Hui, mal eben zehn Stunden geschlafen, ähnlich wie in der gleichen Nacht der Vorwoche. War wohl bitter nötig mal wieder. Gemütlicher Morgen im Bett, Telefonat mit dem Liebsten – dem Teilzeitkind geht es besser und der Strich wird schwächer. Ich bin unsicher, was mit dem Tag anzufangen ist. Einerseits habe ich eine recht lange To-Do-Liste für das Wochenende, andererseits sagen Körper und Geist liegenbleiben. Ich vertage eine Entscheidung noch ein bisschen, dann fängt aber irgendwann meine Nase an zu laufen und ich nehme das als Zeichen heute liegenzubleiben und sage meine Verabredung für den Nachmittag ab.
Irgendwann gegen 12 stehe ich auf und mache mir Frühstück – zwei Stullen mit Käse, Toast mit Mandelmus, zwei Eier im Glas, eine Birne, einen Sanddornsaft, einen Hafer-Cappuccino und eine Kanne Kräutertee. Dabei treffe ich den Mitbewohner, der auch gerade aufgestanden ist. Wir sprechen über seine Pläne für das Wochenende und ich werde ein bisschen neidisch. Der Mann ist ein halbes Jahr älter als ich, aber führt aktuell ein Leben wie ich vor 20 Jahren als Studentin. Sicherlich auch, weil er gerade zwischen zwei Projekten ist und einfach Zeit hat, aber eben auch: Mehrfach die Woche ausgehen und was mit Freunden unternehmen, in einer Band spielen, Kultursachen machen. Er sagt, ich soll einfach mal mitkommen. Fühle mich sehr alt und müde. Ist das mein Post Covid, meine allgemeine Konstitution, die Nachwirkung von jahrelangem Einigeln oder ist mein Job anstrengender als ich mir eingestehe?

Anyway, mit dem Frühstück geht es zurück ins Bett. Ich höre heute mehr als sieben Stunden lang den „Alles gesagt“-Podcast mit Wolf Biermann. Puh, der Mann ist anstrengend. Und zwischendurch klug und unterhaltsam. Und dann wieder anstrengend und schwierig. Vieles zum Nach- und Weiterdenken dabei. Das Gute an diesem Podcast ist, dass ich mich auch mit Leuten intensiv auseinandersetze, bei denen ich es sonst nicht tun würde. Das Schlechte ist, dass der Podcast einen großen Teil meines Bettages einnimmt und ich in der Zeit nicht lesen kann, sondern eben vor allem Spiele spielen – und ein bisschen an Weihnachtsgeschenken basteln. Für Hausarbeit oder Spazieren wäre es natürlich auch gut, aber die habe ich ja für heute abgewählt.
Irgendwann nach 20 Uhr ist der Podcast vorbei und ich mache mir den Rest Suppe von gestern warm, dazu den Rest Salat und hinterher gibt es den Rest Halloween-Schokolade. Dazu und danach sieben Folgen „The West Wing“ – der Liebste nannte es mal liebevoll „Demokratie-Porno“. Wir haben vor drei Jahren oder so mal die ersten beiden Staffeln gesehen und sind dann wieder davon abgekommen, u. a. weil der Liebste es schon so oft gesehen hatte. Meinen Rewatch habe ich jetzt wieder von Anfang an gestartet, weil ich nicht mehr genau wusste, bis wohin wir gekommen waren. Es ist großartig und macht diesmal sogar noch mehr Spaß. Vielleicht, weil ich noch mehr Demokratie-Porno brauche gerade oder weil ich nach den drei Jahren noch mehr Verbundenheit und Parallelen zu meinem Team spüre. Meine Chefin ist ja sowas von CJ!
Ich mache dann den Laptop zu weil es schon halb 2 ist, nicht weil ich unglaublich müde wäre, lese noch ein paar Seiten und als sich Noosa zwischen mein Gesicht und das Buch legt, wechsle ich zum Hörbuch und schlafe dann doch recht schnell ein.