27.02.2024 – Trubeltag

Wieder viel zu früh aufgewacht, aber diesmal immerhin schon nach 6. Trotzdem nicht ideal für den anstehenden langen Tag. Und zwischen wach und munter ist ja auch nochmal ein Unterschied, ich bin nicht wesentlich früher durch mit meiner Morgenroutine als sonst, aber immerhin kurz nach 9 im Büro. Dort ist schon einiges los, denn heute machen wir die offizielle Einweihung und zu diesem Behufe kommen einige Leute rein, die man sonst nie oder selten sieht, außerdem ist neben den schon gestern anwesenden Kolleg*innen aus Polen und Italien jetzt auch noch einer aus Frankreich da. Im Laufe des Tages trudeln dann auch noch Leute aus allen Ecken Deutschlands ein.

Der Laden brummt sozusagen und ich bin ganz froh, dass ich mich in mein kleines Kämmerlein zurückziehen kann, dass ich meistens für mich alleine habe, um wenigstens ein bisschen was zu schaffen. Zum Glück fällt ein Meeting komplett aus, weil die Kollegin krank ist, ein weiteres wird aus Zeitgründen auf der anderen Seite auf Donnerstag verschoben. Zwei recht produktive Meetings haben wir aber live vor Ort, ein weiteres während der „Mittagspause“ (heute gibt es Sushi).

Drumherum bebildere ich einen Text und bastle an einem anderen, korrigiere einen dritten und schreibe E-Mails zum Abklären von Dingen. Und dann gibt es halt auch viele Gespräche mit Leuten, die ich seltenst sehe und mit denen ich im Arbeitsalltag nichts oder fast nichts zu tun habe. Ich erfahre spannendes über unser Büro in Valencia, wo ich ja bald ein paar Tage sein werde, und wo es dort das beste Gebäck gibt. Ich gehe mit Kolleginnen, die aus Süddeutschland abgereist sind, Kaffee holen, da sie nicht die nötigen Zugangskarten haben, um die Maschine zu bedienen, ich unterhalte mich mit dem Kollegen in Frankreich darüber, dass Bürotage wichtig sind, aber eigentlich nicht mehr zu unserer globalen Arbeitsweise passen, wo jeder Tag mit Meetings und Tasks durchgetaktet ist, während im Büro per Definition alles unstrukturierter läuft, Meetings überzogen werden und spontane Gespräche dazukommen. Büro ist wichtig für Kultur und Teamgeist, stört aber eigentlich beim Arbeiten und ist ein Stressfaktor. Immerhin gut, dass das nicht nur mir so geht.

Ab 15 Uhr ist an Arbeiten nicht mehr wirklich zu denken, es wird schlichtweg zu voll mit Neuankömmlingen, einige haben sich seit vier Jahren nicht mehr live gesehen – danke Pandemie. Eine Kollegin hat Kuchen und Muffins mitgebracht und es ist viel Erzählens. Gegen 16 Uhr verabschiede ich mich final aus meinem Teamchat und stürze mich ins Getümmel. Ab 16:30 moderieren ein Kollege und ich einige Spiele, bei denen durch witzige Geschicklichkeitsspiele Preise gewonnen werden können. Das schafft einen guten Übergang von Arbeitsthemen zum Feiern. Es gibt Musik und erste Kaltgetränke. Ab 18 Uhr ziehen wir um in den inzwischen leeren Gemeinschaftsraum des Bürogebäudes, wir drehen die Musik lauter und holen die etwas schwereren Getränke hervor. Ganz Feierabend habe ich aber noch nicht – eine Person, die gerade im Bewerbungsprozess steht, wurde eingeladen, um mal das Team kennenzulernen und ich gehöre zu den Personen, mit denen sie sich intensiver unterhalten soll. Und auch mit dem Kollegen aus Frankreich muss ich jetzt nochmal Arbeitsdinge besprechen, wofür früher am Tag einfach keine Zeit war.

Irgendwann wird dann Pizza geliefert und die Arbeitsthemen verstummen endgültig. Wir reden über alte Zeiten, vergangene Kolleg*innen und Parties, private Dinge… Mit der Kollegin aus Italien geht es u. a. um die politische Situation dort, ums Aufwachsen in Südtirol und um die Rechte von Arbeitnehmer*innen in verschiedenen Ländern im Vergleich. Der Kollege aus Frankreich berichtet, wie er immer zum Zigarettenholen rüber nach Italien fährt, weil die dort deutlich billiger sind. Der Kollege aus Köln berichtet von seiner neuen Katze, die Kolleginnen in Teilzeit davon, wie gut es ist, heute statt Kinderbetreuung mal unterwegs sein zu können… Es wird ein guter und langer Abend und irgendwann tanzen wir tatsächlich wie früher. („Nur, dass die meisten von uns halt inzwischen über 40 sind und auch so aussehen“, sagt der Kollege aus Dortmund.

Kurz nach halb 1 packe ich meine Sachen zusammen und überlasse den Rest ihrem Schicksal. Weil die Bahnen um diese Zeit nur noch sehr vereinzelt fahren, nehme ich mir zur Feier des Tages ein Taxi und liege so schon kurz nach 1, fest umzingelt von den Katzen, im Bett.

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