Ich habe ganz hervorragend geschlafen (auch mal loben!) und kann morgens noch ganz in Ruhe liegen bleiben, weil ich nach zwei Tagen im Büro endlich wieder im Homeoffice bin. Der Noch-Mitbewohner hingegen bricht früh auf, um den Schlüssel für seine neue Wohnung abzuholen und dort alles für seinen Einzug vorzubereiten und die ersten Kisten hinzubringen, die er letztes Wochenende schon bei einem Freund geparkt hatte, weil sich eine günstige Transportgelegenheit bot. Ich mache mir Müsli mit Aprikosen zum Frühstück, außerdem schwarzen Tee mit Minze.
Der Freitag hätte eigentlich einer mit fünf Meetings werden sollen. Drei davon werden von von anderen abgesagt, eins kann ich in ein schnelles Telefonat verwandeln und so bleibt dann nur noch eins übrig, das sogar sehr hilfreich ist, weil wir viele Themen abzuklären haben und ich dabei auch noch eine Einführung in ein weiteres Backend bekomme, mit dem ich mich zukünftig zu beschäftigen haben werde – wir hatten ja letztens die Verantwortlichkeiten im Team neu verteilt und da ich eine gewisse Affinität zu technischem Kram habe, bin ich jetzt gleich in zwei solchen Tools für das administrative zuständig.
Der Rest des Arbeitstages ist von einem Livestream auf Twitch bestimmt, in dem heute aus Gründen ordentlich für uns getrommelt wird und unser Geschäftsführer vom „König des Internet“ interviewt wird. Das läuft ziemlich gut, ich bin zufrieden. Auch wenn er nicht alle Punkte untergebracht hat, die ich ihm ins Briefing geschrieben habe, ist das Ganze stimmig und passt ins Konzept des Streams. Und: Ein großer Teil des Standorts schaut live zu und kommentiert in unserem Firmenchat, Teamspirit, so wichtig in diesen Zeiten.
In der Mittagspause siebe ich die Katzenklos durch, bringe Müll runter und probiere, ob die neuen Hausschlüssel, die uns im April ausgehändigt wurden, weil zeitnah die Schließanlage ausgewechselt werden würde, was dann in echt gestern passiert ist, wirklich überall passen. Tun sie nicht, für zwei Türen brauche ich weiterhin den alten Schlüssel. Grummel. Dann gehe ich noch fix in die Drogerie und kaufe große Müllsäcke, weitere Vorratsgläser und Kleinigkeiten, die alle geworden sind. Dank Self-Checkout bin ich rechtzeitig zurück am Schreibtisch, um einer Kollegin mit einem technischen Problem zu helfen.
Erst danach mache ich mir Stullen zum Mittagessen, die ich dann heim Weiterarbeiten esse. Zwischendurch ist dann auch noch die Biokiste angekommen und muss verräumt werden, dann kommt der Mitbewohner nach Hause, packt weiter Sachen und lässt mich wissen, dass er heute doch noch hier schlafen wird, da in der neuen Wohnung noch kein Bett fertig und bereit sein wird. Morgen früh wird er dann aber sehr früh verschwinden, so dass es kein Problem mit dem dann einziehenden Neumitbewohner geben sollte. (Mal sehen, während ich das hier tippe, schläft er noch.) Außerdem werden wohl einige Sachen noch ein paar Tage länger in meinem Wohnzimmer lagern müssen, weil sie das heute nicht alles wegkriegen werden.
Ich hadere erst mit dem Ruhigbleiben, ergebe mich aber dann in mein Schicksal. Ändern kann ich es eh nicht ohne unnötigen Streit. Als mein Feierabend dann eingeläutet und die Abwesenheitsnotiz fürs lange Wochenende erstellt ist, klappe ich den Laptop zu und bestelle mir Pizza. Noch schnell eine Pizza Hawaii, bevor hier ein Italiener wohnt, dafür aber auch Pizzaröllchen mit Trüffeln, ein wenig Stil muss sein. Mit einer Stunde Verspätung kommt dann der Freund des Mitbewohners mit dem Umzugswagen und wir tragen gemeinsam viele Dinge nach unten – und die beiden dann einige Dinge wieder nach oben, die nicht mehr reinpassen.


Meine Pizza kommt an und die beiden fahren los. Ich lege mich mit Pizza, Federweißer, Katzen und TikTok aufs Sofa. Auf Netflix gucke ich noch „The wonderful story of Henry Sugar“ (zweimal, beim ersten Mal bin ich zu abgelenkt), dann gehe ich gegen 23 Uhr ins Bett und höre gar nicht mehr, wie der Noch-Mitbewohner zum Schlafen zurückkommt.
