20.09.2023 – Meetingfrei und Spaß dabei

Heute steht der Wecker wieder normal auf halb 8, da ich zwar ins Büro muss, der Tag aber ja meetingfrei ist und deshalb kein zwingender Zeitdruck da ist. Ich wache schon ein paar Minuten vorher von alleine auf, trotz des langen Wachliegens am Vorabend und der einen oder anderen kätzischen Unterbrechung des Nächtens. Plan ist, um 10 im Büro zu sein und so stehe ich um 9 nach gemütlicher Morgenroutine auf und verlasse kurz vor halb 10 das Haus. Läuft. Ins Schwitzen komme ich dann wegen der BVG. Die Tram kommt erst verspätet und biegt dann unverhofft und zum Unmut sämtlicher Fahrgäst*innen von der Stammstrecke ab. Laut berlinerisch schimpfend stapfen wir zurück zur Stammstrecke und erkundigen uns bei der nächsten dort stehenden Tram, ob die etwa auch abbiegt. Tut sie. Die nächste dann aber nicht, in die quetschen wir uns dann rein. Hat ja auch was Erfrischendes, dass da neben den vielen Zugezogenen und vielen fremdsprachigen Menschen gefühlt die halbe Bahn voller echter, etwas älterer, Berliner*innen ist – die jibtet ooch noch!

Natürlich bin ich in dem Moment vor allem gestresst von der Situation, schwitze unter der Jacke, die ich aus Vorsicht mitgenommen habe und muss nebenbei meinen Rucksack, meine Sporttasche, meine Mate-Flasche, meine Kopfhörer und mein Handy jonglieren. Aber in der Nachschau überwiegen dann doch die positiven Erinnerungen. Und: Ich komme trotzdem fast pünktlich im Büro an. Dort dann erstmal Kaffee ziehen und Milch ins Müsli schütten. Das gibt es heute mit Apfel und Pflaumen und es ist eine riesige Portion, die mich nachhaltig satt macht.

Bis auf ein paar Gespräche mit vorbeigehenden Kolleg*innen bleibt der Tag diesmal wirklich meetingfrei. Ich schaffe ein paar Aufgaben, die schon etwas länger lagen, weg oder zumindest bis auf die nächste Stufe, ich komme im gestern angefangenen Projekt weiter und ich werde nur einmal kurz gestresst, als meine Chefin mir noch eine weitere Aufgabe zuschiebt, zu den vielen anderen, die ich schon in die nächste Woche gelegt habe, weil vorher noch so viel Dringendes ist.

Zwischendurch aber auch ein paar private Erfolgserlebnisse – nach mehreren Telefonaten mit dem Liebsten meinen teuren Fitnessvertrag gekündigt und in seinen günstigeren mit eingestiegen, mit dem neuen Mitbewohner sehr angenehm geschrieben und Dinge organisiert, mich von meinem Bruder beraten lassen und dann für die Hälfte meines Herbsturlaubs einen Trip auf die kleine Insel gebucht, nach der meine halbe Familie verrückt ist und auf der ich seit 33 Jahren nicht mehr war.

Die Mittagspause schiebe ich weit nach hinten, weil ich noch so satt bin. Um 14:30 gehe ich dann doch raus, aber erstmal eine lange Runde spazieren durch Hinterhöfe und Grünanlagen von Berlin-Mitte, fast bis in meinen alten Kiez, und dabei zwei Geocaches heben. Auf dem Rückweg ins Büro kehre ich noch schnell im Supermarkt ein und hole mir eine Zimtschnecke und ein Mangolassi für den Nachmittagsjieper. Dann weitere Arbeit und nebenbei Bewunderung des Himmels.

18:30 Uhr mache ich Feierabend und fahre mit der S-Bahn rüber ins Fitnessstudio. Endlich wieder AquaFitness und Sauna, heute in Begleitung der Überraschungsfreundin. Wir sind etwas früher da und schwimmen noch ein paar Bahnen im sich immer mehr füllenden Becken. Dann ein sehr intensiver, Muskelkater versprechender Kurs und dann Sauna. Schon beim Sport bekomme ich so richtig Hunger, daher streiche ich schon nach einem Saunagang die Segel und mache mich auf den Heimweg. Unterwegs hole ich mir eine Schawarma-Halloumi-Box, die es dann zum späten Abendbrot mit einem alkoholfreien Radler auf der Couch gibt.

Nach einem letzten Telefonat mit dem Liebsten schaue ich ein wenig TikTok, dann kommt der Mitbewohner dazu und es entspannt sich noch ein etwa zweistündiges Gespräch (teilweise Diskussion, teilweise Monolog seinerseits), wie wir es früher öfter aber in letzter Zeit lange nicht mehr hatten. Angefangen bei seinen aktuellen medizinischen Beschwerden über die Um- und Auszugslogistik, dann weiter zur Situation in Berg-Karabach, Armenien, Aserbaidschan, Türkei, Russland, Pakistan, Indien, China, USA, fossile Brennstoffe, seltene Erden, afrikanische instabile politische Situationen, die Psyche von Kriegen traumatisierter Menschen, Kolonialismus damals und heute, Drogendealer im Görlitzer Park, Elon Musk, Twitter, Starlink und dann immer im Kreis.

Als der Blick auf die Uhr schon fast halb 1 zeigt, fange ich nebenbei an, den Tisch abzuräumen, Rucksack und Sporttasche auszuräumen, nasse Sachen aufzuhängen und mich soweit wie möglich auf die Nacht vorzubereiten, bis ich in einer kurzen Pause im Redefluss die Badtür hinter mir schließen und mich bettfertig machen kann. Dort suche ich noch einen Moment lang mein nächstes Hörbuch zum Einschlafen aus und dann sind gegen 1 meine Augen endlich zu.