Die Nacht zu Montag läuft, sagen wir, nicht ideal. Nach etwa einer Stunde Schlafen wache ich wieder auf und liege dann gute drei Stunden wach – auch wenn das FitBit das nicht gemerkt hat, erinnere ich mich noch sehr gut, was ich in der Zeit so gemacht habe – mehreren Podcasts gelauscht, mit den Katzen gekuschelt, im Internet gelesen und natürlich versucht, wieder einzuschlafen. Als das dann klappt, komme ich nochmal auf so zweieinhalb Stunden Schlaf, bevor ich von alleine, bzw. eben nicht durch den Wecker, aufwache. Also abends einschlafen klappt gut, morgens aufwachen auch, nur nachts auch wirklich schlafen, das muss ich noch üben.
Für die ausführliche Morgenroutine fehlt mir ein wenig die Ruhe und Ausgeschlafenheit, deswegen muss ein Teil des Sprachen Lernens verschoben werden. Ich lese aber das Internet leer, blogge, telefoniere mit dem Liebsten, füttere die Katzen, fülle Wassernäpfe auf, gieße Balkonpflanzen und mache mir Müsli mit Apfel und eine große Kanne weißen Tee mit etwas Holunderblütensirup. Pünktlich um 9 sitze ich am Schreibtisch, fahre meinen Rechner hoch und erinnere mich sogar noch an mein Passwort. Was mich ungefähr erwartet hatte vorher schon das Diensthandy verraten: gute 400 Mails (Konversationen, teils mit mehreren Mails drin) plus Benachrichtigungen aus dem Projektmanagement-Tool und diverse Chat-Nachrichten. Dafür hat diesmal niemand versucht, mich im Urlaub anzurufen.
Ich verbringe den Vormittag größtenteils damit, mich durch diese Mails zu wühlen. Zwischendrin habe ich ein kurzes Meeting mit einem Kollegen und ein längeres Telefonat mit einem anderen. Als es Zeit für die Mittagspause ist, bin ich durch mit den Mails, habe die 11 beantwortet, die eine Antwort benötigten, zwei schnelle Aufgaben erledigt, die sich daraus ergeben haben und jetzt 36 offene Tabs mit Dingen, die ich in Ruhe lesen oder anschauen (Meetingaufzeichnungen) muss. Und ich habe gerade erst mein Müsli aufgegessen – es war eine große Portion, mein übermüdeter Körper hatte wenig Hunger und ich war halt auch beschäftigt.

Also erstmal kein Mittagessen, stattdessen tue ich Dinge – Waschmaschine anstellen, verwelkte Balkonpflanzen entsorgen, kurz im Drogeriemarkt und beim Haustierbedarf einkaufen (Bei Jetlag soll man beim höchsten Sonnenstand unbedingt draußen sein, um den Biorhythmus zu rekalibrieren, hab ich mal gehört.) Nebenbei höre ich wie schon den ganzen Morgen jetzt die 00er-Jahre Playlist vom gestrigen Sommersonntag durch.
Um 14 Uhr sitze ich dann wieder am Schreibtisch, wo sich ein ursprünglich für 30 Minuten angesetztes Meeting auf fast anderthalb Stunden ausdehnt. Dann mache ich mich an meine Tabs und bin damit mit zwei Unterbrechungen bis 18 Uhr gut beschäftigt. Zwischendurch gibt es ein kurzes Austausch-Meeting mit Menschen in Amerika – wir diskutieren über „Matriarchat vs Patriarchat“ und „Frauen, die Nazis werden“. Das sind dann wieder so Momente, wo ich meinen Job sehr mag. Kurz vor Feierabend telefoniere ich dann nochmal mit dem Kollegen vom Vormittag. Achja und aus einer der beantworteten E-Mails entspinnt sich auch noch ein interessanter Dialog über Alpakas in Brandenburg. Es ist ja nicht alles schlecht.
Um 18 Uhr klappe ich den Laptop zu – vier Tabs bleiben für morgen übrig. Dann geht es weiter mit Haushaltsdingen. Wäsche aufhängen, Müll runterbringen, Fußböden frei räumen, staubsaugen, Bad und Küche putzen… Insgesamt bin ich damit zwei Stunden beschäftigt, Musik hörend und gegen Ende nebenbei Kartoffeln aufsetzend. Zwischendurch zwei weitere Telefonate mit dem Liebsten (die zwei während des Arbeitstags hatte ich oben unterschlagen). Dann ist endgültig Feierabend – mit Pellkartoffeln, Quark mit Leinöl, ein paar Mirabellen zum Nachtisch und einem großen Glas Federweißer (bzw. Federrosé).

Dann gehe ich nochmal für einen Spaziergang nach Draußen – Schrittziel vollkriegen und vor der Nacht hoffentlich so richtig auspowern – ich merke schon wieder, wie mein Geist hellwach wird gegen Abend. Ich drehe im Dunkeln eine größere Runde und komme auch so halb an einem Geocache vorbei, muss den aber nochmal in Ruhe im Hellen suchen, trotz Straßenlaterne und Taschenlampe. Dafür entdecke ich bei der Gelegenheit einen neuen spannenden Ort, den ich mir dann im Hellen auch nochmal in Ruhe begucken möchte. Außerdem spannend, was abends im Park los ist: Die Prenzlauer Berg Kids der Generation Corona trifft sich in großen Gruppen (10, 20 und mehr), nach Klassen und/oder Subkulturen sortiert (Es gibt z. B. wieder richtige Punks, aber mit Plateauschuhen und Smartphone) unter den Straßenlaternen, haben Bierkästen dabei und hocken einfach auf den Wegen oder stehen herum. Wahrscheinlich hören sie Musik (ich habe ja selbst Kopfhörer auf) und ansonsten tun sie halt, was Teenies tun: Rauchen, Trinken, Kiffen, Flirten und Hochwichtige Gespräche führen.
Kurz vor halb 11 bin ich wieder zuhause, genehmige mir noch was Pflanzliches zum Runterkommen und schlafe dann vor 23 Uhr – Spoiler: Diese Nacht wird deutlich besser.