Ich hatte mir für heute frei genommen, um sanft vom Untersuchungstisch ins Wochenende gleiten zu können. Trotzdem beginnt der Tag um 6:30, als der Wecker des Liebsten klingelt. Ich stehe auf und koche ihm Kaffee, dann lege ich mich wieder dazu. Irgendwann muss er dann los nach Südberlin und ich bleibe einfach liegen, lese im Internet, blogge, kümmere mich um Babbel und Duolingo, gucke mir die Zusammenfassung von Shahak Shapiras Stand-up-Auftritt nach Kriegsbeginn in Israel an, spiele Handyspiele… Irgendwann gegen 10 stehe ich dann auf.
Ich versorge die Katzen, gieße die Pflanzen und sitze mit Joghurt, Müsli und Pflaumenkompott beim Frühstück, als der Mitbewohner (der nMBW, Ihr wisst schon) aufsteht. Nachdem der im Bad war, lege ich mich gemütlich in die Badewanne. Als das durch ist, bereite ich mein Zimmer für Übernachtungsbesuch vor, packe meinen Rucksack fürs Wochenende, bringe Biomüll weg und koche mir dann zum Mittag Tortellini tricolore in brodo vegetale (der Mitbewohner hat noch Reste seiner Pasta mit Broccoli und Anchovis von gestern).

Später schaue ich kurz beim Lieblingsnachbarn vorbei und hole seinen Ersatzschlüssel für meine Wohnung, den der Übernachtungsbesuch morgen brauchen wird. Dann sitze ich noch eine Weile auf der Couch und beobachte, wie Noosa sich immer näher an den Mitbewohner herantraut. Als er im Bad ist, schleicht sie in sein Zimmer, von ihm unbemerkt. Er geht dann rein und schließt die Tür. Eingesperrt sein hasst sie noch mehr als fremde Menschen, also setzt sie sich an die Tür und miaut und wird dann wieder ins Wohnzimmer und zu mir gelassen, wo sie ihren emotionalen Akku auflädt.

Gegen halb 4 ist es dann Zeit aufzubrechen. Ich fahre mit der S-Bahn zum Bahnhof und steige in einen RegionalExpress, in dem schon eine meiner Cousinen sitzt. Wir fahren ein knappes Stündchen und sind dann am Ort des diesjährigen CCT (Cousins- und Cousinentreffens). Und zwar buchstäblich, unsere Unterkunft ist das Bahnhofsgebäude. Wir holen den Schlüssel aus dem Keylocker, besichtigen die Unterkunft und verteilen die Zimmer nach unserem Gutdünken, bevor der Rest eintrudelt.


Dann setzen wir uns auf unsere Terrasse – einen abgeteilten Teil des Bahnsteigs mit Tisch und Sitzgelegenheit, hören Italopop und warten auf den nächsten Zug, mit dem die nächste Cousine samt ihren beiden Kindern eintrifft. Wir fangen direkt an, für die beiden kleinen Abendbrot zu machen (Nudeln mit Pesto) und schenken uns ein Glas Wein ein. Nebenbei schreiben wir mit zwei Cousins, die mit dem Auto anreisen und für uns einkaufen sind und meinem Bruder, der im nächsten Zug sitzt. Die drei kommen fast zeitgleich an, außerdem eine Nachbarskatze, die es sich in der Küche gemütlich macht.

Jetzt ist auf jeden Fall genug Trubel. Es wird gekocht, Salat geschnippelt, auf dem Tablet Kinderkram geguckt, Laufrad gefahren, erzählt und zwischendurch immer wieder auf dem Bahnsteig gesessen und den Fahrgästen Fragezeichen ins Gesicht gezaubert.

Zu Essen gibt es Nudeln mit einer gemüsereichen Tomatensauce, Käse und vegetarischen Würstchen, dazu Salat. Dann wird das kleine Kind ins Bett gebracht und wir anderen sitzen draußen auf dem Bahnsteig (bei immer noch rund 20 Grad), erzählen, spielen „LAMA“ und „Vier gewinnt“ und warten auf die letzte eintreffende Cousine. Als sie ankommt, kann auch das große Kind bald ins Bett gehen. Irgendwann steht plötzlich eine wichtige Persönlichkeit der Zeitgeschichte vor unserem Tisch, die schonmal von Daniel Brühl im Kino gespielt wurde und neben dem Bahnhof wohnt. Er fragt, ob wir seine Katze gesehen hätten. Die ist zu dem Zeitpunkt allerdings schon länger wieder weg, trotzdem ist er beruhigt, dass sie wohl nicht entführt wurde.
Wir sitzen dann weiter draußen, bis nach und nach eine*r nach dem/der anderen im Bett verschwindet, die letzten streichen halb 1 die Segel, darunter auch ich.