Ich erwache schon kurz vor 7, aber wir waren ja recht früh im Bett. Vorausschauend spiele ich zuerst auf dem Handy, bevor ich es an das Teilzeitkind abtreten muss. Das steht gegen halb 8 auf und geht kurz nach 8 rüber zum Nachbarskind. Eine halbe Stunde später ist es zurück und verlangt nach Handyspielen. Ich gebe mein Telefon ab und lese auf dem Diensthandy das Internet leer. Dazu Kaffee im Bett und Kuscheln mit dem Liebsten. Irgendwann klingelt es und das Nachbarskind steht vor der Tür. Ich bekomme mein Handy wieder und im Kinderzimmer geht es ab da hoch her.
Irgendwann stehen dann auch wir Erwachsenen auf und dann gehen wir zu viert auf den Markt. Der Quarkbällchenmann, der ja außer Quarkbällchen auf hausgemachte Kartoffelchips verkauft, hat weiter expandiert und bietet jetzt auch frisch gepresste Zitronenlimo an. Das Teilzeitkind und ich nehmen jeweils eine – auch ich ohne Limoncello. Dann gibt es ein erstes Quarkbällchen auf die Hand.

Wir kaufen noch Börek, Oliven, Bulgursalat, Baguette, alten Gouda und Bio-Eier. Auf dem Heimweg entdecken die Kinder ein nasses, offenes Portemonnaie in einem Gebüsch. Das wird natürlich mitgenommen und zuhause erst einmal gesäubert und ausgiebig untersucht. Wir finden die Adresse und sogar die Telefonnummer der Besitzerin und können so direkt anrufen, ohne irgendwelchen Behördenkontakt. Das Portemonnaie wurde bereits im September aus einem tagsüber um die Ecke aufgebrochenen Auto geklaut. Wow! Wir werden es zurückschicken und die beiden Kinder werden ihre Adressen mitschicken, man will sich etwas für sie überlegen.
Dann gibt es aber wirklich Frühstück. Oder Brunch. Oder Berliner Frühstück, denn es ist 13:30 Uhr. Wir erzählen den ungläubigen Kindern, dass das in den Cafés in den Szenebezirken eine klassische Frühstückszeit ist. Ich habe die passende Szene aus „Herr Lehmann“ im Kopf. Soße drüber und fertig ist das Gartenhäuschen. Nach dem Essen gehen die Kinder im Kinderzimmer weiter Kinderdingen nach und wir legen uns wieder hin und lesen gemütlich den Nachmittag weg. Aus dem Nebenzimmer dringen immer wieder ungewohnte Geräusche, u. a. geht der Staubsauger sehr oft. Wir halten uns da wohlweislich raus und bekommen dann irgendwann ein komplett aufgeräumtes, umgeräumtes und sauber gemachtes Zimmer präsentiert. Huch. Die beiden hatten offensichtlich ein Interior-Design-Projekt und haben das ganz eigenständig umgesetzt.
Zum Abendessen kehren wir nach langer Zeit mal wieder beim Stammitaliener ein – natürlich auch zu viert. Die Kids bekommen O-Saft und wir gönnen uns Campari Spritz bzw. Negroni sbagliato zu Bruschetta und Aufstrichen mit Brot. Dann gibt es für die Kinder Pizza Margherita und für Montepulciano d’Abruzzo zum italienischen Klassiker Gänsebrust mit Rotkraut und Klößen, für den Liebsten mit Braten-, für mich mit Orangensauce. Man muss ja die Gelegenheit nutzen, wenn man sie hat und Weihnachten wird es aus Gründen keine Gans geben. Es ist faszinierend: Das erste Stück Gänsefleisch („Gänsefleisch ma herkommen?“) im Mund und Zack ist Weihnachten. Es gibt wahrscheinlich kein anderes Essen, das für mich so eindeutig mit einem bestimmten Ereignis verbunden ist.




Zum Nachtisch gibt es dreimal gemischtes Eis und für mich die Crema Caramel. Der Liebste bekommt noch einen Grappa und ich einen Ramazotti und dann geht es wieder nach Hause. Das Nachbarskind verabschiedet sich und das Teilzeitkind profitiert von unserer gelösten Stimmung (und wir von seiner Bereitschaft, ohne Unterlass bewegte Bilder anzusehen) und wir gucken zu dritt noch „Blues Brothers“ – eine Premiere fürs Kind, das sich zum Glück prächtig amüsiert. Dann ist es aber plötzlich ganz schön spät und jemand muss ganz schnell ins Bett. Wir hingegen gucken uns noch ein Comedy-Special von W. Kamau Bell an, bevor auch wir schlafen gehen.