22.11.2023 – Kurz mal raus(ch)

Der Morgen bietet heute ein ähnliches Szenario wie gestern, ich muss irgendwie rechtzeitig ins Büro loskommen. Verminderter Schwierigkeitsgrad, weil ich nicht gleich morgens dringendes zu klären habe und das einzige Meeting des Tages erst um 10 anfängt. Verminderter Schwierigkeitsgrad auch, weil es draußen zu kalt ist, um beim Laufen ein Kaltgetränk zu trinken – ich nehme weder Mate noch Ingwerlimo auf die Hand mit, stecke aber eine Limettenlimo für am Schreibtisch ein. Verminderter Schwierigkeitsgrad auch, weil ich noch Müsli im Büro habe und nur schnell eine Birne und eine Satsuma einstecken muss (und der Rucksack ansonsten noch von gestern fertig gepackt ist. Und ich muss auch weder Yogamatte noch Gymbag mitnehmen. ). Verstärkter Schwierigkeitsgrad, weil es wirklich arschkalt draußen ist (beim Aufbruch noch Minusgrade) und ich mich für einen Nachmittag draußen passend kleiden muss. Die Antwort sind Thermostrumpfhosen unter Jeans und warmen Socken, gefütterte Winterstiefel und zusätzlich zu Schal und Wintermantel jetzt auch Mütze und Handschuhe.

Die Kopfhörer passen zum Glück schön über die Mütze und so gibt es beim Loslaufen immerhin schön aufmunternde Musik aus dem Mix der Woche. Außerdem scheint die Sonne munter und mein Körper schmerzt weniger als gestern, danke Heizdecke. Ich nehme fröhlich die Tram ins Büro, treffe unten einen Kollegen, mit dem ich ein paar Jahre im gleichen Team war (später noch eine andere Kollegin oben, mit der das richtig lange so war). Heute ist wieder Bürotag für die meisten, so dass viel Zeit auch für Gespräche (ernsthafte und lustige) draufgeht. Dazwischen und danach frühstücke ich, habe mein Meeting mit der Kollegin in Paris, finalisiere mit ihr ein Konzept und setze den ersten Teil um, kläre Dinge per Chat mit meiner Chefin und der Kollegin in Südengland, stoße fast im Vorbeigehen eine Änderung gemeinsam mit dem Geschäftsführer an, die uns im neuen Jahr hoffentlich beiden das Leben erleichtern wird… Es läuft heute.

Mittags gehe ich mit einem Kollegen draußen spazieren und eine Laugenstange kaufen. Dann sitzen wir noch lange auf einer Bank an der Spree und reden über ernsthafte und traurige Dinge. Der Nachmittag vergeht dann schnell und arbeitsam, denn schon kurz vor 16 Uhr brechen die meisten von uns im Pulk auf zum Team-Event, bei dem wir heute zwei Stunden lang Eisstockschießen und Glühwein trinken.

Ersteres macht erwartbar Spaß und ich bin (zumindest vor dem ersten Glühwein) unerwartet gut darin. Zweiteres sorgt auf meinen relativ leeren Magen dafür, dass ich eine Weile lang die Probleme der Welt komplett ausblende – oder sie nicht komplett an mich heranlasse, denn neben dem Spielen unterhalte ich mich mit einer ukrainischen Kollegin über ihre Familie zuhause und natürlich auch über den lieben Kollegen, der sich täglich mehr und mehr aus der Welt verabschiedet. Sagen wir, mein Kopf ist dabei in Watte gepackt.

Nach zwei Stunden ist es mir zu kalt, um noch weiterzuziehen und ich laufe zur nächsten Tramstation. Schon auf dem Weg merke ich, dass mein Magen heute Abend nicht die Reste der Suppe von gestern braucht, sondern etwas mit mehr Substanz und FeSaZu (Fett, Salz, Zucker). Ich bestelle noch unterwegs eine Hotdog-Box (eine Hälfte für heute, eine für morgen!) und Pommes.

Zuhause noch schnell Katzenfüttern und dann ist dringend Sofazeit. Ich telefoniere noch das dritte und vierte Mal heute mit dem Liebsten, verlängere meine Sprach-App-Streaks, kümmere mich um mein Handyspiel, schaue zwei Folgen „The West Wing“ und philosophiere im Team-Chat über die verschiedenen Arten, Weihnachten zu begehen. Beim Anschauen des Weihnachtsbaums am alten Familiensitz vom letzten Jahr werde ich ganz rührselig und komme zum ersten Mal dieses Jahr in leichte Weihnachtsvorfreude. Dazu passt, dass ich heute relativ spontan schon das dritte oder vierte Weihnachtsgeschenk besorgt habe und außerdem der Schwester des Liebsten bei der Auswahl eines Geschenks für ihn beraten habe.

Mit Weihnachtsliedohrwurm krieche ich kurz nach 10 zu Katzen und Heizdecke ins Bett und lasse mich dann erst von TikTok und dann vom Hörbuch berieseln, bis ich gegen Mitternacht einschlafe.

Hinterlasse einen Kommentar