Langsames, behäbiges Erwachen. Irgendwo kramt jemand in Lego. Nach einer gemütlichen Runde durchs Internet stehe ich auf, um aufs Klo zu gehen und finde unterwegs den Cousin und sein jüngstes Kind beim Chillen im Bett. Weil Wochenende ist, darf das Kind vor dem Frühstück noch etwas Fernsehen und hat sich Asterix ausgesucht. Nach und nach finden sich alle wach und in verschiedenen Graden des Angezogenseins am Frühstückstisch wieder und es gibt unter anderem die von mir mitgebrachten Zimt- und Kardamomschnecken.

Nach dem Frühstück gehe ich mit dem Cousin und dem größeren Kind hinaus in den Park – den Clara-Zetkin-Park, passend zum gestrigen Frauentag. Es ist März in Leipzig und das bedeutet Bärlauchernte. Ich bin mit Leipziger Bärlauch aufgewachsen, obwohl ich das nicht wusste – jemand aus der Familie hatte welchen Park ausgegraben und bei uns zuhause eingepflanzt und der verbreitete sich dann munter – wäre heute wohl problematisch. Ich halte mich jedenfalls brav an die Handstraußregel – geringe Mengen für den Eigenbedarf, damit kennt man sich ja inzwischen aus.

Die beiden bringen mich noch bis zum Haus der „alten Freundin“ (Winkewinke!) aus Schulzeiten, die vor acht Wochen ein Baby bekam – ein guter Anlass, sich nach fünf Jahren verschobener Treffen doch mal wieder zu sehen. Das Schöne ist, dass wir übergangslos vom Schreiben der letzten Tage zum Reden wechseln (und bei der Verabschiedung später andersherum) und dass die fünf Jahre dabei keine Rolle spielen. Ein paar Mal haben wir zwischendurch auch telefoniert, aber wenn nicht hätte das vermutlich auch keinen Unterschied gemacht. Die Freundin freut sich noch viel mehr über Zimt- und Kardamomschnecken – dies wissend war ich welche holen gegangen -, das Baby macht goldige Babydinge, wir quatschen und irgendwann gehen wir dann zu dritt wieder raus in den Park.

Nach einer ausgiebigen Runde kehren wir in einem Café ein – Babys erstes Ausgehen und erstes Stillen im öffentlichen Raum. Klappt alles ganz wunderbar. Wir essen Knödel (ich hab welche mit Käse, Butter, Salbei und Tomaten) und trinken Quittensaft – ich heißen mit Vanille.

Dann spazieren wir wieder nach Hause, trinken noch einen Tee zusammen und quatschen weiter, bis es für mich Zeit wird, aufzubrechen, damit ich nicht allzu spät zuhause ankomme. Wir verabschieden uns und setzen das Gespräch ab dann schriftlich fort. Mit Leipziger Tram, zwei Regionalexpressen und Berliner Tram bin ich nach dreieinhalb Stunden wieder in meinem Kiez. Im Gegensatz zu gestern gibt es dabei nur eine leichte Verspätung von fünf Minuten, aber zum Glück wartet der zweite Zug auf den ersten, so dass ich ein rundum entspanntes Bahnerlebnis zum Ausgleich habe. Ich nutze die Zeit zum Bloggen, Italienisch üben, Spielen und im Netz rumgucken. Für vertieftes Lesen ist mir zu viel Trubel um mich herum und sehr müde bin ich auch.
Auf dem Heimweg kaufe ich noch schnell ein paar Dinge im Supermarkt ein, dann begrüße und füttere ich die Katzen, hülle den Großteil des Bärlauchs in nasses Tuch und packe meine Sachen aus. Weil ich zu kaputt zum Kochen bin, rühre ich mir nur schnell einen Bärlauchquark an, streiche den auf Roggenbrot und verziere mit Spreewaldgurken – sorbischer Tsatsiki. Dazu gibt es ein Radler und dann noch zwei Folgen „The West Wing“, bevor ich noch vor Mitternacht im Bett liege.

