Sanftes Aufwachen mit ganz langsam aus dem Traum in die Realität finden und dann auf die Uhr schauen und feststellen, dass der Wecker bald klingelt – der Montag fängt erstaunlich gut an. Ich mache mir zum Frühstück Toast mit Marmelade (Pflaume) und Mandelcreme und setze mich an den Schreibtisch. 160 E-Mail-Loops plus diverse Benachrichtigungen aus dem Projektmanagementtool plus Chatnachrichten erwarten mich. Ich muss mich daran erinnern, dass ich auf die meisten E-Mails schon einen halben Blick geworfen habe und nichts gravierend Schlimmes dabei war. Und dass diese Woche nicht allzu viele Meetings anstehen und ich also vermutlich genügend Zeit für alles haben werde und alles viel weniger stressig wird, als ich jetzt denke. Dann geht es, ich atme tief durch und fange an.
Kurz vor dem ersten Meeting halb 11 bin ich mit dem Lesen und Sortieren durch und habe sogar schon etwas beantwortet. Dann ein kurzer Catch-up mit Dortmund, keine großen Dramen. Danach habe ich Zeit, mich in Ruhe an die Aufgaben zu machen, die anstehen, ausführlich mit einem Kollegen zu telefonieren und einen kurzen Schnack mit dem Mitbewohner zu halten, den ich gestern Abend nicht mehr gesehen hatte. In der Mittagspause gehe ich raus – Tageslicht tanken und Lebensmittelvorräte aufstocken.

Ich komme gerade mit Äpfeln, Kakis, Gurke, Brot, Käse und Hafermilch beladen – die Kühllager werden weiter bestreikt und heute war auch die Bio-H-Milch alle, aber ich wollte ja eh mal auf pflanzlich umstellen – zurück in die Wohnung, als der Kollege in Ostfriesland fragt, ob wir unser Meeting spontan früher machen können. Ich kürze also meine Mittagspause radikal ab und verschiebe Stullen schmieren und essen auf nach dem Meeting. Am Nachmittag weiter geruhsames Abarbeiten (es sind viele kleine Dinge, also nicht ganz so geruhsam als wenn es nur ein großes Projekt wäre, aber ich komme voran), bis zu einem globalen Meeting. Kurz danach dann unser Team-Meeting, bei dem wir dann gnadenlos 20 Minuten überziehen, weil es schon wieder so viel zu besprechen gibt.
Deshalb muss ich dem Ex-Mitbewohner, als er Punkt 18 Uhr klingelt, um seine Post abzuholen, auch kurz schreiben, dass er sich noch gedulden soll – ich hänge mit Kopfhörerkabeln und Kamera am Laptop und wenn ich jetzt erklären muss, dass ich kurz an die Tür muss, zieht sich das Meeting noch länger und dafür habe ich keine Zeit. Um 18:05 verabschieden wir uns in die Woche und ich lasse den Ex-Mitbewohner rein. Er öffnet seine Post noch in der Wohnung, damit ich ggf. mit Übersetzungen helfen kann, dann reden wir kurz ein bisschen, er streichelt Nimbin (Noosa ist seit dem Klingeln unterm Bett verschwunden) und bricht nach 10 Minuten wieder auf. Zum Glück, denn jetzt habe ich nur noch genau 45 Minuten um das Katzenklo durchzusieben, das Bett neu zu beziehen, die Wohnung durchzusaugen und mich umzuziehen.
Um Punkt 19 Uhr verlasse ich das Haus und fahre mit Tram und Tram nach Friedrichshain, in die neue Wohnung von meinem Bruder. Dort warten schon der Liebste, mein Bruder, seine Freundin und der Bootsbauer-Cousin auf mich. Es gibt eine kurze Tour durch die Wohnung – noch ist alles im Werden, aber man kann sich inzwischen ein Bild machen, wie es aussieht, wenn alles da ist und ausgepackt ist und außerdem gibt es inzwischen eine Küche, mit schicker, professionell vom Cousin zugeschnittener und angebrachter Arbeitsplatte. Dann brechen wir auf und gehen gemeinsam „russisch“ essen. Eher sowjetisch, denn auf der Karte stehen auch ukrainische, georgische und aschkenasische Gerichte.




Wir essen und erzählen und lachen viel und dann ist es schon ganz schön spät. Gegen halb 11 verlassen wir das Lokal und verabschieden uns. Der Liebste und ich fahren mit Tram und S-Bahn zu mir und sitzen dann noch mit einer Limo auf dem Balkon, bis seine Allergietablette wirkt. Es sind immer noch 12 Grad – mehr als auf Hiddensee in den letzten Tagen tagsüber. Kurz vor Mitternacht liegen wir dann im Bett, samt Katzen natürlich, aber die Tablette tut ihren Job.
Ich habe dich wiederentdeckt und lese sehr gerne mit. Verrätst du mir, wo dieses Lokal ist. Das sieht alles so köstlich aus und trifft genau meinen Geschmack. Viele Grüße aus Niederschönhausen und ein schönes Wochenende!
Das war das Datscha am Boxi. 🙂