Das war eine kurze und weniger erholsame Nacht. Weil eine*r meiner drei Bettgenoss*innen am frühen Morgen wegen verstopfter Nase anfing, zu schnarchen, bin ich schon kurz vor dem sowieso sehr frühen Weckerklingeln um 7 wach – keine sechs Stunden Schlaf insgesamt also. Mit matschigem Kopf und immer noch wehem Impfarm beschließe ich, den Sportkurs heute Abend sein zu lassen und erspare mir dadurch auch viel Logistik und Aufwand durch die eine Nacht in Südberlin zwischen zwei Bürotagen. Ich stehe auf und mache dem Liebsten und mir Kaffee, der dann kurz nach dem Weckerklingeln auf den Nachttischen steht. Ein Stündchen haben wir zusammen, mit Kuscheln, Internet lesen und Kaffee trinken, dann bricht der Liebste auf in sein Homeoffice und ich kümmere mich um den Rest meiner Morgenroutine (außer Sprach-Apps, die müssen bis später warten).
Der Weg zur Tram ist weiterhin kalt, aber dank Kopfhörer komme ich noch um eine Mütze herum. Heute morgen höre ich inspiriert von gestern Abend Pete Seeger und belese mich in der Tram außerdem sowohl zu Pete Seeger, einer Art Wahl-Onkel, als auch zu Perry Friedman, dem echten Onkel von Michael Friedman. Der Video-Podcast gestern brauchte auch noch viele andere interessante Verbindungen zutage, z. B. war eine der Mentorinnen von Mike mit Anne Frank in Auschwitz und Bergen-Belsen und hat deren Vater später von ihrem traurigen Schicksal erzählt. Gerade flogen wieder Molotowcocktails auf eine Berliner Synagoge und die Polizei beschützt das Holocaust-Mahnmal mit einer Hundertschaft…
Im Büro angekommen gibt es erstmal Müsli und Sharon. Die Kaffeemaschine wird gewartet, aber der Lieblingskollege bringt mir vom Barista im Erdgeschoss einen Cappuccino mit. Ich arbeite meine E-Mails ab und bereite dann mehrere Kommunikationen für das Team vor. Dann kurzes Abstimmungsmeeting mit zwei Kolleg*innen zu den Events der nächsten Monate. In der Mittagspause esse ich den Rest des Kartoffel-Kohl-Auflaufs von neulich und unterhalte mich mit einem Kollegen, den ich schon lange nicht mehr in Ruhe live gesehen habe. Nach der Pause schicke ich die Kommunikationen raus, unter anderem lasse ich das Team abstimmen, welches Katzenbild, das letzte Woche während meiner Darmspiegelungsvorbereitung im Rahmen eines Team-Events gemalt wurde, am schönsten ist.

Danach gehe ich mit dem Lieblingskollegen ins Einkaufszentrum nebenan und wir kaufen zusätzliche Halloween-Deko für das Event nächste Woche, da die aus den letzten Jahren nicht mehr ausreichend ist, und schmücken damit die Küche.

Nächster Programmpunkt ist unser Quartalsmeeting mit dem deutschen Team, bei dem ich moderiere, die Präsentation „fahre“ und auch eine ganze Menge Redeanteile habe. Das ist dann pünktlich um 17 Uhr vorbei. Die letzte Stunde verbringe ich mit Live-Austausch mit Kolleg*innen vor Ort und Chat-Austausch mit meinem Kommunikationsteam in Frankreich, England und den USA. Um 18 Uhr packe ich meine Siebensachen, beschließe, aufgrund weiterer Nachimpfungs-Erkältungsgefühle morgen doch im Homeoffice zu bleiben und laufe an der Spree entlang zur Wohnung meiner Eltern, um nach der Post und den Pflanzen zu sehen.

Danach geht es mit U-Bahn und zwei verschiedenen Trams (wegen Baustellenumleitung) zurück nach Hause. Als ich ankomme ist es schon kurz vor 20 Uhr. Ich nehme dankend eine Schale der Kichererbsen-Linsen-Suppe an, die der Mitbewohner gekocht hat, und verschwinde dann nochmal für knapp anderthalb Stunden in einen Zoom-Workshop im Rahmen meines Adulting-Projekts. Da ich heute keinen Sport mache, kann ich live dabei sein und muss mich nicht irgendwann aufraffen, die Aufzeichnung anzusehen. Es geht um nachhaltiges Investieren und ich bin genügend inspiriert, um direkt danach noch Dinge umzusetzen. Erstens ändere ich den Abrechnungszeitraum meiner Kreditkarte so, dass die Abrechnung näher an meinem Gehaltseingang ist und ich langfristig einen besseren Überblick über meine aktuellen Ein- und Ausgaben bekomme und zweitens wechsle ich meinen Sparplan von einem nachhaltigen Aktienfonds zu einem nachhaltigen ETF. Als ich damit fertig bin, ist die Mitternacht schon wieder bedenklich nahe und ich mache mich schnell bettfertig und lege mich Schlafen.