14.09.2023 – Zurück im Homeoffice und letzter Casting-Tag

Nach dem vielen Stress gestern wird es heute zum Glück alles wieder etwas ruhiger, was ja im Sinne der Stressbewältigung eigentlich genau richtig ist – Sympathikus und Parasympathikus im Wechsel und so, aber der Ausschlag gestern war mir schon ein bisschen zu doll und lang. Im Nachhinein betrachtet dann wieder die Frage, wieviel davon „echt“ war und wie viel „in mir drin/hausgemacht“ – wenn man eh schon in Eile und dünnhäutig ist, wirken Unterbrechungen, Irritierendes und Deadlines ja gleich viel bedrohlicher. Anyway, heute also weniger davon und bewusst gewählte Ruhephasen zwischendurch.

Der Vormittag ist mehr durch Zufall als geplant komplett meetingfrei, so dass ich in Ruhe ein paar Dinge abarbeiten und organisieren kann. Zwischendurch nutze ich die Gelegenheit, die Katzenklos durchzusieben, kurz Post wegzubringen und Milch zu kaufen. Mittags gibt es die Reste des Kartoffel-Brokkoli-Thunfisch-Salats. Das erste Nachmittagsmeeting fällt dann auch noch spontan aus, so dass ich mehr Arbeit wegschaffen kann als geplant. Dann drei globale Meetings – zwei zum Mitmachen, eins zum Zuhören, und dann ist der Arbeitstag auch schon wieder vorbei.

Ich bringe den Müll runter und sauge schnell einmal durch (unglaublich, wie so eine Wohnung in dreieinhalb Tagen eindrecken kann) und setze mich dann chillend auf den Balkon, bis das WG-Casting weitergeht. Der Mitbewohner kocht währenddessen Nudeln mit Hühnchen und Paprika, irgendwie panasiatisch gewürzt. Zwei Minuten vor der Zeit klingelt es und der nächste Kandidat kommt mit einem Becher Kaffee von unten aus dem Stammcafé die Treppe hoch. Ich zeige ihm die Wohnung, dann sitzen wir auf dem Balkon und unterhalten uns eine knappe Stunde lang sehr angeregt. Als er weg ist, habe ich einen Videocall mit einer anderen Kandidatin über Skype. Danach esse ich einen Teller von den Nudeln und telefoniere mit dem Liebsten und dem Teilzeitkind, inkl. Fernkorrektur von Englischübungen, während der Liebste einen komplizierten Wäscheständer zusammenbaut.

Ein Knoten scheint geplatzt zu sein, plötzlich hat das Kind anscheinend Lust, Englisch zu können. Dazu muss man wissen, dass es schon die Hälfte seines Lebens in einer WG lebt, in der die Konversationssprache der erwachsenen Mitbewohner*innen Englisch ist. Und dass der Liebste und ich viele englischsprachige Serien und Filme gucken, die ihm bis jetzt verschlossen waren. Und dass es in den letzten zwei Jahren sechs Wochen in Kanada verbracht hat. Und halt in Berlin lebt. In dieser Klasse nun geht der Englischunterricht ganz strukturiert los, nicht mehr so spielerisch wie bisher und anscheinend hat da jetzt jemand eine Mission und ich muss dem Liebsten bald Italienisch beibringen. Geheimsprache isch over.

Dann muss das Kind ins Bett und ich schaue eine Folge „Mad Men“, während ich mir die Dreadlocks aus dem Unterhaar kämme. Ich will nämlich noch in die Badewanne und Haare waschen. Von dort aus telefoniere ich noch ein weiteres (fünftes?) Mal heute mit dem Liebsten und wäge potenzielle Mitbewohner*innen ab. Diese Casting-Runde ist vorbei, in den nächsten Tagen gilt es, Entscheidungen zu treffen.

Kurz nach 23 Uhr liege ich mit den Katzen im Bett und mache das Licht aus.

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