Um 6:30 klingelt der Wecker des Liebsten (aus Versehen). Er snoozt ihn und schläft weiter. 5 Minuten später klingelt er wieder, er macht ihn aus und schläft weiter. Da bin ich schon ein gutes Stück durch meine morgendliche Timeline durch – allerdings fallen mir zwischendurch immer noch die Augen wieder zu. Richtig wach und munter werde ich erst eine halbe Stunde später. Als mein Wecker um 7:30 klingelt, bin ich schon emsig am Bloggen, das Teilzeitkind am Lesen und der Liebste wird dann auch wach und macht Kaffee. Als ich fertiggebloggt habe ist es 8 und höchste Zeit (für mich) aufzustehen, dann in einer Viertelstunde will ich beim Frühstück sitzen.

Es gilt, gemütlich das Hotelfrühstück auszukosten und mit der Liebstenschwesterfamilie zu plaudern, bis ich dann zurück aufs Zimmer und zur Arbeit muss – und außerdem so viel zu essen, dass es bis zum Kuchen nachher reicht, weil ich meine Mittagspause heute wieder erst um 15 Uhr nehme und zwischendurch keine Gelegenheit habe, an Essen zu kommen. Das Büffet erfüllt die Voraussetzungen (nach dem obigen Gang kommt noch ein Süßer) und die anderen trudeln auch nach und nach zum Frühstück ein, so dass es noch ganz gemütlich wird.
Kurz nach 9 habe ich meinen Laptop mit einem Hotspot verbunden und liege mit Tee auf dem Bett im Zimmer. Einen richtigen Arbeitsplatz gibt es nicht, aber ich bin ja Bett-Office gewöhnt. Die ersten zwei Stunden beschäftige ich mich mit der Auswertung einer Umfrage und dem Sortieren und Präsentieren der Ergebnisse. Darauf folgen zwei Stunden Meeting mit zweimal Lichtenberg, Berliner Büro und Ostfriesland. Während all dem sind die anderen mit Pool und Sauna beschäftigt. Von 13-14:30 Uhr beschäftige ich mich mit verschiedenen kleineren Aufgaben, dann gibt es ein halbstündiges Meeting mit Prag und Nordengland und dann ist es Zeit, nach unten zu gehen, wo der Rest schon in festlicher Garderobe wartet.
Die Liebsteneltern, die heute ihre goldene Hochzeit feiern, sind eingetroffen und werden begrüßt und beglückwünscht, außerdem sind zwei Paar Onkel+Tante des Liebsten angekommen. Gemeinsam geht es an die festlich gedeckte Kaffeetafel, ich in Jeans und Shirt noch sehr underdressed. Es gibt köstliche Obstkuchen (Birne, Apfel, Blaubeere und Mango) zum Kaffee.

Pünktlich um 16 Uhr bin ich wieder oben im Bett – Teammeeting bis 17 Uhr. Da mein Anschlussmeeting ausfällt, erledige ich danach nur noch ein paar dringende Kleinigkeiten und klappe dann schon um 17:30 den Laptop zu und werfe mich in Schale – schickes rotes Kleid, schwarzer Blazer, Täschchen für die beiden Handys. Es gibt ein großes Hallo, als ich so wieder unten eintreffe, wo inzwischen auch eine Trauzeugin von vor 50 Jahren eingetroffen ist. Bald danach kommen mit einem Paar Tante+Onkel des Liebsten auch die letzten Gäst*innen für heute an (eine zweite Feier mit lauter Freund*innen und Kolleg*innen des Brautpaars findet am Wochenende statt). Wir verteilen uns an zwei Tische – einer für die Generation Ü80 (plus die 79jährige Trauzeugin) und einen für die Generation Ü40 plus die beiden Kinder und dann gibt es für alle über 11 Champagner. Es folgt ein leckeres mehrtägiges Abendessen (Salat mit Kartoffeldressing und Speck, Selleriecremesüppchen, Spanferkelrücken mit Champagnerkraut und Maccaire-Kartoffeln und zweierlei Schokoladenmousse mit Obst).



Dabei wird viel erzählt, die Braut hält eine Rede, es wird munter zwischen den Tischen hin- und hergewechselt und besonders das kleine Kind hält alle auf Trab. Auch nach dem Essen ist noch längst nicht Schluss. Wir erfahren einiges über das Soziolog*innendasein in den 70ern, über Programmieren in den späten 50ern, über geheime Affären im Bundestag in den 80ern, Reisen, wilde Feiern und heutiges Engagement. The elders are alright. Gegen 22 Uhr bricht das Brautpaar im Taxi auf nach Hause, das kleine Kind wird ins Bett gebracht, das große bringt sich selbst ins Bett. Gegen halb 12 gehe ich nach und gegen 12 folgt auch der Liebste – berichtend, dass sein Schwager und die Trauzeugin immer noch zechen. So soll es wohl sein an solchen Tagen.