25.10.2023 – Back to the Island

Heute also endlich wieder Reisen. Ich wache vor lauter Aufregung viel zu früh auf – natürlich – und höre noch Hörbuch bis kurz vor Weckerklingeln um 8. Nach Internet leer lesen und mit dem Liebsten und dem Teilzeitkind telefonieren ist es irgendwann schon Dreiviertel 9 und höchste Zeit, aufzustehen. Ich mache mich fertig für den Tag, mache mein Bett und sammle darauf alles was ich für vier Übernachtungen im Herbst an der Ostsee brauche. Bei der Überlegung Koffer oder Rucksack entscheide ich mich nach Abschätzen des Gesamtvolumens dann doch für Rucksack, damit bin ich einfach mobiler, und packe alles ein. Wahnsinn, wie vier Tage im Herbst den Rucksack genauso füllen wir zehn Tage im Sommer. Ich rechne mit vielen Lagen Klamotten, dicken Pullovern und Wechselklamotten für nach potenziellen Regengüssen. Außerdem ein zweites Paar feste Schuhe aus dem gleichen Grund.

Dann noch schnell Katzen füttern, Tee trinken und Müsli mit Joghurt, Apfel und Granatapfel essen und schon kann es losgehen. Mit der S-Bahn fahre ich zum Bahnhof und steige dort in den Regionalzug nach Stralsund. Am Anfang ist es sehr voll, ich finde aber nach einigen Suchen noch einen Sitzplatz. Neben mir wird Funny van Dannen gelesen. Ich kümmere mich um Duolingo und Babbel und fange dann an zu bloggen. Ab Eberswalde wird es deutlich leerer, ich kann mich ans Fenster setzen und habe neben mir einen freien Platz. Dort blogge ich zu Ende und beschäftige mich dann mit meinem Reiseführer, um mich auf die vier Stunden Aufenthalt in Stralsund vorzubereiten. Ab Pasewalk ist der Zug so gut wie leer – ich habe einen Vierersitz für mich alleine und draußen ist vorpommersche Einöde, aber schön. Die Schaffnerin kommt, muss aber kurz warten, bis wir aus einem Funkloch raus sind, bevor ich ihr mein 49-Euro-Ticket zeigen kann. Direkt mal einen Screenshot machen für die Rückfahrt – just in case.

In Stralsund laufe ich hinüber in die Altstadt und spaziere gemütlich aber relativ direkt zum Alten Markt, wo das Restaurant mit „kreativer nordischer Küche“ liegt, das ich mir mit Hilfe von Reiseführer, Google-Maps-Bewertungen und Online-Speisekarte ausgesucht habe. Weil auch andere draußen sitzen, lasse ich die Jacke an und speise mit Blick auf das Stralsunder Rathaus und die alte schwedische Kommandatur, Ich ignoriere die saisonalen Angebote und bestelle genau, was ich mir bereits online ausgesucht hatte: Zanderfilet, gebratener Blumenkohl mit Pflaumen-Portwein-Chutney, Pimientos de Padrón, Tomaten-Knoblauch-Kartoffelstampf, Grapefruit-Salat mit Tamarindendressing, dazu lokales Sanddorn-Radler und zum Nachtisch die Spezialität des Hauses: Brotpudding. Alles sehr lecker!

Nach dem Essen spaziere ich noch etwas gemütlicher – jetzt habe ich ja Zeit – durch die Gassen der Altstadt und hinunter zum Hafen.

Einem Tipp folgend fahre ich mit dem Fahrstuhl auf das Dach vom Parkhaus des Ozeaneums, habe dort einen tollen Ausblick auf Altstadt, Hafen und Strelasund und stelle fest, dass dieses Dach wohl auch ein Treffpunkt für die örtliche Jugend ist. Verständlich!

Wieder unten spaziere ich weiter am schönen Hafen entlang (der ist netter als der Stadthafen in Rostock und auch besser in die Stadt integriert), ruhe mich eine ganze Weile auf einer Holzbank aus und gucke aufs Wasser und dann wird es schon langsam Zeit, an die Weiterfahrt zu denken. Ich hole mir ein Rollmopsbrötchen fürs Abendbrot an einem Fischkutter und spaziere dann Richtung Anleger für die Fähre. Die kommt früher als erwartet an, so dass ich kaum zu früh bin. Ich bringe mein Gepäck nach drinnen zu gemütlichen Sesseln ganz vorne am Bug, besuche fix die Örtlichkeiten und gehe dann zum Ablegen nach oben an Deck. Leider ist der Himmel komplett zugezogen, sonst könnte man genau jetzt den Sonnenuntergang sehen.

Die See ist spiegelglatt und auch für die nächsten zwei Stunden spürt man kaum mal ein paar Wellen. Ich gehe bald wieder nach Drinnen, denn es wird jetzt schnell dunkel. Dort sitze ich dann und lese den Großteil der Überfahrt in meinem Buch. Am ersten Hiddenseer Hafen steigt der Großteil der Passagier*innen aus, jetzt sind wir nur noch zu sechst plus Crew. Ich esse mein Fischbrötchen, lese noch ein bisschen und dann biegen wir auch schon in den Hafen ein. Am Anleger stehen jede Menge Fahhräder und Handwägen – Autos gibt es hier praktisch nicht. Außer mir ist nur noch eine andere Passagierin touristisch da – die anderen steigen auf ihre Fahrräder und fahren nach Hause – einer mit einer Katze, mit der er beim Tierarzt war, andere mit Einkäufen aus der „großen Stadt“.

Ich schultere meinen Rucksack und mache mich auf den Weg zu meiner Pension. Abseits vom Hafen ist es zappenduster, aber ein paar erleuchtete Fenster weisen noch den Weg. Ich folge der Wegbeschreibung „hinter dem Ententeich links ab und an der ehemaligen Zahnarztpraxis vorbei“, und muss dann auf unbefestigtem, teils schlammigem Weg noch ein wenig bergauf, dann lande ich tatsächlich an meiner Unterkunft. Auch hier ist alles dunkel, aber an der Tür hängt ein Umschlag mit meinem Namen, dem Schlüssel und einer kleinen Einweisung.

Ich suche mein Zimmer und stelle an den Schuhen vor den anderen Zimmern fest, das wohl alle belegt sind und auch alle anderen Gäst*innen schon da sind. Ich lege mein Gepäck ab, hole mir aus der Teeküche noch einen Pfefferminztee und eine Flasche Wasser, und bleibe dann auf meinem Zimmer. Gut, dass ich Duschgel und Shampoo dabei habe, das gibt es hier nicht, ebensowenig wie Seife. Dafür riechen meine Hände jetzt nach Litsea und Zitrone und verbreiten „Lebensfreude“. Ich drehe die Heizung runter, mache die Balkontür auf und schaue auf dem Handy, was in der Welt passiert ist. Nur eins der beiden Betten ist bezogen, zum Glück das für mich richtige. Jetzt muss ich nur noch die Mehrfachsteckdose von der anderen auf diese Seite umstecken und schon ist alles, wie es sein soll. WLAN gibt es keins, aber einen Balken mit abwechselnd 4G und 5G.

Gegen 10 raffe ich mich nochmal auf und ziehe meinen Schlafanzug an. Dann kuschele ich mich wieder ins Bett, lausche auf die Stille da draußen und lese noch ein Stündchen weiter, bis mir die Augen zufallen.

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