29.09.2023 – Freitag und doch noch kein Auszugstag

Ich habe ganz hervorragend geschlafen (auch mal loben!) und kann morgens noch ganz in Ruhe liegen bleiben, weil ich nach zwei Tagen im Büro endlich wieder im Homeoffice bin. Der Noch-Mitbewohner hingegen bricht früh auf, um den Schlüssel für seine neue Wohnung abzuholen und dort alles für seinen Einzug vorzubereiten und die ersten Kisten hinzubringen, die er letztes Wochenende schon bei einem Freund geparkt hatte, weil sich eine günstige Transportgelegenheit bot. Ich mache mir Müsli mit Aprikosen zum Frühstück, außerdem schwarzen Tee mit Minze.

Der Freitag hätte eigentlich einer mit fünf Meetings werden sollen. Drei davon werden von von anderen abgesagt, eins kann ich in ein schnelles Telefonat verwandeln und so bleibt dann nur noch eins übrig, das sogar sehr hilfreich ist, weil wir viele Themen abzuklären haben und ich dabei auch noch eine Einführung in ein weiteres Backend bekomme, mit dem ich mich zukünftig zu beschäftigen haben werde – wir hatten ja letztens die Verantwortlichkeiten im Team neu verteilt und da ich eine gewisse Affinität zu technischem Kram habe, bin ich jetzt gleich in zwei solchen Tools für das administrative zuständig.

Der Rest des Arbeitstages ist von einem Livestream auf Twitch bestimmt, in dem heute aus Gründen ordentlich für uns getrommelt wird und unser Geschäftsführer vom „König des Internet“ interviewt wird. Das läuft ziemlich gut, ich bin zufrieden. Auch wenn er nicht alle Punkte untergebracht hat, die ich ihm ins Briefing geschrieben habe, ist das Ganze stimmig und passt ins Konzept des Streams. Und: Ein großer Teil des Standorts schaut live zu und kommentiert in unserem Firmenchat, Teamspirit, so wichtig in diesen Zeiten.

In der Mittagspause siebe ich die Katzenklos durch, bringe Müll runter und probiere, ob die neuen Hausschlüssel, die uns im April ausgehändigt wurden, weil zeitnah die Schließanlage ausgewechselt werden würde, was dann in echt gestern passiert ist, wirklich überall passen. Tun sie nicht, für zwei Türen brauche ich weiterhin den alten Schlüssel. Grummel. Dann gehe ich noch fix in die Drogerie und kaufe große Müllsäcke, weitere Vorratsgläser und Kleinigkeiten, die alle geworden sind. Dank Self-Checkout bin ich rechtzeitig zurück am Schreibtisch, um einer Kollegin mit einem technischen Problem zu helfen.

Erst danach mache ich mir Stullen zum Mittagessen, die ich dann heim Weiterarbeiten esse. Zwischendurch ist dann auch noch die Biokiste angekommen und muss verräumt werden, dann kommt der Mitbewohner nach Hause, packt weiter Sachen und lässt mich wissen, dass er heute doch noch hier schlafen wird, da in der neuen Wohnung noch kein Bett fertig und bereit sein wird. Morgen früh wird er dann aber sehr früh verschwinden, so dass es kein Problem mit dem dann einziehenden Neumitbewohner geben sollte. (Mal sehen, während ich das hier tippe, schläft er noch.) Außerdem werden wohl einige Sachen noch ein paar Tage länger in meinem Wohnzimmer lagern müssen, weil sie das heute nicht alles wegkriegen werden.

Ich hadere erst mit dem Ruhigbleiben, ergebe mich aber dann in mein Schicksal. Ändern kann ich es eh nicht ohne unnötigen Streit. Als mein Feierabend dann eingeläutet und die Abwesenheitsnotiz fürs lange Wochenende erstellt ist, klappe ich den Laptop zu und bestelle mir Pizza. Noch schnell eine Pizza Hawaii, bevor hier ein Italiener wohnt, dafür aber auch Pizzaröllchen mit Trüffeln, ein wenig Stil muss sein. Mit einer Stunde Verspätung kommt dann der Freund des Mitbewohners mit dem Umzugswagen und wir tragen gemeinsam viele Dinge nach unten – und die beiden dann einige Dinge wieder nach oben, die nicht mehr reinpassen.

Meine Pizza kommt an und die beiden fahren los. Ich lege mich mit Pizza, Federweißer, Katzen und TikTok aufs Sofa. Auf Netflix gucke ich noch „The wonderful story of Henry Sugar“ (zweimal, beim ersten Mal bin ich zu abgelenkt), dann gehe ich gegen 23 Uhr ins Bett und höre gar nicht mehr, wie der Noch-Mitbewohner zum Schlafen zurückkommt.

28.09.2023 – Mimosenhaft im Büro

Ich wache nach unruhiger Nacht – auf den 1,40 m beim Liebsten müssen wir uns komischerweise öfter über die Bettdecke streiten als auf den 1,60 m bei mir, auf denen sich auch noch die Katzen breitmachen – schon kurz vor dem Wecker des Teilzeitkinds um 6:20 Uhr auf. Kurz vor dem Wecker des Liebsten um 6:30 Uhr steht es bereits bei uns im Zimmer. Dann steht der Liebste auf, macht und bringt Kaffee und wir liegen im Bett und lesen, während das Kindelein sich anzieht und frühstückt. Es hat dann noch Zeit und legt sich noch einmal zu uns und wir reden über den Schultag gestern und den Schultag heute. Zwanzig nach 7 rollert es los in die Schule, so ist vor dem Unterrichtsbeginn um 8 noch genug Zeit zum Spielen. Zehn Minuten später klingelt dann mein Wecker.

Gegen 8 stehen auch wir auf, der Liebste setzt sich an den Schreibtisch und ist schon tief in ein Telefonat mit einem Kollegen verstrickt, als ich aus dem Bad zurückkomme und mich verabschiede. Ich fahre mit zwei S-Bahnen ins Büro, baue meinen Laptop auf und gehe in die Küche, wo es den Rest des Müslis von gestern mit den übrigen Feigen und Trauben zusammenzukippen gilt. Außerdem hole ich mir dort einen weiteren Kaffee und stelle fest, dass von gestern noch eine angebrochene Flasche Sekt und angebrochener O-Saft im Kühlschrank stehen. Die müssen natürlich im Laufe des Tages verbraucht werden, denke ich mir, und mache mir direkt eine Mimosa – Sektfrühstück sozusagen.

Voll bepackt kehre ich an meinen Schreibtisch zurück und treffe unterwegs den einzigen anderen anwesenden Kollegen, der mir gleich mal die Tür aufhält und dann aber auch direkt noch ein Anliegen hat. Das lösen wir gemeinsam und dann sitze ich ganz alleine auf meiner Seite des Büros. Ich habe am Vormittag genau ein Meeting – ein anderes wird auf den Freitag verschoben – und kann mich ansonsten vor allem dem Backend-Projekt widmen. Mittags gehe ich wieder in die Küche, mache mir meinen Rest Zucchini-Carbonara warm und stelle fest, dass der andere Kollege inzwischen weg ist – zu einem Termin oder ins Homeoffice, man weiß es nicht.

Also gieße ich mir schweren Herzens nach dem Essen noch eine zweite Mimosa ein (außerdem einen Espresso macchiato) und kehre ins nun komplett menschenleere Büro zurück. Ab jetzt läuft die Musik nicht mehr über Kopfhörer, sondern laut – die Italopop-Playlist ist heute dran, die Sonne scheint von draußen rein und ich rocke Stück für Stück das Backend-Projekt über die Zielgerade. Dann gibt es noch zwei Meetings und um 18 Uhr packe ich meinen Kram zusammen und mache mich auf den Heimweg – zu Fuß, das verlangen Sommerwetter und Schrittziel. Dabei telefoniere ich mit der Freundin in Frankreich, das trägt mich easy bis nach Hause.

Dort ist der Noch-Mitbewohner weiter am Packen. Ich bekomme einen Blumentopf geschenkt und zwei Pflanzen zur vorübergehenden Pflege überlassen, bis er sich in seiner neuen Wohnung eingerichtet hat. Dann muss er schon wieder los und die Katzen und ich haben für heute sturmfrei.

Es gibt Stullen und alkoholfreies Radler auf der Couch, dazu die letzte Folge des aktuellen Schwungs „Virgin River“ und die ersten beiden Folgen der neuen Staffel von „Sex Education“ – und da spielen auf einmal Daniel Levy und Hannah Gadsby mit, wie cool ist das denn?? Gegen halb 11 bin ich vernünftig und gehe schlafen.

27.09.2023 – Noch ein guter Tag

Die Woche gibt sich nach dem Montag wirklich Mühe, das muss ich ihr lassen. Die Nacht ist zwar etwas zerpflückt (Nimbin weckt mich alle zweieinhalb Stunden mit irgendwelchen Wünschen, beim dritten Mal bleibe ich dann wach), aber ich fühle mich ausgeruht genug. Die Morgenroutine wird heute durch viel Packerei bestimmt – Arbeitsrucksack, Sporttasche, Übernachtungskram, Frühstück und Mittagessen fürs Büro für zwei Tage… Ganz schön viel Orga für so früh am Morgen, aber ich bekomme es gut hin und die Tram fährt auch planmäßig und halb 10 bin ich im Büro.

Ich frühstücke beim E-Mails checken und breche dann direkt nochmal kurz auf in den Supermarkt nebenan, um für unser heutiges „Event“ einzukaufen. Um 12 Uhr treffen wir uns in der Küche zu einem Geschicklichkeitsspiel, werfen mit Tischtennisbällen in Becher und ich bin eine von zwei Personen, die das schaffen und einen kleinen Preis gewinnen, yay! Lag vielleicht am Zielwasser – es gibt Sekt, O-Saft oder beides, für mich also logischerweise eine Mimosa.

Danach geht es noch einmal fix zurück an den Schreibtisch, Dinge abarbeiten, bevor ich mich zur Mittagspause in die Küche setze, Zucchini-Carbonara löffle (gable?) und mir von einem Kollegen erzählen lasse, wie es mit den von mir erstellten Seriendruck-Zetteln noch heiter weiter ging. Außerdem habe ich durch meine Büro-Anwesenheit heute gewonnen:

  • Einem Kollegen das Drucken erklärt
  • Einem Kollegen, der sonst nur remote arbeitet, das Tech-Set-up im Büro erklärt
  • Einem Kollegen erklärt, wie er Dateipakete entpackt
  • Bei einem Projekt mitgeholfen, in dem ich in meine Rolle von vor über vier Jahren zurückschlüpfte und mit den beiden Tools von damals und den HTML-Tags von damals ein Problem löste. Ganz erstaunlich wie stark das Muscle Memory da noch ist, meine Finger tippten Sachen, die ich aus dem Kopf nicht hätte erzählen können und die Maushand wusste noch genau, welche Tricks es beim Drag & Drop zu beachten gibt, damit alles an seinen Platz kommt

Ein Kollege, der das alles mitbekommt, erzählt mir später, wie sehr er das bewundert, was ich alles kann, wie geduldig ich dabei bin, wie sehr er meinen Einsatz weit über meinen Aufgabenbereich schätzt und dass ich für ihn quasi so etwas wie das Herz des Standorts bin. Vielleicht kann ich ihn überreden, das mal meiner Chefin zu schreiben? Wobei die das ja auch weiß, vielleicht eher ihrem Chef, dem CEO? Aber ich schweife ab…

Ansonsten bleibt der Arbeitstag meetingfrei, wie geplant, und ich fummele weiter an meinem Backend-Projekt herum, feile mit Kolleg*innen an Texten, Konzepten und Planungen und dann ist es irgendwann auch schon 18 Uhr. Ich schließe meine Arbeitssachen weg, schnappe mir Übernachtungssachen und Sporttasche und fahre nach Südberlin. Mein mittwöchlicher AquaFitness-Kurs am Ostkreuz findet seit dieser Woche dienstags statt und da habe ich ja Yoga (also außer gestern, aber das wusste ich zu spät). Beim Liebsten um die Ecke gibt es aber einen Mittwochskurs und den probiere ich heute aus. Die Anfahrt dauert etwas länger, dafür geht es aber früher los und ist früher vorbei und danach wartet der Liebste auf mich, in der Gesamtabwägung also lohnenswert.

Der Kurs selbst ist hier etwas zackiger und schweißtreibender, das gibt wieder ordentlich Muskelkater, dafür entspricht das Publikum mehr dem Klischee: der Anteil älterer Damen ist deutlich höher als am Ostkreuz, wahrscheinlich entsprechend der Gesamtdemografie. Nach dem Kurs gehe ich noch in die Sauna und dann beeile ich mich mit dem Anziehen und spaziere zur Zweitwohnung, wo das Teilzeitkind gerade noch wach ist und mich zu sich ruft, um mir von seinem neuen Buch zu erzählen – es liest gerade Roald Dahl. Dann ist Zeit für Licht aus und der Liebste macht mir mein Abendbrot warm – Reis-Gemüse-Pfanne mit veganem Wiener Schnitzel. Dazu gibt es eine Rhabarberschorle, die das Teilzeitkind für mich organisiert hat. Wir erzählen uns unseren Tag, die Mitbewohnerin stößt auch dazu, dann gehe ich duschen.

Hinterher liegen wir auf der Couch, gucken zwei Folgen „Reservation Dogs“ und schauen nebenbei neidisch auf das Whalewatching-Bild, das mein Bruder aus Kanada schickt (Selfie vor spiegelglattes Meer, im Hintergrund zwei gut zu sehende Wale, gestochen scharf fotografiert).

Kurz vor 11 liege ich mit Hörbuch im Bett, während der weniger Schlaf brauchende Liebste noch eine Weile zockt.

26.09.2023 – Bye, bye Bikes

Nach dem mistigen Montag lässt sich der Dienstag schon viel besser an. Ich gebe mir auch viel Mühe, selbst meinen Beitrag dazu zu leisten. Morgens lasse ich mir Zeit mit der Morgenroutine und setze mich dann mit einem leckeren Frühstück an den Schreibtisch.

Milchbrötchen mit Apfel-Minz-Gelee, Pistaziencreme, Mandelmus, Nudossi. Birne, Aprikosen, Feigen, Trauben. Builder‘s Tea.

Eins der Aufregerthemen von gestern löst sich im Laufe des Tages ganz gut auf – ich brainstorme noch beim Frühstück nochmal mit der Kollegin in Warschau und gemeinsam kommen wir auf einen guten Mittelweg, den ich danach dann auch an anderer Stelle durchsetzen kann. Das entzerrt den Rest der Woche deutlich. Ich erledige Dinge und dann folgt ein zweistündiges Meeting mit Berlin (Büro) und Ostfriesland.

Hinterher ist es 13 Uhr und ich muss direkt los ins Draußen. Heute ist der Termin zur Abgabe meines Leasingfahrrads vor dem Winter und ohne Bauchschmerzen und bei Sonnenschein passt das wirklich viel besser als letzten Freitag. Ich fahre eine von einer App errechnete fahrradfreundliche Route hinunter nach Mitte und sinniere dabei über das Radfahren und mich. Spaß macht es ja irgendwie schon und bei mir in meinem ruhigen leeren Wohngebiet weitgehend ohne andere Verkehrsteilnehmende auch. In der richtigen Welt dann aber gibt es diese anderen Verkehrsteilnehmenden aller Couleur (Kinder, Hunde, E-Roller, hektische Fahrradfahrende, Motorräder, Autos, Taxis, LKWs, Busse…), außerdem verschiedene Untergründe, enge Stellen, Kopfsteinpflaster, Steigungen… Und da ist das Radfahren dann total stressig für mich und der Spaß weitgehend weg. Außerdem mag ich nicht bei Wind und Wetter fahren. Alles nicht die besten Voraussetzungen für ein eigenes Fahrrad, das ich dann auch noch selbst warten muss. Zudem komme ich beim Radfahren auch nicht auf meine Schrittziele und kann nicht nebenbei noch Podcast oder Musik hören. Und so werde ich mir wohl trotz aller Sympathie dem Radfahren an sich gegenüber (auch gesamtgesellschaftlich) so schnell kein neues Fahrrad kaufen, sondern irgendwann nächstes Jahr im Frühling wieder für ein paar Monate eins leasen, das ich dann viel zu selten benutze.

Das Abgeben dauert keine Minute, dann laufe ich schnell zur Tram und fahre zurück nach Hause. Gegen 14 Uhr sitze ich wieder am Schreibtisch. Mittagshunger habe ich noch keinen, ich snacke weiter Obst und schmiere mir dann gegen 15 Uhr Stullen zur Tomate. Weitere Meetings habe ich heute auch nicht, also komme ich in meinem Backend-Projekt weiter und befasse mich zwischendurch nur ab und an mit Ablenkungen durch Chat-Nachrichten und E-Mails (durch die sich anscheinend auch eins der anderen Stressthemen der Woche gelöst hat). Dazu läuft das neueste Live-Album von Bruce Springsteen.

Um 17:30 Uhr beschließe ich einen frühen Feierabend und gehe nochmal nach draußen. Bestärkt durch die Überlegungen vom Mittag hole ich wie geplant mein altes Fahrrad (vor ziemlich genau 20 Jahren zum Studienbeginn in Rostock gekauft (danke Mama!)), zwischenzeitlich total runtergerockt, mit Ersatzteilen verschiedenster Herkunft versehen und sehr sehr verrostet, aus dem Keller, wo es die letzten Jahre (mindestens 4, eher länger) unbeachtet stand und schiebe es auf platten Reifen zum Recycling-Hof. Mehr Platz und Bewegungsfreiheit im Keller, und weniger schlechtes Gewissen auch!

Dann spaziere ich zurück, telefoniere mit dem Liebsten, gebe Pfanddosen ab, versuche mich etwas antriebslos und ohne Erfolg an zwei Geocaches und erreiche mein Schrittziel kurz vor der Ankunft zuhause. Dort koche ich mir aus einer zu vebrauchenden Zucchini eine Art Carbonara (Guanciale und Pecorino have ich noch) mit Penne rigate. Dazu gibt es ein Glas Federweißer. Nach dem Essen kommt der neue Mitbewohner vorbei, besichtigt nochmal sein Zimmer und den Keller und wir besprechen den Einzugstag am Wochenende.

Mitbringsel vom neuen Mitbewohner, aus seiner Region

Kurz nach 9 ist dann für heute Feierabend. Ich telefoniere nochmal kurz mit dem Liebsten und lasse mich dann von drei Folgen „Virgin River“ berieseln, bevor ich heute schon deutlich vor Mitternacht ins Bett komme. Ein guter Tag.

25.09.2023 – Mistiger Montag

Ich gehöre ja normalerweise nicht zu den Montagshassenden, aber dieser hat es doch ganz schön in sich. Eine Stunde vor dem Weckerklingeln wache ich, allerdings gut erholt, auf und lese gemütlich im Internet umher, verabrede mich mit einer Freundin zu einem Konzert nächste Woche und absolviere den Rest der Morgenroutine in aller Ruhe. Dabei entsteht auch das einzige Foto des Tages.

Das Morgentelefonat mit dem Liebsten muss leider ausfallen, weil er schon am frühen Morgen Telefontermine hat und danach eine Schulung gibt, so dass wir erst in der Mittagspause schaffen, zu telefonieren. Als ich mir dann Frühstück machen will, nimmt der Montag an Fahrt auf. Die Haferflocken sind voller Lebensmittelmotten und wandern direkt in den Müll – ich habe wohl ein Projekt für nach Feierabend. Stattdessen will ich mir einen Grießbrei kochen (der Grieß ist in einem Schraubglas), aber beim Einrühren in die kochende Milch finde ich eine Mottenmade darin. Es gibt dann also Zimt-Cereals (frische Tüte, danach mit Clip verschlossen) mit dem Rest Pflaumen und dem letzten Rest Milch.

Danach emsige Arbeit und zwei Meetings am Vormittag – eins mit Berlin (Büro) und eins mit Warschau. In der Mittagspause sind erst einmal die beiden Katzenklos dran mit Durchsieben. Dabei telefoniere ich mit dem Liebsten. Außerdem Geschirrspüler aus und einräumen, erkalteten Grießbrei mit Made drin entsorgen und den Abwasch erledigen. Schließlich mache ich mir den letzten Rest Nudeln mit Datterini-Tomatensauce vom Freitag warm und setze mich wieder an den Schreibtisch.

Der Nachmittag beginnt mit einem Meeting mit Berlin (Büro) und Ostfriesland. Direkt danach gibt es aufwühlende Corona-Nachrichten aus der Familie – nix ist hier vorbei. Ich habe aber gerade gar keine Zeit, mich so richtig in das Thema reinzusteigern, vielleicht ist das auch ganz gut so. Ohmmmmm. Nebenbei türmt sich weitere Arbeit auf der To-Do-Liste und ich fühle mich so langsam gestresst. Als ein Meeting mit Paris kurzfristig ausfällt, telefoniere ich zwischendurch mit dem Liebsten. Er macht jetzt Feierabend, vor mir liegt noch ein ganzer Berg, an dem ich bis zum nächsten Meeting (Madrid, Dublin, Chicago) herumlaboriere. Dieses ist dann mal sehr erfreulich und entspannend, wir reden über Techniken, mit Stress im Alltag klarzukommen.

Direkt im Anschluss dann Teammeeting (Paris, Chicago, Südengland, Nordengland), das statt der angesetzten 45 Minuten 90 Minuten dauert, weil so viel zu besprechen und Arbeit zu verteilen ist. um 18:30 Uhr schreibe ich noch eine letzte Nachricht nach Warschau, dann ist Feierabend. Ich telefoniere ein letztes Mal heute mit dem Liebsten, dann stürze ich mich in das Chaos in der Küche – mir einen alkoholfreien Radler zur Stärkung bewaffnet.

Ich entsorge befallene Lebensmittel, sortiere die Lebensmittel, die der Mitbewohner mitnehmen wird, schonmal aus dem Regal, reinige das Regal gründlich, sortiere meine verbleibenden Lebensmittel wieder hinein, entsorge die alten, vollen, Mottenfallen und stelle neue auf und bringe drei volle Tüten Müll und den Kompost nach unten. Dann ist es kurz vor 20 Uhr und ich mache mir die Reste vom chinesischen Essen von gestern warm. Danach gehe ich kurz vor halb 9 mit vollem Magen einkaufen und komme mit zwei vollen Beuteln wieder. Beim Verräumen der Lebensmittel fallen mir zwei leere Marmeladengläser herunter, die sich in tausenden Scherben auf dem Küchenboden verteilen.

Ich fege die Scherben auf, damit ist dann auch der Restmüll voll, den ich direkt auch noch hinunterbringe. Bei der Gelegenheit wird ein Kaufbeschluss gefasst. Wieder oben setze ich mich auf die Couch und bestelle: Einen neuen Restmülleimer, einen neuen Komposteimer, eine Kollektion Vorratsgläser. Außerdem gab es heute Gehalt und ich bezahle meinen Herbsttrip – durch die paar Tage warten konnte ich das ohne in den Dispo zu rutschen erledigen. Wo ich grad so produktiv bin, melde ich mich auch noch für den AquaFitness-Kurs am Mittwoch an, melde meinem Vermieter den anstehenden Untermieterwechsel und verabrede mich für morgen Abend mit dem neuen Mitbewohner zu organisatorischen Gesprächen.

Dann ist sowas von Feierabend. Ich lasse mich von zu vielen Folgen „Virgin River“ berieseln – wer kann denn auch ahnen, dass da plötzlich etwas Spannendes passiert? – und liege dann erst halb 1 im Bett.

24.09.2023 – Sonntägliches

Kurz vor 7 ist der Liebste schon so wach, dass er aufsteht und Kaffee kocht. Ich drehe mich um und schlafe weiter, mit lebhaften Träumen, in denen es irgendwann schon 11 Uhr ist, und erwache dann real kurz nach halb 10 endgültig. Gemütliches Herumtrödeln im Bett bis kurz vor 11 (das Teilzeitkind kommt auch dazu und spielt auf meinem Handy, gibt es aber eigenständig nach etwa 20 Minuten zurück) und dann Frühstück mit Rührei, Brombeeren und Pflaumen.

Hinterher herrscht Betriebsamkeit zwischen Haushaltsdingen, Zimmer aufräumen und Schuldinge üben. Zwischendurch müssen wir uns zwei Diktate für das ehrgeizige Teilzeitkind ausdenken, dabei wollen wir doch eigentlich endlich gemeinsam einen Sonntagsfilm schauen. Irgendwann ist das Kind es zufrieden und dann sammeln wir uns auf der Couch und schauen den zweiten Känguru-Film. Hinterher geht das Teilzeitkind draußen spielen, der Liebste geht drinnen spielen und ich fahre nach Hause.

Dort ist der Mitbewohner gerade dabei, einen ersten Schwung Kisten zu packen und in seine neue Stadt zu transportieren. Wir treffen uns kurz in der Küche und sortieren Gewürze auseinander. Ich rette meine Nelken, überlasse ihm aber den schwarzen Senf und aus den gemeinsamen Vorräten an Thymian, Muskat, Cumin und Koriander fülle ich mir jeweils etwas ab und er packt den Rest ein. Dann fährt er los und ich lege mich auf die Couch, belagert von zwei aufgeregten Katzen, die sich auf mich drauflegen, um sicher zu stellen, dass ich keinen Unfug mache. Das tue ich auch nicht, sondern ich bestelle mir chinesisches Essen.

Frittierte Auberginen mit Koriander und Chiliöl, Tofu mit Gemüse und Morcheln, Reis, Maracujalimo

Nach dem Essen (ein Rest bleibt für morgen) döse ich ein und schlafe ein halbes Stündchen. Der Rest des Abends vergeht mit Lesen, Podcast hören und TikTok, bevor ich mich in die Badewanne und dann ins Bett lege. Dort schlafe ich gegen halb 11 zu Hörbuch und Katzenkuscheln ein.

23.09.2023 – Shopping-Ausflug und Nudelabend

Heute ist dann also ganz offiziell Herbstanfang, Mist. Aber sonnig ist es trotzdem. Ich habe nicht so richtig lange geschlafen (bis kurz vor 7) und mein Bauch schmerzt weiter ordentlich, also darf ich erstmal liegen bleiben, während der Liebste, seine Mama und das Teilzeitkind auf den Markt gehen. Ich döse sogar noch einmal weg. Zum Frühstück stehe ich dann aber auf und wir sind mit der neuen Mitbewohnerin heute sogar zu fünft, mit Tischgespräch auf Deutsch, Spanisch und Englisch. Die Liebstenmama spricht nicht nur sehr gutes Englisch (sie verbrachte in den 50er ein High School Jahr in den USA), sondern auch erstaunlich gutes Spanisch (das Ergebnis von Studien- und Foschungsaufenthalten in Lateinamerika in den 60ern). Wonder Woman ist nichts gegen diese Frau.

Nach dem Frühstück schafft der Liebste dann Platz im Keller für die Mitbewohnerin, während wir drei anderen uns auf einen Shoppingtrip in die nahegelegenen Einkaufsstraße begeben. Die Liebstenmama hat beim Wandern im Weinberg eine Weste verloren und braucht Ersatz, das Teilzeitkind bekommt bei der Gelegenheit eine eigene Weste und ich assistiere beiden beim Aussuchen, nachdem ich nach ausführlichem Gucken beschlossen habe, nichts zu brauchen. Hinterher sind wir zufrieden und genehmigen uns in der Cremeria jeweils ein Softeis.

Mango- und Himbeer-Softeis mit Oreo-Crunch und Mini-Marshmallows

Dann geht es zurück nach Hause und es gibt Quarkbällchen vom Markt zum Kaffee. Hinterher lege ich mich wieder auf die Couch – mit frischer Wärmflasche – und döse wieder weg, bis die Liebstenmama aufbrechen muss. Sie wird von ihrer Nachkommenschaft zum Bahnhof gebracht, während ich mich um Duolingo und Babbel kümmere. Dann ruhen wir alle noch einen Moment, bis des Liebsten beste Freundin klingelt, die heute zum Essen eingeladen ist. Der Liebste hatte schon seit gestern Abend dafür in der Küche gestanden und Gemüsebrühe simmern lassen, aus der heute im Laufe des Tages vegane Bolognese wurde.

Wir öffnen eine Flasche Prosecco und erzählen uns die Neuigkeiten der letzten Wochen. Gegen 19 Uhr kommt die Mitbewohnerin nach Hause und dann gibt es Essen, Wein und gute Gespräche über Deutschland, Kolumbien, Familien, Geschichte, Berlin… Dabei liege ich die meiste Zeit wieder auf der Couch. Das Teilzeitkind schläft gegen 22 Uhr in meinen Armen ein, die beste Freundin fährt nach Hause. Gegen 23 Uhr bricht die Mitbewohnerin zu einem Sleepover bei einer Freundin auf, der Liebste trägt das Teilzeitkind ins Bett und dann gehen auch wir schlafen.

22.09.2023 – Wärmflasche und Stammitaliener

Gestern war noch richtig Sommer, heute ist es plötzlich Herbst. Temperaturabfall, Regen und ich sitze mit Kuscheldecke am Schreibtisch, um die Katzen zu motivieren, auf meinem schmerzenden Bauch Platz zu nehmen und ihren Job als Wärmekatzen zu machen. Abgesehen davon ist es ein geschäftiger Freitag im Homeoffice, mit drei Meetings (einmal zwei Stunden, zweimal eine halbe Stunde), einer Übersetzungskorrektur und viel Fließbandarbeit im Backend.

Eigentlich wollte ich in der Mittagspause mein Leasing-Fahrrad zurückgeben – im Herbst und Winter fahre ich noch unwahrscheinlicher als im Frühling und Sommer – aber wegen Schmerzen und Regen verschiebe ich den Termin auf Montag. Stattdessen mache ich mir die Linguine von gestern warm und lege mich zum Essen auf die Couch – da liegen sofort beide Katzen bereitwillig auf mir.

Nach Feierabend packe ich meinen Rucksack fürs Wochenende (heute mit Wärmflasche), versorge die Katzen und fahre dann mit S- und U-Bahn nach Südberlin, wo außer dem Liebsten und dem Teilzeitkind auch die Liebstenmama auf mich wartet, die zwischen Wanderurlaub in Franken und Chorauftritt tief im Westen schnell für eine Nacht nach Berlin gekommen ist, um das Teilzeitkind zu besuchen und den Erstbesuch beim Neugeborenen ihrer Nichte zu machen. Mit über 80 hat man schließlich immer viel zu tun!

Gemeinsam haben wir einen schönen Abend beim Stammitaliener:

Zweierlei Bruschetta, Focaccia, Rindercarpaccio, Lachscarpaccio
Hauspizza, Schweinemedaillons mit Pilzen, Tagliatelle mit Lachs in Hummersauce, Gnocchetti sardi mit Salsiccia und Ragù
Nachtischvariation mit Panna cotta, Tiramisù, Mousse au chocolat und Vanilleeis

Vor dem Essen gibt es für mich wieder einen Sarti Spritz und zum Essen einen Montepulciano d‘Abbruzzo – passt von den offenen Rotweinen am besten zur Salsiccia und ich bereite mich gedanklich weiter auf den neuen Mitbewohner vor. Damals mit Il Professore gab es dann ja irgendwie auch nur noch Fiano und Aglianico, die beiden Hauptreben aus seiner Region.

Zum Abend hin werden die Schmerzen schlimmer – Endometriose suckt ganz ungemein – und ich liege während des Erzählens mit dem Liebsten und seiner Mama (das Teilzeitkind ist schon im Bett, die Mitbewohnerin in ihrem Zimmer) mit Wärmflasche auf der Couch. Als ich lese, dass Giorgio Napolitano gestorben ist, hören wir erstmal „Bandiera Rossa“.

Später erzählt die Mama von ihrer ersten Verabredung mit dem Liebstenpapa und wieviel Spaß sie am ironisierten Parlieren über die Tagebücher von Ernst Jünger (Ernst Bloch? kann auch ein anderer deutscher Schriftsteller dieser Zeit gewesen sein, der jedenfalls ähnlich wie Thomas Mann sehr ausführlich über seine Körperfunktionen schrieb) hatten und wie sehr der gemeinsame Humor sie jetzt schon seit über 50 Jahren zusammenhält (bald ist Goldene Hochzeit).

Der Liebste und ich blicken uns vielsagend an und denken an unser eigenes erstes Date vor vier Jahren (auf den Tag genau, fällt mir beim Aufschreiben ein) und dass einer der Schlüsselmomente ein ironisiertes Gespräch über ein popkulturelles Phänomen der 90er Jahre gewesen ist. Well, well, well…

21.09.2023 – Immer noch Sommer

Heute wird es warm, 28 Grad Höchsttemperatur sind angesagt. Ich nutze die Gelegenheit, das „angefangene“ Sommerkleid, das noch auf dem Garderobenständer hängt, schmutzig zu tragen (also waschmaschinenreif) und bleibe den ganzen Tag barfuß oder in Flipflops. Außerdem ist heute wieder Homeoffice, was mir sehr zupass kommt. Erstens habe ich tatsächlich ordentlich Muskelkater von gestern und bin froh, dass ich es morgens erstmal nur an den Schreibtisch schaffen muss, zweitens schaffen zwei Außer-Haus-Tage auch einen beträchtlichen Berg an aufzuholendem Haushalt. Wie haben wir das nur früher gemacht?

Am Vormittag habe ich zwei Meetings, eines mit Amsterdam, Dublin, Salerno, Valencia und Brüssel, eins nur mit Dublin. Man könnte Reiselust kriegen! Vor allem, weil mein Bruder und seine Freundin dann noch ein Foto aus dem Flugzeug schicken, bevor sie nach Kanada losfahren und meine Eltern später am Tag eines vom Deck und der Bucht, wo sie dann alle die nächsten Tage sitzen werden, während ich hier in Berlin arbeite und in zwei Wohnungen nach Blumen und Post schaue.

In der Mittagspause widme ich mich den beiden Katzenklos, lege Wäsche zusammen, stelle eine neue Waschmaschine an und mache mir dann einen Salat mit Apfel und eine Stulle mit dem letzten Schinken. Gegessen wird auf dem Balkon und der Soundtrack der gesamten Pause ist die „Alles gesagt“-Folge mit Ferdinand von Schirach.

Den Rest des Arbeitstages verbringe ich fast vollständig im Backend und mit dem neuen Projekt und schaffe dabei so viel wie an den letzten beiden Tagen zusammen, was auch nötig ist, denn die Deadline drängt und andere Aufgaben dräuen schon im Hintergrund. Um 18 Uhr mache ich dann aber Feierabend, hänge noch schnell die Wäsche auf und dann geht es endlich nach Draußen in den vielleicht letzten Sommertag. Ich drehe eine größere Runde mit Schrittzielhintergrund und telefoniere dabei mit einer Freundin. Auf dem Heimweg schaue ich noch schnell im Supermarkt vorbei und kaufe ein paar Dinge ein, die auf dem Einkaufszettel stehen (und eine Flasche Federweißer, weil es den gerade gibt und ich ja bisher nur Roten hatte).

Wieder zuhause hole ich ein Päckchen beim Nachbarn ab, das gestern ankam, während ich im Büro war. Dann schnell Einkäufe verräumen und kochen. Die Datterini-Tomaten aus dem italienischen Supermarkt sind heute dran und werden mit Knoblauch, Olivenöl, Salz, Pfeffer, frischem Basilikum und einem Rest Passata zur Sauce für den Rest Linguine, dazu Pecorino romano und Blutorangenlimo. Und halt weiter den Podcast, das auch noch nach dem Essen, beim Müll herunterbringen und Limo austrinken/Handy spielen.

Eigentlich hätte ich noch lesen oder fernsehen wollen, aber ich werde schon so müde, dass ich mich einfach um 10 ins Bett lege, mein Hörbuch anmache und innerhalb weniger Minuten einschlafe.

20.09.2023 – Meetingfrei und Spaß dabei

Heute steht der Wecker wieder normal auf halb 8, da ich zwar ins Büro muss, der Tag aber ja meetingfrei ist und deshalb kein zwingender Zeitdruck da ist. Ich wache schon ein paar Minuten vorher von alleine auf, trotz des langen Wachliegens am Vorabend und der einen oder anderen kätzischen Unterbrechung des Nächtens. Plan ist, um 10 im Büro zu sein und so stehe ich um 9 nach gemütlicher Morgenroutine auf und verlasse kurz vor halb 10 das Haus. Läuft. Ins Schwitzen komme ich dann wegen der BVG. Die Tram kommt erst verspätet und biegt dann unverhofft und zum Unmut sämtlicher Fahrgäst*innen von der Stammstrecke ab. Laut berlinerisch schimpfend stapfen wir zurück zur Stammstrecke und erkundigen uns bei der nächsten dort stehenden Tram, ob die etwa auch abbiegt. Tut sie. Die nächste dann aber nicht, in die quetschen wir uns dann rein. Hat ja auch was Erfrischendes, dass da neben den vielen Zugezogenen und vielen fremdsprachigen Menschen gefühlt die halbe Bahn voller echter, etwas älterer, Berliner*innen ist – die jibtet ooch noch!

Natürlich bin ich in dem Moment vor allem gestresst von der Situation, schwitze unter der Jacke, die ich aus Vorsicht mitgenommen habe und muss nebenbei meinen Rucksack, meine Sporttasche, meine Mate-Flasche, meine Kopfhörer und mein Handy jonglieren. Aber in der Nachschau überwiegen dann doch die positiven Erinnerungen. Und: Ich komme trotzdem fast pünktlich im Büro an. Dort dann erstmal Kaffee ziehen und Milch ins Müsli schütten. Das gibt es heute mit Apfel und Pflaumen und es ist eine riesige Portion, die mich nachhaltig satt macht.

Bis auf ein paar Gespräche mit vorbeigehenden Kolleg*innen bleibt der Tag diesmal wirklich meetingfrei. Ich schaffe ein paar Aufgaben, die schon etwas länger lagen, weg oder zumindest bis auf die nächste Stufe, ich komme im gestern angefangenen Projekt weiter und ich werde nur einmal kurz gestresst, als meine Chefin mir noch eine weitere Aufgabe zuschiebt, zu den vielen anderen, die ich schon in die nächste Woche gelegt habe, weil vorher noch so viel Dringendes ist.

Zwischendurch aber auch ein paar private Erfolgserlebnisse – nach mehreren Telefonaten mit dem Liebsten meinen teuren Fitnessvertrag gekündigt und in seinen günstigeren mit eingestiegen, mit dem neuen Mitbewohner sehr angenehm geschrieben und Dinge organisiert, mich von meinem Bruder beraten lassen und dann für die Hälfte meines Herbsturlaubs einen Trip auf die kleine Insel gebucht, nach der meine halbe Familie verrückt ist und auf der ich seit 33 Jahren nicht mehr war.

Die Mittagspause schiebe ich weit nach hinten, weil ich noch so satt bin. Um 14:30 gehe ich dann doch raus, aber erstmal eine lange Runde spazieren durch Hinterhöfe und Grünanlagen von Berlin-Mitte, fast bis in meinen alten Kiez, und dabei zwei Geocaches heben. Auf dem Rückweg ins Büro kehre ich noch schnell im Supermarkt ein und hole mir eine Zimtschnecke und ein Mangolassi für den Nachmittagsjieper. Dann weitere Arbeit und nebenbei Bewunderung des Himmels.

18:30 Uhr mache ich Feierabend und fahre mit der S-Bahn rüber ins Fitnessstudio. Endlich wieder AquaFitness und Sauna, heute in Begleitung der Überraschungsfreundin. Wir sind etwas früher da und schwimmen noch ein paar Bahnen im sich immer mehr füllenden Becken. Dann ein sehr intensiver, Muskelkater versprechender Kurs und dann Sauna. Schon beim Sport bekomme ich so richtig Hunger, daher streiche ich schon nach einem Saunagang die Segel und mache mich auf den Heimweg. Unterwegs hole ich mir eine Schawarma-Halloumi-Box, die es dann zum späten Abendbrot mit einem alkoholfreien Radler auf der Couch gibt.

Nach einem letzten Telefonat mit dem Liebsten schaue ich ein wenig TikTok, dann kommt der Mitbewohner dazu und es entspannt sich noch ein etwa zweistündiges Gespräch (teilweise Diskussion, teilweise Monolog seinerseits), wie wir es früher öfter aber in letzter Zeit lange nicht mehr hatten. Angefangen bei seinen aktuellen medizinischen Beschwerden über die Um- und Auszugslogistik, dann weiter zur Situation in Berg-Karabach, Armenien, Aserbaidschan, Türkei, Russland, Pakistan, Indien, China, USA, fossile Brennstoffe, seltene Erden, afrikanische instabile politische Situationen, die Psyche von Kriegen traumatisierter Menschen, Kolonialismus damals und heute, Drogendealer im Görlitzer Park, Elon Musk, Twitter, Starlink und dann immer im Kreis.

Als der Blick auf die Uhr schon fast halb 1 zeigt, fange ich nebenbei an, den Tisch abzuräumen, Rucksack und Sporttasche auszuräumen, nasse Sachen aufzuhängen und mich soweit wie möglich auf die Nacht vorzubereiten, bis ich in einer kurzen Pause im Redefluss die Badtür hinter mir schließen und mich bettfertig machen kann. Dort suche ich noch einen Moment lang mein nächstes Hörbuch zum Einschlafen aus und dann sind gegen 1 meine Augen endlich zu.