Es ist wirklich erstaunlich, wie wenig die Züge beim im Bahnhof Schlafen stören. Ganz am Anfang und ganz am Ende der Nacht lässt jeweils ein vorbeisausender Güterzug das ganze Haus wackeln – da bin ich aber jeweils nichtmal im Halbschlaf, ein-zwei Mal höre ich im Halbschlaf einen RegionalExpress halten oder einen weniger laufen Güterzug vorbeifahren, ansonsten schlafe ich wie ein Stein locker über sieben Stunden durch und bleibe dann noch eine ganze Weile lesend und bloggend im Bett liegen, bis die neben mir schlafende Cousine aufwacht und dann noch eine weitere Weile, bis ich mich gegen halb 10 aufraffe, um in der Küche zum Rest der Bande zu stoßen.
Die Kinder hatten bereits Müsli, für den Rest werden gerade Pancakes gemacht. Wir decken außerdem einen „traditionellen“ Frühstückstisch, also mit Brötchen, selbst gemachter Marmelade, Käse, Räucherlachs, selbst gemachten Heringssalat, Avocado, veganen, vegetarischen und tierischen Wurstvarianten, Äpfeln und Tomaten aus dem Garten einer Tante… Nach dem Essen werden 9 Personen nacheinander durch zwei Klos und eine Dusche geschleust und machen sich bereit für einen Ausflug ins Draußen. Bis alle soweit sind, sitzen die anderen draußen auf der Terrasse in der Sonne (jetzt am Morgen auf der Parkplatzseite, nicht auf dem Bahnsteig.

Es folgt ein Stadtrundgang durch die Wasserstadt, die eine Mischung aus typischer Brandenburgischer Kleinstadt, Gewässeridylle und hipsterigen Einflüssen aus dem nahen Berlin bietet. Und halt die beiden niedlichen Kiddies, die wir dabei haben.




Wir spazieren erst an einen See, an dem man aber nicht viel machen kann, dann an einen anderen, an dessen Ufer es einen Hafen, Grünanlagen und einen Spielplatz gibt. Der Fischbrötchenstand hat für die Saison bereits geschlossen. Wir gucken aufs Wasser, erzählen, planen das Abendessen vor und die Kinder (kleine sowie Ü30 und Ü40) vergnügen sich auf dem Spielplatz und mit den vielen herumliegenden Kastanien. Dann heißt es aus vielen Kehlen übereinstimmend „Eis gibts!“ und wir kehren in ein Kaffee mit überraschend toller Auswahl ein – neben Kuchen und Eis gibt es auch Marmeladen, Honig, Eier etc. zu kaufen. Wir bleiben beim Eis – teils mit kompletten Eisbechern, teils mit zusammengestellten Kugeln und Toppings, teils mit Softeis oder Eiskaffee. Für mich gibt es den Blaubeereisbecher mit Nuss- und Bienensticheis.

Inzwischen ist die Sonne weg und als wir auf dem Heimweg zum Bahnhof sind, beginnt es zu regnen. Wieder zuhause legen sich die meisten erstmal kurz hin, das kleine Kind schläft auch, ebenso mein Bruder und ich fast auch. Als wir uns wieder in der Küche sammeln, ist es Zeit für Kaffee, Tee und Spiele. Ich beteilige mich an zwei Runden Skip-Bo. Kurz nach 16 Uhr hält draußen der Zug der Freundin meines Cousins, die gerade auf dem Weg von Rostock nach Berlin ist, wo sie in meiner Wohnung übernachten wird. Er übergibt ihr eine Packung Chips und wir winken alle vom gegenüberliegenden Bahnsteig.

Danach fahren meine Cousins mit dem Auto nochmal einkaufen – Zutaten für Abendessen und weitere Getränke für den Abend. Als Aperitif gibt es Martini fresco auf Eis, mit Tonic aufgegossen und dazu für mich eine Mini-Salami und Pistazien. Mein Bruder und ich schicken unserer Cousine von der anderen Seite der Familie, die heute Geburtstag hat, ein Gratulationsselfie, auf dem wir mit Cola und Limo auf sie anstoßen. Das Abendessen selbst ist dann ein vegetarisches Chili mit Reis, dazu gibt es Primitivo.

Nach dem Essen wird das kleine Kind ins Bett gebracht. Für die Erwachsenen gibt es Getränke nach Wahl, u. A. Gin-Tonic mit Limette. Das große Kind wünscht sich auch einen Cocktail und bekommt einen auf Kirschsaft-Basis mit Zitrussirup, Selters und Zitronenscheibe – ist das nicht fast ein Shirley Temple oder sowas? Wir spielen Vertellis, halten uns aber nicht sklavisch an die Regeln, sondern nutzen die Fragen vor allem als Anregung für Gespräche über die Geschehnisse des letzten Jahres – beruflich, gesundheitlich, amourös, wohnungstechnisch… Irgendwann wird auch das große Kind ins Bett gebracht, irgendwann geben wir die Fragekarten auf und erzählen einfach nur noch so. Dann gehen in ähnlicher Folge wie gestern und dem unterschiedlichen Schlafrhythmus entsprechend wieder nach und nach alle ins Bett – meine Bettnachbarin und ich sind am Ende die letzten, stellen noch die Spülmaschine an und machen gegen 1 das Licht aus.