08.10.2023 – Gemischter Sonntag und georgisches Essen

Jetzt wollte ich fast 2033 schreiben, wohl eine Nachwirkung der Wahlergebnisse von gestern Abend? So langsam fürchte ich, meine Mastodon-Timeline hat Recht und der Siegeszug der Faschist*innen ist kaum noch aufzuhalten. In dem Zuge übrigens schön, und letzten Sonntag nicht verbloggt, dass sich in der Lausitz ein paar Demokrat*innen aufgemacht hatten, die B96 zu begradigen, aka den dort regelmäßig demonstrierenden Querdenker*innen und Reichsbürger*innen etwas entgegenzusetzen. Jetzt wird man sich vielleicht auch endlich fragen, was die Menschen in Bayern und Hessen denn gegen ihre ortsansässigen Nazis zu tun gedenken. Aber ich schweife ab.

Der Sonntag ist erstaunlich sonnig und damit auf dem Balkon auch direkt sehr warm – vor allem dafür, dass ich mich innerlich für dieses Jahr schon vom zweiten Wohnzimmer verabschiedet hatte. nach ausführlichem Herumliegen im Bett, entspanntem Frühstück (auf der Couch, ich traue der Balkonwärme irgendwie noch nicht über den Weg) und dem Durchblättern der sich in den letzten Monaten angesammelten Katapult-Ausgaben bekomme ich noch einen Anflug von der Produktivität des letzten Wochenendes.

Ich siebe die Katzenklos durch und widme mich dann dem Putzschrank, der über die letzten Monate (Jahre?) in schlimmes Chaos verfallen ist. Alles muss erstmal raus, dann wird gesaugt, dann sortiert und weggeworfen und schließlich wieder eingeräumt. Jetzt geht die Tür auch wieder richtig zu und ich finde, was ich brauche mit einem Griff. Wieder etwas von der To-Do-Liste gestrichen. Ich bringe den entstandenen Müll herunter, bringe die Post von gestern mit hoch und werfe eine Waschmaschine an, das reicht für heute. Jetzt setze ich mich wirklich auf den Balkon und lese in der neuen Katapult-Ausgabe, die ich eben aus dem Briefkasten gefischt habe. Darin auch über die Möglichkeit, jetzt auf ein E-Abo zu wechseln, die ich direkt wahrnehme – unabhängigen Lokaljournalismus weiter unterstützen, aber weniger Müll generieren und entsorgen müssen, yay!

Als die Sonne um die Hausecke ist, wird es merklich kühler und ich wechsele nach drinnen auf die Couch. Dort lese ich weiter in „Jewish Flavours of Italy: A Family Cookbook“, was angesichts der Situation in Israel jetzt nochmal ganz anders wirkt. Dazu nasche ich ein paar Nüsse und Trockenobst. Kurz nach 15 Uhr hänge ich dann die Wäsche auf und mache mich auf den Weg nach Friedrichshain, um meinen Bruder und seine Freundin, die heute morgen aus Kanada zurückgekommen sind, in ihrer neuen Wohnung zu treffen, für die sie vor dem Urlaub die Schlüssel bekommen haben. Nach mühsamem Aufstieg in den fünften Stock Altbau (kein Fahrstuhl) gibt es Sekt mit und ohne Rhabarberlimo, Börek, Wohnungsbesichtigung und Gespräche mit der ebenfalls anwesenden Familie der Bruderfreundin (Schwester, Schwager, Nichte, Neffe).

Wir überlegen, wie und wann diese Wohnung am besten einzurichten ist und dabei wird mal wieder der Wahnsinn des Berliner Mietmarkts deutlich. Da mein Bruder zum Ende des Jahres aus seiner Wohnung rausmuss, waren die beiden seit Monaten auf Wohnungssuche und mussten dann bei der ersten sich bietenden Gelegenheit auch zuschlagen und die neue Wohnung quasi ab sofort, direkt vor dem Jahresurlaub, nehmen und jetzt zahlen sie doppelt Miete für eine sehr große und sehr teure Wohnung, die noch ein Weilchen leer stehen muss, bis die Umzüge aus zwei Wohnungen zwischen allerlei anderen Terminen organisiert sind und mangels Küche nichtmal zwischengenutzt werden könnte. Aber, sie haben eine Wohnung und können wenn der Stress irgendwann vorbei ist, endlich durchatmen.

Die Schwesternfamilie verabschiedet sich irgendwann und dann fahren wir zu dritt zurück in den Prenzlauer Berg und gehen zum Urlaubsausstand der beiden noch Georgisch essen. Es gibt Chatschapuri mit Steinpilzen, Dillkartoffeln und Käse, Badrijani, Hähncheneintopf und gegrillte Aubergine mit Falafel, Hummus, Walnuss-Koriander-Dip und scharfen Pflaumen, dazu für mich Estragon-Limonade, wobei irgendwas davon wieder hart mein Histaminlevel nach oben kickt.

Als wir fertig sind, ist es kurz vor 20 Uhr und ich laufe müde und frierend nach Hause, wo ich den Abend auf der Couch ausklingen lasse – Histamin veratmend bzw. mit Wasser bekämpfend. Gegen 22 Uhr geht es nochmal in die Badewanne und kurz nach 23 Uhr mache ich das Licht aus.

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