31.08.2023 – Mal bisschen gebremst

Nach dem tollen Konzert schlafe ich sehr gut und tief, wenn auch nicht lang, denn halb 8 klingelt unerbittlich der Wecker. Da mein erstes Meeting erst um zehn ist, lasse ich mir gemütlich Zeit mit allem morgendlichen und stehe erst kurz nach neun auf. Zum Frühstück während des Meetings gibt es dann Porridge mit Apfel und schwarzen Tee mit Maracuja – eine ganze Kanne (1,7 l) voll, das reicht bis abends.

In dem Meeting besprechen die Kollegin aus Paris und ich alles, was in den letzten sechseinhalb Wochen so passiert ist, in denen wir uns wegen insgesamt drei Urlauben nicht gesehen haben. Abgesehen von den Jobsachen berichtet sie also von ihrer Zeit als Volunteer in einem Flüchtlingslager in Malawi und dem Wochenende in London mit dem Notting Hill Carnival. Die Welt ist groß und vielschichtig. Nach dem Meeting gehe ich durch die E-Mails, die über Nacht eingetrudelt sind und dann ist es auch schon Zeit für unser Firmenbuchclub-Meeting.

Anwesend außer mir: Die irisch-schwedische Kollegin aus Dublin, die letztes Jahr um diese Zeit einen Monat bei uns in Berlin verbracht und an meinem Deutschkurs teilgenommen hat, eine französische Kollegin, die dieses Jahr von Dublin nach Madrid gezogen ist. Eine italienische Kollegin, aufgewachsen in einer italienisch-slowenischen Doppelstadt, die bis zum ersten Weltkrieg österreichisch war, heute ebenfalls in Dublin lebend. Die Welt ist wirklich groß und vielschichtig. Wir reden über Joseph Hellers „Catch-22“, aber nur eine von uns hat bisher geschafft, das Buch fertig zu lesen – ich hatte im Zug zum Flughafen bei 24 % vorerst aufgegeben. Die Diskussion macht aber, dass ich es jetzt doch zu Ende lesen will. Bald danach ist es Zeit für die Mittagspause und natürlich regnet es genau jetzt. Ich gehe also nicht raus, setze mich aber für Tageslicht und frische Luft mit dem Kindle und Nimbin raus auf den Balkon und lese 2 % von „Catch-22“.

Nach der Mittagspause dann das nächste Meeting – mit Franken, Ostfriesland und Lichtenberg. Sehr ergiebig, ich muss aber nach einer Stunde pünktlich weiter zum Meeting mit Chicago, Dublin, Nordengland und Paris. Aus diesem ergibt sich ein Folgemeeting eine Stunde später nur mit Nordengland und Paris. Die Zeit dazwischen nutze ich, um schon mal unsere gemeinsamen Gedanken in einem Übersichtsdoc zu konsolidieren, damit wir die dann in Folgemeeting weiter festzurren können. Nach dem Folgemeeting bearbeite ich das Doc weiter und mache es schön – erstmals seit dem Urlaub komme ich ein bisschen in Flow, bisher gab es nur stures Abarbeiten und viele Meetings. Jetzt wird es kreativ, konzeptuell und komplex. Kurz nach 18 Uhr bringe ich das Doc für heute zum Abschluss – morgen noch ein bisschen weiter plus ein weiteres Meeting und dann haben wir zum Wochenende etwas Fertiges.

Zwischendurch kommt eine Gewitterwarnung rein und meine Draußenpläne werden ein weiteres Mal torpediert. Ich hatte für heute eigentlich einen kleinen Einkaufsspaziergang zum Centro Italia samt Cache sammeln eingeplant. Der Liebste und das Teilzeitkind sprachen gestern über Carbonara und seitdem hatte ich Hunger darauf. Ich hätte Guanciale und Pecorino besorgt und entweder zum Mittag- oder Abendessen Carbonara gemacht. Und abends wollte ich eigentlich Schwimmen gehen, da wegen des Konzerts gestern ja das mittwöchliche AquaFitness ausfallen musste. Andererseits bin ich ja aber auch supermüde, so dass Schwimmen im Laufe des Tages unwahrscheinlicher wurde. Aber wenigstens die Nummer mit Centro Italia und Geocache hätte ich nach Feierabend gerne gemacht. Nun aber Gewitter- und Regenankündigung für genau die Zeit, die noch rechtzeitig vor dem Abendbrot gewesen wäre.

Ich beuge mich der höheren Gewalt, tröste mich damit, dass ich in den letzten drei Tagen so viel gelaufen bin, dass das im Durchschnitt reicht, um das Schrittziel für heute abzudecken, und verziehe mich auf die Couch. Dann bestelle ich mir Carbonara und Antipasti in Mehrwegdosen und vertreibe mir die Wartezeit mit TikTok. Das Essen kommt sehr schnell und es ist überraschend viel und gutes Focaccia-ähnliches Brot dabei. Außerdem Carpaccio, Vitello Tonnato, Caprese mit Pesto, gegrilltes Gemüse, getrocknete Tomaten, Jalapeños (wieso?) und interessanterweise Linsensalat. Sehr lecker alles. Die Carbonara ist OK – nicht mit Guanciale, sondern irgendeiner anderen Art Schinken, dafür aber so viel, dass es noch für morgen zum Mittag reicht.

Nach dem Essen trinke ich den restlichen Federrosé aus (inzwischen sehr sprudelig und weniger süß, aber ein bisschen mehr Gärung wäre noch gegangen) und lese 7 % weitere Prozent „Catch-22“. Danach geht es in die Badewanne und kurz vor elf ins Bett, diesmal schlafe ich trotz Hörbuch langsamer ein (der Tee?), aber irgendwann gegen Mitternacht ist es soweit.