17.10.2023 – Arbeit, Date Night und Konzertbericht

Auch diese Nacht habe ich trotz Impfarm gut geschlafen, gut, dass ich inzwischen auch auf der rechten Seite einschlafen kann – in den langen Nächten mit Katzen habe ich mir da eine gewisse Flexibilität antrainiert. Nach gemütlicher Morgenroutine setze ich mich mit Müsli, Minikiwis und Earl Grey mit Kirschsaft (der Saft muss alle werden) an den Schreibtisch. Im Gegensatz zu gestern gibt es heute nur zwei Meetings, das macht den Arbeitstag wesentlich entspannter. Nachdem ich durch die E-Mails der Nacht durch bin, kommt das erste – mit Warschau und London. Die Nachbereitung trägt mich fast bis ins zweite, mit Berlin und Ostfriesland.

Danach heißt es durchatmen und Musik anmachen. Heute Abend geht es in ein Konzert, ich höre mich also nebenbei schon mal in Ruhe ein. Außerdem bereite ich weiter eine Präsentation für morgen vor, schicke Reminder an Leute und arbeite meine To-Do-List ab. Zur Mittagspause gehe ich in den Supermarkt, die nächste Liste abarbeiten. Das ist gar nicht so einfach, weil dort jetzt schon seit gefühlten Wochen die Kühllager bestreikt werden und viele Regale leer sind. Volle Solidarität mit den Streikenden natürlich, aber durch die Suche nach nach der H-Milch-Ecke hat sich mein Einkauf deutlich verlängert. Leider habe ich außer teuren Bioläden und Spätis und verschiedenen Discountern, die ich teils wegen des Angebots, teils aus politischen Gründen, meide, keine gute Alternative im Kiez, um mal schnell was zu holen, sonst wäre ich noch viel solidarischer.

Wieder zuhause schmiere ich mir Stullen (vegane Schinkenspicker, Ziegenkäse, Tomatenfisch – MSC-zertifiziert) und plausche kurz mit dem Mitbewohner. Dann geht es zurück an den Schreibtisch. Für den Rest des Arbeitstages beschäftige ich mich mit einer Backend-Aufgabe, die hauptsächlich aus Klicken und Copy-Pasten besteht, quasi kein Nachdenken erfordert, aber zeitaufwendig ist. Erschwert wird die Arbeit dadurch, dass Nimbin die meiste Zeit über entweder auf meiner Maushand oder auf meiner Tastaturhand liegt und schläft. Erleichtert wird sie durch das Anhören eines Videopodcasts mit dem Künstler des heutigen Abends.

Als ich fertig bin, kann ich rechtzeitig Feierabend machen, nochmal kurz durch mein Schlafzimmer saugen, bevor mein allergisches Date dort nachher schläft, und dann nach Mitte fahren. Der Liebste und ich treffen uns in einem der Restaurants, in dem ich früher oft Mittagspause gemacht habe und essen jede*r eine vegane Wantan-Suppe mit Ramen und Pilzen.

Danach gehen wir hinüber zum Konzerthaus. Schon draußen treffen wir auf Freunde, die extra anlässlich des Konzerts früher aus Nova Scotia nach Berlin zurückgekehrt sind, und weitere Bekannte. Es ist aber winterjackenkalt und so gehen wir schnell rein und suchen unsere Plätze. Mein erstes Mal im Konzerthaus und mein erstes „klassisches“ Konzert.

Angesichts der aktuellen weltpolitischen Lage, gewinnt das Konzert noch einmal eine besondere Brisanz. Die Chichester Palms von Leonard Bernstein werden auf Hebräisch gesungen und auch Michael Friedman (ich verlinke heute so viel, weil der Mann sich so schwer googeln lässt) als jüdischer Kanadier singt ein Lied auf Jiddisch – und wie immer viele auf Englisch und wie manchmal einige auf Deutsch. Der ganze Konzertabend ist sehr beeindruckend, von den beiden kleinen Chorknaben, die bei den Psalmen brillieren zur allgemeinen Emotionalität bei „Mayn Rue-Platz“ bis zu den quasi Stadionrock-Momenten (Michael Friedman ist einer der Co-Autoren von „Wir haben Wind gesät“, der allerletzten Single von City und bringt diese natürlich auch heute Abend zu Gehör), nur halt mit Orchester, drei Chören und Band.

Auf der Bühne stehen über 300 Musiker*innen. Leider darf man nicht filmen und fotografieren, deshalb hier mal der Videoclip zu einem der vorgetragenen Songs, stellt Euch den einfach deutlich gewaltiger arrangiert vor. So entspricht er eher den üblichen Konzerten von Michael Friedman, mit Gesang über drei Oktaven und dazwischen vielen berlinerten Ansagen und Gitarrenneustimmungen (Für jeden Song wird die Gitarre in die passende Tonart gebracht, heute Abend von einem Helfer, so dass einfach zu jedem Song eine neue Gitarre auf die Bühne kommt. Das Vergessen des Einsteckens des Versteckersteckers wird zum Running Gag. Bei seinen Soloauftritten stimmt Mike einfach immer die gleiche Gitarre selbst um.).

In der Pause gibt es Fachgespräche über Nova Scotia im Vergleich zu Berlin und nach Konzertende werden wir noch mit in die Konzerthauskantine eingeladen, wo ich weitere Bekannte treffe und auch Gelegenheit habe, mit dem Künstler selbst zu sprechen und ihm liebe Grüße von meinen Eltern auszurichten – zuletzt trafen wir uns bei denen im Wohnzimmer. Kurz nach halb 12 verabschieden wir uns dann und fahren mit U- und S-Bahn zu mir nach Hause. Gegen halb 1 liegen wir im Bett und ich brauche dann nur noch etwa eine halbe Stunde, um soweit runterzukommen, dass ich einschlafen kann.