Der Wecker klingelt um 7, um 7:01 sitze ich auf dem Klo, um 7:02 stehe ich unter der Dusche und um 7:10 liege ich im Bademantel und mit Handtuchturban wieder im Bett. Es ist Zeit, sich mal wieder ausführlicher mit einer meiner chronischen Krankheiten zu befassen und das beinhaltet häufiges frühes Haarewaschen. Bis 8 kann ich dann noch im Bett liegenbleiben, Internet leer lesen und bloggen, dann wird es Zeit, wirklich aufzustehen. Haare föhnen, Zähne putzen, anziehen, Rucksack packen, Katzen füttern… Ich werfe mir zu den Vitamintabletten drei Mini-Schokoriegel von den Halloween-Süßigkeiten ein, knabbere auf dem Weg zur Tram einen Apfel und trinke in der Tram eine Mate, während ich Duolingo bediene. So much for Frühstück.
Auf dem Weg von der Tram ins Büro telefoniere ich mit dem Liebsten und erfreue mich eines strahlend blauen Himmels. Unter anderem braucht er Tipps für ein Geschenk für die Geburtstagsfeier, auf die er heute Abend geht und ich kann helfen. Drei Minuten vor 9 betrete ich mit einem Kaffee in der Hand den Schulungsraum im Büro, um 9 soll die Schulung starten und es wurde darum gebeten, dass wir vorher gefrühstückt haben und das nicht erst tun, wenn es losgeht. Außerdem hatte jemand versprochen, selbst gebackenen Quark-Mohn-Stollen mitzubringen. Jemand taucht dann aber erst kurz vor halb 10 auf – ohne Stollen – und dann kann die Schulung beginnen.
Die Schulung selbst ist dann sehr gut und kurzweilig, nebenbei kläre ich mit meinem Team einige Dinge per Chat und ignoriere ansonsten Arbeitsmails so gut wie möglich. Wir machen eine Kaffeepause, in der ich mir einen Chococcino bastle und dann ist es um 13 Uhr auch schon Zeit für die Mittagspause. Zu viert gehen wir zum Vietnamesen um die Ecke und ich entscheide mich heute für Bun Bo und Ginger Ale.

Pünktlich 14 Uhr geht es mit dem nächsten Getränk (Pfefferminztee) zurück in den Schulungsraum. Als die Frage aufkommt, welche Themen wir den morgen behandeln, kommt heraus, dass jemand vergessen hatte uns mitzuteilen, dass der Schulungstag morgen stattfindet. Kolleg*innen, die extra Termine verschoben hatten oder nach Berlin angereist sind, rollen mit den Augen. Ich auch, obwohl es für mich weniger dramatisch ist, aber man fühlt ja mit. Dann wieder Schulung und zwar bis kurz vor 17 Uhr.
Alles verabschiedet sich, ich trage noch zwei Fuhren Tassen und Becher in die Küche (nicht nur meine) und wähle mich dann Punkt 17 Uhr in mein Teammeeting ein. Jetzt wo ich morgen normal arbeite, ist das schon sehr sinnvoll, um auf dem neusten Stand zu sein. Das Meeting geht bis kurz nach halb und dann mache ich mich auf den Heimweg. Das Schrittziel ist bei weitem nicht erreicht, aber nach dem Gewaltmarsch gestern tut mir immer noch alles weh, so dass ich einfach wieder die Tram nehme, statt einen Teil des Wegs zu laufen.

Zuhause mache ich mir Orecchiette mit Brokkoli warm, mit ordentlich Pecorino romano, Basilikum und Olivenöl drauf – sehr köstlich – und esse zum Nachtisch noch eine Satsuma. Dazu gibt es Blutorangenlimo zur Feier des Abends. Nach dem Essen bearbeite ich die heutige Babbel-Lektion und danach schaffe ich es, mich noch einmal vom Sofa und den Katzen loszueisen und beschäftige mich sage und schreibe drei Stunden lang mit Papierkram. Ich nehme mir ja jedes Jahr rund um die Steuererklärung vor, mich mal ausführlich um meine Ablage und Ordner zu kümmern. Also, seit acht Jahren inzwischen. Heute fange ich an, nachdem mir zu Anfang meines Urlaubs das Kranksein einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Zuerst sortiere ich den Papierkram der letzten acht Jahre, der noch nicht wegsortiert war, thematisch in Stapel auf meinem Bett.

Dann brauche ich eine kurze Pause, bevor ich mich mit dem ersten Stapel und einem Ordner im Schneidersitz auf den Boden hocke – auf dem Bett ist ja kein Platz. Mit vielen Pausen habe ich kurz vor 10 einen Großteil der Stapel zumindest in den richtigen Ordner verpflanzt, dabei einige alte Sachen weggeschmissen und mir Sachen aufgeschrieben, um die ich mich kümmern will. Keine dringenden To Do‘s, dringendes erledige ich immer sofort, sondern mehr so: hier einen Überblick verschaffen, da mal herausfinden, was daraus geworden ist, das mal in Ruhe sortieren. Einige Stapel sind dann noch übrig und werden in verschiedene Hüllen gesteckt für einen anderen Tag. Bleiben Sie dran!
Danach brauchen Kopf und Seele dringend etwas Durchzug, den ich auf Mastodon und TikTok finde. Kurz vor 11 ist der Liebste von der Geburtstagsfeier zurück und wir telefonieren nochmal. Das Geschenk kam gut an und das Geburtstagskind möchte mich bald endlich mal kennenlernen, u. a. weil die beste Freundin des Liebsten so viel und gut von mir spricht. Damit kann ich umgehen. Gegen Mitternacht schaffe ich dann den Absprung ins Bett, heute ohne Umweg übers Buch direkt zum Hörbuch und in den Schlaf.