07.11.2023 – Langsamer Tag und gutes Essen

Als ich heute in der Nacht aufs Klo gehe, ist es irgendwas mit ner 5 vorne. Normalerweise schliefe ich dann wieder ein, aber diesmal springt mein Kopf direkt an und der Tag gleich mit. Ich beschließe, die unfreiwillig gewonnene Zeit zum Lesen zu nutzen und fange mit dem Buch an, für den sich der Buchclub auf Arbeit gestern entschieden hat und das ich daraufhin als E-Book kaufte: Laura Spence-Ash – Beyond that, the Sea. Schon bei der Abstimmung und jetzt bei den ersten Kapiteln muss ich die ganze Zeit an ein anderes Buch zum gleichen Thema lesen, dass ich als Kind mehrfach verschlungen habe. Mal schauen, ob das so bleibt.

Ich lese bis 7, dann beginne ich meine normale Morgenroutine, bin aber ob des fehlenden Schlafs dabei langsamer als sonst unterwegs. Kurz nach 9 sitze ich dann mit Porridge und Schwarztee mit Mango am Schreibtisch. Eigentlich war ja heute ein weiterer Schulungstag geplant, so dass mein Kalender jetzt angenehm leer ist. Ich beantworte E-Mails, organisiere ein paar Dinge, telefoniere mit einem externen Dienstleister und habe nur ein einziges, dafür 90-minütiges Meeting. Vor der Arbeit und in der Mittagspause höre ich die ersten Folgen des Tocotronic-Podcasts, während der Arbeit selbst und am Abend die Alben der Band in chronologischer Reihenfolge. Gestern Abend hatte mich jemand auf Mastodon mal wieder darauf gebracht und dann bin ich halt in ein Loch gefallen. Dabei auch endlich verstanden, dass der Look, mit dem die Indiejungs bei mir zu Uni-Zeiten Eindruck geschunden haben, ein paar Jahre vorher von Tocotronic geprägt wurde. I see what you did there, Jungs, nur 20 Jahre später („Hi, na?“)

In der Mittagspause drehe ich draußen eine Tageslichtrunde inkl. Drogeriemarkt und Haustierbedarf. Außerdem Wäsche zusammenlegen und neue aufhängen. Dummerweise hatte ich die Maschine zu voll geladen und die Wäsche ist nicht richtig geschleudert worden. So richtig kommt das erst in meinem Kopf an, als die Hälfte schon hängt und ich bin zu faul, alles wieder abzunehmen und nochmal ordentlich trocken zu schleudern. Das dauert dann jetzt also länger mit dem Trocknen, immerhin keine trockene Heizungsluft im Zimmer. Dann gibt es die Reste der Orecchiette mit Brokkoli und eine Satsuma, danach wieder Schreibtisch, während der Mitbewohner in seinem Zimmer mit Besuch aus Italien jammt. (Er spielt Bass und hat sich für den Besuch meine Gitarre ausgeliehen.)

Kurz vor Feierabend schaue ich mir den letzten Aufritt von Barack Obama bei einem Live-Auftritt von Pod Save America an. Die Macher des Podcasts gehörten zu seinem Wahlkampfteam und später zum White House Staff. Er spricht über die aktuelle Polarisierung in den USA, die Gefahr des Faschismus spätestens mit der Präsidentenwahl, die aktuelle Situation in Israel und Gaza und darüber, wie man trotz aller Unterschiede und Konflikte miteinander reden kann und muss, indem man das Menschliche ineinander sucht und erkennt. Menschen, die politisch gleich denken haben trotzdem viele andere Unterschiede und Menschen, die auf verschiedenen Seiten stehen haben trotzdem viele Gemeinsamkeiten. Den Verkürzungen auf Social Media widerstehen bzw. sie als solche erkennen und versuchen, den ganzen Menschen zu sehen. Durchaus inspirierend, denn damit struggle ich täglich, nicht nur auf Social Media. Das Gespräch kann man sich gut angucken und der Teil mit Obama ist auch nur die erste halbe Stunde.

Halb 6 klappe ich den Laptop zu und fahre zum Abendessen mit den Kolleg*innen, das eigentlich der Abschluss der Schulung hätte sein können. Wir gehen in ein arabisches Restaurant, das nach einer multiethnischen Ortschaft in Israel benannt ist und nach den Vorspeisen esse ich etwas, das auf der Karte als palästinensisches Nationalgericht bezeichnet wird. Dazu gibt es lauter Sachen aus meinem Berliner Essensalltag wie Fallafel, Hummus, Tabouleh, Halloumi… Es ist halt alles mit allem verbunden.

Die Hauptgerichte sind dann viel zu viel und reichhaltig, wir lassen uns einiges einpacken, das es dann morgen im Büro für uns zum Mittagessen geben wird. Während des Essens haben wir natürlich viel über Arbeit gesprochen und selbst auf dem Heimweg organisiere ich mit dem Team noch ein Geschenk für unsere Chefin, die am Donnerstag Geburtstag hat. Fällt also quasi alles unter Arbeitszeit. Auf dem Heimweg muss ich erst lange auf die U-Bahn und dann lange auf die S-Bahn warten, so dass ich erst halb 11 zuhause bin. Dann stoße ich mit einem Grappa noch virtuell mit der Familie auf Opa an, der heute vor 20 Jahren gestorben ist (20 Jahre! Das war die Zeit der Indiejungen an der Uni. Wie ist das schon 20 Jahre her?), nachdem wir gestern an seinen 95. „Geburtstag“ erinnert hatten.

Danach telefoniere ich noch mit dem Liebsten und trinke noch gemütlich das erste Erdbeerradler. Bin mäßig begeistert, es ist halt Bier mit Erdbeersaft, die Erdbeeren sind nicht mit fermentiert worden. Aber hey, es schmeckt nach echten Erdbeeren! Kurz nach 11 mache ich mich bettfertig und schlafe dann über den nächsten paar Buchseiten ein.

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