08.02.2024 – Überraschung

Ich erwache ziemlich munter etwa eine Stunde vor dem Weckerklingeln. Ein kurzer Temperaturcheck sagt, dass mein Körper wieder im Normalbereich operiert und so fühle ich mich auch. Ich bin also ganz darauf eingestellt, heute wieder zu arbeiten und schwinge mich früher als sonst normal wäre aus dem Bett, um zu duschen und mich anzuziehen. Nach der Dusche denke ich: Hui, vielleicht aber besser noch Bett-Office heute. Ich gehe in die Küche, füttere die Katzen, mache mir Porridge und Tee und bringe ein Tablett zum Bett, außerdem den Dienstlaptop. Inzwischen denke ich: Ich versuche das heute mit dem Arbeiten mal, mal schauen, wie lange ich durchhalte. Als ich noch etwas aus der Küche hole, treffe ich auf den Mitbewohner und sage, dass ich heute versuche zu arbeiten. Er schaut mich völlig entgeistert an: „You do what??“ Ich frage, ob er das für keine gute Idee hält und er verneint energisch. Seiner Meinung nach sollte ich mich die ganze Woche rausnehmen. Ich wackle zum Bett, fahre den Dienstlaptop hoch, fange an E-Mails zu sichten und dann zieht sich alles wieder zu. Ich verschiebe nochmal Meetings, gebe dem Team Bescheid, melde mich einen weiteren Tag krank, lege den Dienstlaptop wieder weg und löffle mein Porridge.

Nebenbei telefoniere ich mit dem Liebsten, der mich zu meiner Entscheidung beglückwünscht. Als ich fertig gefrühstückt habe, bin ich so platt, dass ich wieder einschlafe. Soviel zu meinen tollen Plänen. Irgendwann nach 11 wache ich wieder auf und habe dann einen kleinen Energieschub, den ich nutze, um nach draußen zu gehen. Ein Paket wartet in einer Packstation auf mich und da es nicht sehr schwer ist, nutze ich die Gelegenheit für Bewegung an der frischen Luft. Müll nehme ich auch noch mit runter. Der kurze Spaziergang (hin und zurück vielleicht ein Kilometer) ist ganz schön anstrengend und ich bin froh, als ich wieder drinnen bin und lege mich erstmal hin.

Passend zum Thema Außenwelt öffne ich die Post der letzten zwei Tage (Muss schon wieder Dinge tun, mit Fristen, die Drucker involvieren, wah!) und rufe dann noch bei der Versicherung an, die mit der Auszahlung meines Guthabens wartet, bis ich eine beglaubigte Kopie meines Personalausweises eingeschickt habe. Das tat ich vergangenen Montag, zwei Tage später schickten sie mir eine Erinnerung, die nochmal zwei Tage später bei mir ankam und mich nervös machte. Ich muss mehrmals Dinge sagen, die von einer Maschinenstimme wiederholt werden, lande dann für mehrere Minuten in einer Warteschleife und habe dann endlich eine nette Dame am Apparat. Sie braucht noch mehr Infos von mir und kann mir dann aber sagen, dass die Kopie noch nicht im System hinterlegt ist.

Gemeinsam kommen wir darauf, dass ich meine Vertragsnummer nicht auf die Kopie geschrieben habe und auch das ursprüngliche Schreiben der Versicherung nicht beigelegt hatte. Nichts davon stand in dem Schreiben und ich bin davon ausgegangen, dass man anhand meiner Ausweisdaten die Kopie recht einfach meinem Kundenkonto zuordnen könnte. Wohl nicht. Ich soll in einer Woche nochmal anrufen und fragen, ob die Kopie inzwischen angekommen und zugeordnet werden konnte, wenn nicht müsse ich evtl. nochmal eine Kopie machen und die würde sie dann per E-Mail schicken. Auch von dieser Möglichkeit stand nix in dem ollen Schreiben. Ich bringe meinen Unmut über das ganze Verfahren zum Ausdruck und erwähne, wie schwierig es ist, in Berlin an einen Ämtertermin für so eine Kopie zu kommen. Sie meinte, die könne ich ja auch bei meiner Bank oder meinem „Vermittler“ ganz einfach machen lassen. Ich erkläre ihr dann, dass ich seit Jahren keine Bank mit Filiale mehr habe und dass meine Versicherungsagentin nicht in Berlin lebt. „Oh“, sagt sie.

Ich rufe dann also wohl nächste Woche wieder an und gucke solange entsetzt auf das Loch in meiner Barschaft, denn die neue Versicherung hat den genau dafür eingeplanten Betrag natürlich schon abgebucht – meine Versicherungsagentin und ich hatten extra einen Monat Puffer eingebaut, damit es da keine Probleme gibt. Well… Ich hasse alles mit Papier und möchte bitte zurück ins 21. Jahrhundert.

Dann verspüre ich langsam ein Hüngerchen und mache mir eine Art Pastina, kleingebrochene Capellini in Gemüsebrühe, mit Blattspinat und verquirltem Ei. Das esse ich langsam und vorsichtig und es bleibt alles drin und jetzt ist mir auch nicht mehr übel, wie nach dem Porridge vom Morgen.

Dann überlege ich, was ich mit dem Rest des ungeplanten dritten Krankheitstages anstelle und verlege mich wie gestern aufs Filme gucken. Heute samt und sonders leicht verdauliche Kost: Der Coming of Age-Film „Along for the Ride“, die Episoden-RomCom „Happy New Year“ und die eher klassischen RomComs „The Switch“ und „The Rebound“, alle vier Filme mit kitschig-schönen Happy Ends.

Zwischendurch schaue ich immer schon ein bisschen, was so auf Arbeit passiert und schreibe auch mit zwei Kolleg*innen kurz. Ich denke, morgen kann ich wieder arbeiten – Freitage sind ja tendenziell eh eher ruhig. Diesmal aber direkt vom Bett aus, bloß nicht zu weit aus dem Fenster lehnen! MKurz vor Mitternacht mache ich das Licht aus.