Ich kenne mich ja mit Krafttraining nicht so aus, weiß aber, dass versierte Enthusiasten sich ihre Trainingseinheiten ein- und über die Woche verteilen und dass es wohl sowas wie einen Leg Day gibt, den man wohl keineswegs skippen sollte. Von daher gehe ich mal davon aus, dass es auch einen Arm Day gibt. Den habe ich jetzt wohl jedes Mal, wenn ich ins Büro gehe, welches mit diversen schwergängigen Türen ausgestattet ist. Ich prophezeie entweder regelmäßigen Muskelkater und in der Folge Arme wie Stahl oder eben Sehnenscheidenentzündungen und die Notwendigkeit einer Bürobefreiung. Es bleibt spannend.
Es ist völlig unklar warum, aber. Ach der hervorragenden Nacht gestern wache ich heute schon kurz nach 5 auf und kann dann nicht wieder einschlafen. Augen zu und einkuscheln, Lesen, Kreuzworträtsel… Nichts hilft. Irgendwann gebe ich auf und beginne halt den Tag. Halb 7 klingelt ungeplant der Wecker des Liebsten (also von ihm nicht aktiv geplant, die Einstellung ist noch von Freitag übrig und da das Smartphone nicht mitdenkt und beachtet, dass das Teilzeitkind heute nicht da ist, klingelt es einfach, wie vom User vorgegeben). Der Liebste ahnt davon nichts, sondern macht den Wecker aus und schläft weiter. Halb 8 klingelt dann mein Wecket und ich lasse ihn extra lange klingeln, weil es so langsam auch für den Liebsten Zeit wird, aufzuwachen. Den Wecker ignoriert er aber auch, erst als ich mich an ihn kuschle und ihm ins Ohr säusele, dass er jetzt mal Kaffee machen müsste, weil er in einer halben Stunde anfängt zu arbeiten, wird er munter. (Ich nehme an das Triggerwort hier ist nicht „Arbeit“, sondern „Kaffee“ gewesen.)
Wenige Minuten später liegen wir mit Kaffee im Bett und lesen uns wach – also der Liebste sich. Kurz vor 8 stehe ich auf und gehe ins Bad. Dann esse ich schnell die letzten beiden Babybananen und ein Schokocremebrot. Kurz nach 8 verabschiede ich mich vom Liebsten, der nun tatsächlich mit der Arbeit beginnt, und mache mich mit Podcast auf den Ohren mit S- und U-Bahn auf den Weg ins Büro. Ich komme streikfrei durch und bin dann noch deutlich vor 9 da, zeitgleich mit einem Kollegen und nach einer anderen Kollegin. Im Laufe des Tages füllt sich das Büro auf zwölf Personen an, dabei ist heute gar kein Pflichttag. Aber wir haben Besuch aus Ostfriesland, aus Dortmund und aus Florenz, das zieht natürlich auch Berliner*innen nach sich.
Den Vormittag über gibt es Gespräche und Erledigungen aller Art. Ich schreibe mit einer Kollegin in Salerno, kläre vor Ort etwas mit der Kollegin aus Florenz, richte den neuen Drucker auf meinem Laptop ein, lasse mich dazu von anderen Kollegen und den Leuten am Empfang beraten, erstelle eine Ausweiskopie (schon wieder…), schreibe eine Mail an den deutschen Standort, gratuliere einer Cousine zum Geburtstag und trinke dabei viel Mate. Dann geht es zu einem geschäftlichen Mittagessen, zu fünft, in einem panasiatischen Restaurant. Ich esse Glasnudelsuppe mit Tofu und Kimchi und Reis-Bowl mit Rindfleisch und Mango. Dazu gibt es einen Mango-Minz-Eistee mit Litschi und hinterher einen vietnamesischen Kaffee.

Danach laufen wir schnell zurück zum Büro, wo um 14 Uhr schon das nächste Meeting wartet. Sieben Menschen in Berlin verteilen sich auf drei Räume und wählen sich von drei verschiedenen Laptops in ein Meeting mit einem Kollegen in Polen ein. Als das fertig ist, setzen sich vier von uns nochmal gemeinsam in einen Raum und besprechen Dinge. Dann geht es in der Fünferrunde vom Mittagessen weiter bis kurz nach 17 Uhr. Eine knappe Viertelstunde verspätet wähle ich mich dann in mein Teammeeting ein – Nord- und Südengland, Paris, Chicago, alle wieder da. Heute fassen wir uns aber kurz und sind schon vor 18 Uhr fertig.
Ich helfe noch schnell einem Kollegen mit etwas und dann geht es zu dritt mit der U-Bahn nach Hause. Am Alex trennen sich unsere Wege. Der eine Kollege fährt weiter gen Norden, ich zeige der Kollegin aus Florenz, wo sie eine schöne Flasche Wein für den Abend bei einem ehemaligen Kollegen kaufen kann und fahre dann mit der Tram zurück in den Prenzlauer Berg. Post aufmachen, Katzen begrüßen, Rucksack und Sporttasche weitestgehend auspacken und ein Tulpenfoto für den Bruder machen (so langsam ahnt man, wo bald Knospen sein könnten).

Dann kurzer Smalltalk mit dem Mitbewohner und seinem Besuch und dann lege ich mich mit einer Feierabendlimo (Ingwer-Estragon) auf das Bett und telefoniere mit dem Liebsten. Danach mache ich mir eine Stulle und Fenchel zum Abendbrot (und ein paar Chips, von der anderen Seite der WG), gucke ein wenig TikTok, schreibe mit einer Freundin und bin unheimlich müde. Kurz vor 21 Uhr erbitte ich mir eine ungestörte Stunde im Bad, lege mich in die Wanne und fange ein neues Buch an – für Grass oder Italienisch habe ich heute nicht genug Kapazitäten frei. Stattdessen fange ich mit Joan Didions „The Year of Magical Thinking“ an. Auch keine leichte Kost, aber wenigstens leicht geschrieben.
Kurz vor 22 Uhr liege ich im Bett, auf jeder Schulter eine Katze – ich wurde sehr vermisst – und versuche, trotz des Türmuskelkaters und der Vorgänge in der Küche (es wird dann jetzt gekocht), gut und schnell einzuschlafen.