09.09.2023 – Septembersommer, Südberlin

Viel zu früh nach dem Einschlafen bin ich wieder wach – auf jeden Fall vor 9. Aber immerhin wurde mir ja gestern versprochen, ich dürfte dann noch ganz lange liegen bleiben und das ist tatsächlich so der Fall. Es gibt Kaffee im Bett und Internet leer lesen, Sprachkram machen usw. Zwischendurch kommen weitere Anfragen für das WG-Zimmer rein. Der Stand gestern Abend waren bereits 7 Besichtigungstermine für die kommende Woche. Ich fange an, Anfragen komplett zu ignorieren und nur noch auf die besonders sympathischen zu reagieren, um entweder abzusagen oder sie auf evtl. die Woche darauf zu vertrösten.

Kurz nach 11 kommt das Teilzeitkind an, krabbelt zu mir ins Bett und verlangt nach kurzer Begrüßungseuphorie nach meinem Handy. Während es spielt, geht der Liebste kurz zum Supermarkt und ich stehe jetzt auch endlich auf und mache mich schon mal (ein wenig) in der Küche nützlich. Dann gibt es Frühstück (für das Teilzeitkind eher Mittagessen). Der nächste Schritt sind die kaputten Jalousien im noch leeren Zimmer der zukünftigen neuen Mitbewohnerin vom Liebsten und dem Teilzeitkind. Ich halte die Leiter und reiche Dinge an, während der Liebste zumindest eine davon wieder richtig flott kriegt – für die zweite muss dann mal ein Profi kommen.

Dann wird es Zeit für den dem Teilzeitkind versprochenen Film. Wir treffen uns auf dem Sofa und schauen „Die Känguru-Chroniken“. Bzw, das Teilzeitkind schaut, der Liebste guckt nebenbei auf seinem Handy herum und ich döse ziemlich schnell weg – wir beide kennen den Film ja aber auch schon von unserem letzten Kino-Besuch vor dem Lockdown. Nach dem Film kommt die neue Mitbewohnerin kurz vorbei, um ihren Schlüssel zu bekommen – morgen zieht sie dann richtig ein. Hinterher setzt sich der Liebste an seinen Rechner und spielt weiter „Starfield“, das Teilzeitkind und ich gehen nach Draußen. Erster Stopp ist die Südberliner Stammeisdiele, für mich gibt es Guave und Brombeere-Zitronenthymian, die Kugel zu 2,20 €.

Frisch gestärkt gehen wir eine größere Runde durch die Umgebung und klappern drei Geocaches ab – einen, der für uns beide neu ist und die beiden, die ich letztes Wochenende schon alleine gemacht hatte noch einmal. Außerdem haben wir zwischendrin viel Zeit für ernsthafte Gespräche über die Zukunftsplanung, in der vierten Klasse macht man sich ja schon Gedanken, wie es weitergehen soll. Nach knappen zwei Stunden sind wir völlig verschwitzt und ausgedörrt wieder drinnen, trinken viel Wasser und ruhen uns aus. Ich bearbeite wieder ein paar WG-Anfragen, die zwischendurch eingetrudelt sind.

Dann schreibt mir mein Cousin, dass sein Kumpel ein Zimmer sucht und ob er uns connecten soll. Moment mal, mit genau dem habe ich doch vor einer halben Stunde geschrieben und ihn auf nächste Woche vertröstet. Das wird gleich erstmal revidiert und er bekommt noch einen Videocall-Slot für morgen. Das sind dann jetzt also acht Besichtigungen an vier Tagen, drei live vor Ort und fünf virtuell.

Der Liebste und ich gammeln noch ein bisschen gemeinsam auf dem Sofa herum, dann gehen wir zu dritt rüber zum Stammitaliener – das Teilzeitkind hatte uns schon am frühen Nachmittag einen Tisch draußen reserviert. Es ist laut Wetterbericht der letzte Sommerabend des Jahres, an dem wir hier zu dritt gemeinsam sitzen können werden – wir schlagen nochmal richtig zu. Es gibt Sarti Spritz für mich (der Liebste mag nach gestern noch nicht wieder Alkohol), dann Bruschetta, Focaccia und Tris di Antipasti (Lachs-Carpaccio, Rinder-Carpaccio und Vitello tonnato).

Das Teilzeitkind bekommt eine Pizza nach Art des Hauses, der Liebste nimmt Pasta mit Pfifferlingen und Speck und ich die Spaghetti mit Calamaretti und Tomatensauce.

Danach gibt es noch eine Kugel Eis, einen Espresso und einen Limoncello (Aufteilung bitte selbst erschließen) und dann laufen wir zufrieden nach Hause. Das Teilzeitkind macht sich bettfertig, ich gucke ein wenig TikTok und der Liebste reist noch ein bisschen durchs Weltall. Dann geht das Kindelein schlafen und wir schauen noch zwei Folgen „Reservation Dogs“ und eine Folge „What we do in the shadows“, bevor ich kurz nach 23 Uhr schlafen gehe und der Liebste wieder in unendliche Weiten entschwindet.