traum, mein FitBit behauptet weiterhin keinen Schlaf. Nun ja. Nach etwa anderthalb Stunden treffen wir uns wieder auf der Couch und erzählen weiter, bis es Zeit wird, zum Abendprogramm aufzubrechen.
In einem kleinen Kulturzentrum in der Nähe schauen wir uns eine Flamenco-Show an, die ziemlich intensiv und interaktiv ist, ganz anders als das Konzert von Paco de Lucia, das ich in den 90ern im Kulturpalast in Dresden gesehen habe. Danach sind wir ganz geflasht, haben Gitarrenohrwürmer und meine Gastgeberin, die außer Marketingexpertin auch Tänzerin ist, kriegt die Schritte und Bewegungen so schnell nicht aus ihrem Körper. In dieser Stimmung laufen wir durch die Gegend und suchen uns ein Lokal, wo wir Tapas bekommen.

Es gibt Salmorejo mit Schinkenstreifen, Patatas bravas, Croquetas mit Schinken und Spinat, marinierte Anchovis auf Kartoffelchips, Pimientos de Padron, Oliven und Brot, dazu Cava. Zum Nachtisch teilen wir uns einen Flan und gegrillte Ananas mit Kokoseis.

Satt und zufrieden laufen wir nach Hause. Ich telefoniere nochmal mit dem Liebsten, dann sitzen wir noch ein wenig auf der Couch und plauschen. Gegen Mitternacht machen wir uns bettfertig. Der Schrittzähler sagt 19.907, aber ich bin zu müde, um noch eine Runde durch die Wohnung zu drehen und die 20.000 voll zu machen.