Eieie, so langsam wird es albern mit den Überschriften hier, aber was will man machen, das war beim Aufwachen so in meinem Kopf drin und dann muss es auch raus. Apropos Aufwachen, ich wache gegen 7 auf – immerhin nicht gegen 6 wie gestern, und liege dann wie üblich erstmal noch eine ganze Weile im Bett herum, bevor ich gegen 9 aufstehe und mich tagfertig mache. Heute gibt es Cappuccino zum Frühstück, mit Moka-Espresso und aufgeschäumter Milch – die Mühe mache ich mir selten, früher™, als ich noch mit Il Professore zusammen war und lebte, machte er den jeden Morgen und wir tranken ihn auch noch zusammen, bevor ich morgen ins Büro ging. Das ist jetzt auch schon mehr als 12 Jahre her…
Außerdem mache ich mir Porridge aus den Haferflocken, die gestern nicht mehr ins Vorratsglas reingepasst haben, dazu Ahornsirup und Aprikosen. Ich frühstücke gemütlich auf dem Sofa und lese dann, bis der Kaffee alle ist, weiter in „Jewish Flavors of Italy“. Dabei lerne ich, dass nach der jüdischen Lehre der Mensch früher vegetarisch war und am Ende auch wieder vegetarisch werden wird. Seit Noah und seiner Arche gibt es sozusagen eine temporäre Erlaubnis von Gott, Tiere zu essen, aber dabei auch sehr strenge Regeln, welche und unter welchen Umständen. Warum argumentieren denn die Veganer*innen und Vegetarier*innen nicht viel öfter damit? Oder ist das zu endzeitlich gedacht und der Vormarsch der fleischlosen Ernährung ein Hinweis auf das dräuende Ende der Welt? Die Nachrichtenlage spricht dafür…

Als der Kaffee alle ist, beginne ich mit meiner To-Do-Liste und gehe als erstes nach Draußen, in den Drogeriemarkt und zum Haustierbedarf. Wieder zurück verräume ich Katzenstreu, wechsle den Filter der Dunstabzugshaube und der Wasserkanne, tausche die mir seit Jahren zu helle Glühbirne im Wohnzimmer gegen eine mit wärmeren Licht und schmeiße den letzten Putzschwamm weg und tausche ihn gegen einen neuen. Dann muss ich erstmal wieder aufs Sofa und etwas trinken – selbst gemixten Almdudler in Vorbereitung auf das österreichische Essen heute Abend.
Nach etwa einer halben Stunde sauge ich dann die Wohnung durch – das letzte Mal ist schon erschreckend lange her, durch all die Aus- und Einzugsaktivitäten, Bürotage und Aufenthalte in Südberlin. Hinterher wieder Pause, dann Bad putzen (selbe Problematik), dann wieder Pause, dann Böden wischen. Während die trocknen wieder Pause, dann alles wieder an seinen Platz zurückstellen. Dann ist es schon 14 Uhr. Ich habe noch gute zwei Stunden, bis ich zu meiner Abendverabredung aufbrechen muss und überlege, ob ich einfach auf dem Sofa bleibe, oder doch noch mit dem eigentlich für heute geplanten Programmpunkt weiter mache – das Putzen ist ja noch von gestern. Und weil ich grad so produktiv bin, gehe ich also ins Arbeitszimmer und räume meinen Schreibtisch auf – das Vorherbild ist aktuell noch in meinen Insta-Stories, das Nachherbild darf permanent ins Blog:

Dann habe ich immer noch Zeit und denke, ich könnte ja schonmal zumindest die Vorbereitungen für die Steuererklärung treffen – ganz fertigstellen kann ich sie noch nicht, da mir noch Unterlagen fehlen, aber geplant ist schon, alles was geht an diesem Wochenende zu machen. Also gehe ich meine Ablage durch und suche alles heraus, was mir dafür nützlich erscheint und schmeiße auch schon einiges weg, das ich nicht mehr brauchen werde. Der verbleibende Stapel geht weiter zurück als ich zugeben möchte und ist irgendwann demnächst auch nochmal dran. Dann setze ich mich an den schön aufgeräumten Schreibtisch, rufe die Eingabemaske auf und lege mit den Basics los. Gerade will ich mit den ersten echten Eingaben beginnen, da klingelt es und der neue Mitbewohner steht mit zwei großen Taschen vor der Tür. Gerettet!
Ich sitze eine halbe Stunde mit dem neuen Mitbewohner auf dem Sofa und erzähle, dann fängt er an, sein Zimmer einzurichten und ich mache mich ausgehfein. Ich überlasse ihm das abendliche Katzenfüttern, so kann er gleich seine Beziehung mit Nimbin vertiefen und die zu Noosa langsam knüpfen, und verlasse das Haus Richtung Tram. Mit der Haustram und der Partytram fahre ich nach Friedrichshain und treffe eine Freundin, die ich auch schon wieder ungefähr ein Jahr nicht gesehen habe, in einem österreichischen Restaurant. Es ist noch sehr warm. Wir sitzen draußen und ich bestelle Himbeer-Skiwasser, steirische Kürbis-Canneloni mit Apfel-Weinschaum-Sauce und Kaiserschmarrn.


Wir schmausen und erzählen – von Arbeit, Beziehungen, Gesundheit, Büchern, gemeinsamen Freund*innen, Reiseplänen, Familien und Verflossenen. Vor nunmehr ziemlich genau 18 Jahren haben wir uns in Toronto kennengelernt und seitdem doch eine ganze Menge zusammen erlebt, der Gesprächsstoff geht nicht aus. Nach dem Essen haben wir noch Zeit und es ist immer noch warm. Wir setzen uns in einen nett aussehenden Biergarten auf dem RAW-Gelände und trinken das Hausbier (sie das Pils, ich das Weizen) und erzählen weiter.

Als das Bier alle ist (Nein, das ist gar nicht das Schlimmste!) gehen wir nach nebenan ins Badehaus, wo Tex heute Abend auftritt und neben seinen eigenen Liedern Songs von Leonard Cohen spielt. Tex habe ich vor fünf Jahren schonmal mit Freund*innen im Lido gesehen und für gut hörbar befunden, Leonard Cohen vor zehn Jahren in der Mercedes-Benz Arena und das war eines der wundervollsten Konzerte ever. Nun ist Cohen schon sieben Jahre tot und damit ist es genehmigt, zu einem Cover-Abend zu gehen. Es lohnt sich auch wirklich sehr – Tex macht das gut. Am Ende kommt genau nach meiner Vorhersage als Zugabe „Hallelujah“ und dann „Hallo Julia“ (unterbrochen nur von einem weiteren Tex-Song als Musikwunsch aus dem Publikum) – andersherum hätte ich es noch besser gefunden, aber es war halt auch Tex, der da stand und nicht mehr Leonard.
Nach dem Konzert laufen wir noch glücklich die Warschauer Straße hoch zum Frankfurter Tor, wo meine Freundin in die U-Bahn und ich in die Partytram steige. Die Straßen sind am Brückentag-Abend noch voll, es sind 18 Grad, man sitzt draußen. Ich bin kurz vor 23 Uhr zuhause und habe immer noch nur ein T-Shirt an. Wenn man nicht wüsste wieso, könnte man sich rundheraus daran erfreuen. Zuhause schaue ich kurz ins Zimmer des neuen Mitbewohners – die Tür steht offen und er ist über Nacht noch in der alten Wohnung – und bin erstaunt, wie dieses schon wieder einen völlig anderen Charakter hat als in den Iterationen davor. Dabei hat er nur den Schreibtisch woanders hingestellt und eben seine eigenen Sachen reingebracht. Zufrieden grinsend gehe ich ins Bett und lese noch ein bisschen „Catch-22“ solange Nimbin mich lässt.
