23.11.2023 – Homie

Es gab eine Phase in meinem Job, da waren wir so viele Leute im Team, dass das Büro aus allen Nähten platzte und es nicht genügend Rechner und Arbeitsplätze für alle gab. Damals wurden dann Pflicht-Homeoffice-Tage eingeführt, die durchs Team rotierten. Auch als im Büro mal das Internet ausfiel, wurden wir nach Hause geschickt, um von da zu arbeiten. Ein paar Jahre später galt Homeoffice dann als Privileg und es durften immer nur maximal zwei gleichzeitig Homeoffice machen – wir rangelten uns um die Plätze. Noch später wurde eingeführt, dass jede*r an einem Tag in der Woche Homeoffice machen darf, seitdem wurden hybride Meetings bei uns normal. Dann kam die Pandemie und heute ist man froh, wenn die Leute mal einen oder zwei Tage pro Woche ins Büro kommen, wegen der teuren Miete und wegen des Sozialgefüges. Vor der Pandemie nannten wir in meinem Team (als ich noch nicht in einem globalen war) das Homeoffice liebevoll Homie. Dies als Exkurs zur Überschrift: Ich bin heute im Homie.

Ich wache von alleine vor dem Weckerklingeln auf, lasse mir relativ viel Zeit und sitze dann irgendwann mit Müsli (Apple Crumble, mit Kaki und Mandelmus angereichert) und Melissentee mit Sanddornsaft am Schreibtisch. Eines meiner drei Meetings heute wird auf morgen verschoben. Ich bearbeite relativ viel Kleinkram, koordiniert mit der Kollegin in Paris wie gestern. Außerdem schaue ich mir ein Webinar zum Netzwerken in virtuellen Teams an. Dann Meeting mit Paris und Ostfriesland und schon ist es Zeit für die Mittagspause, in der ich auch direkt produktiv bin: Müll runterbringen, Geschirrspüler aus- und einräumen, Töpfe und Pfannen abwaschen.

Zu Essen gibt es die beiden übrig gebliebenen Hotdogs von gestern. Eine Freundin des Lieblingsnachbarn holt seinen Ersatzschlüssel bei mir ab, weil sie in die Wohnung muss, er aber heute nicht im Homie ist. Und ein Paket Katzenfutter kommt an – mein Schnäppchen aus der Black Week, ein paar Tage früher bestellt als es dringend geworden wäre, um den Rabatt zu nutzen.

Der Nachmittag beginnt dann mit zwei Stunden Meeting mit Biesdorf, Lichtenberg, Ostfriesland und Nürnberg. Man kommt auf gute Lösungen, wenn man Zeit zum Diskutieren hat! Danach noch ein wenig herumpusseln und dann mache ich heute mal früh Feierabend und noch ein bisschen im Haushalt weiter – Wäsche waschen, Katzenklo durchsieben, Wassernäpfe auffüllen, Pflanzen gießen und einen Granatapfel schlachten. Ich sitze ein bisschen auf der Couch, dann kommt der Hase vorbei und bringt mir einen Pannetone mit. Er war gerade in Italien im Urlaub und erzählt mir Geschichten aus Modena, Rom und Neapel. Wir sprechen über „L’Italiano“ und ich fotografiere ihm die entsprechenden Seiten aus „Azzurro – in 100 Songs durch Italien“.

Schön ist, dass wir heute so lange zusammen sitzen, dass sich auch Noosa irgendwann raustraut und mit ihm kuschelt, das gab es in der Form nicht mehr, seit er vor über vier Jahren hier ausgezogen ist.

Um 20 Uhr dann fliegender Wechsel – Hase raus und ich in den Workshop aus dem Adulting-Projekt. Nebenbei löffle ich die Reste der Suppe vom Dienstag. Um 21:15 ist dann endgültig Feierabend. Ich spiele noch ein bisschen, telefoniere mit dem Liebsten und lege mich dann in die Badewanne, bevor ich ins Bett gehe und mich von Hörbuch und Heizdecke in den Schlaf wiegen lasse.