Ich wache nach nur fünf Stunden auf – es ist 4 Uhr morgens bzw. 9 Uhr morgens in Deutschland. Draußen ist es noch dunkel und still, aber ich rieche den Holzduft, den dieses Haus auch nach über 20 Jahren verströmt und weiß, dass ich gut aufgehoben bin. Erst lese ich, um wieder einzuschlafen, dann versuche ich es mit Podcast hören – allerdings mit Kopfhörern auf, um den Liebsten nicht zu wecken und das bedeutet auf dem Rücken liegen, was bedeutet, nicht wieder einzuschlafen. Gegen 5 dann geht das Teilzeitkind aufs Klo, bleibt danach wach und hört Hörbuch – laut genug, dass ich im Nebenzimmer mithören kann. Einer Bitte um Leiserstellen wird entsprochen, aber endgültig wach bin ich jetzt doch. Ich lese das Internet leer und blogge. Gegen halb 7 wird der Liebste auch wach, dann stehe ich auf und mache Kaffee für ihn, Kräutertee für mich und Orangensaft für das Teilzeitkind, das dann auch nach meinem Handy verlangt, um zu spielen. Beim in der Küche Stehen sehe ich erstmals hinaus auf die Bucht – gestern war ja alles dunkel. Es ist noch diesig, der Himmel weiß, das Wasser grau. Aber es ist das Meer da draußen.

Ohne Handy zurück im Bett lese ich im Reiseführer herum für unseren diesjährigen Roadtrip und der Liebste und ich setzen erste Eckpfeiler, die wir hoffentlich auch so umsetzen können. Das Teilzeitkind verlegt sich irgendwann vom Zocken und Hörspielhören aufs Tischtennis spielen – es schläft in dem Raum, in dem die Platte steht. Uns fehlt die Energie, das zu verhindern („ICH BIN NICHT LAUT!“), auch wenn das heißt, dass meine Eltern jetzt auch endgültig wach sind. Kurz nach 8 gehen der Liebste und ich gemeinsam hinaus aufs Deck und schauen uns das Draußen nochmal genauer an. Inzwischen hat es aufgeklart und verspricht, ein schöner Sommertag zu werden.

Wir legen uns nochmal für ein halbes Stündchen hin, dann wird der Hunger zu groß und wir beginnen, den Frühstückstisch zu decken. Irgendwann kurz nach 9 sitzen wir bei Brötchen, Frühstücksei etc. alle beisammen – allerdings drinnen am Esstisch, weil es draußen noch zu frisch ist. Weil mein Körper gestern etwas rebellisch war, entscheide ich mich heute wieder für etwas mehr Histamin-Restriktion, da werde ich in den nächsten Wochen noch einiges herumzuprobieren haben. Eine Tasse schwarzen Tee und zwei Erdbeeren esse ich aber trotzdem. Während des Essens schmieden wir Pläne für den Tag, danach ruhen wir uns erstmal noch ein wenig aus. Der Liebste setzt sich mit Buch aufs Deck, die Eltern klappen ihre Laptops auf, ich ziehe mich mit den Sprachlern-Apps aufs Sofa zurück und das Teilzeitkind kehrt nochmal zum Hörbuch bzw. der Tischtennisplatte zurück. Als ich mit den Apps fertig bin, setze ich mich mit raus zum Liebsten. Inzwischen bratzt die Sonne schon aufs Deck und es wird heiß – bei gerade mal 24-26 Grad heute.
Nacheinander gehen wir drei dann irgendwann durchs Bad. Ich bin als letzte dran, währenddessen holen der Liebste und meine Mama schon das Kanu aus der Garage, wo er überwintert hat. Es ist gleich die höchste Tide und damit Paddelzeit. Der Liebste und das Teilzeitkind ziehen sich paddelfertig an, inkl. Sonnenschutz, Badeschuhen und Schwimmwesten und ziehen los zu einer ersten Runde über die Bucht. Ich sitze währenddessen gemütlich auf dem Deck und lese, bis die wieder ankommen und Hilfe beim Landgang benötigen.

Dann werde ich auf einmal ganz schön müde – ich bin seit 8 Stunden wach. Ich ziehe mich aufs Sofa zurück und schlafe fast zwei Stunden, während der Liebste liest und das Teilzeitkind mit meiner Mama Kuchen bäckt. Irgendwann piept der Ofen und meldet Vollzug. Wir decken den Tisch auf dem Deck und es gibt Quarktorte und Pflaumenkuchen mit Streuseln, dazu Eis, Kaffee und Tee.

Nach dem Essen machen wir drei uns strandfein und fahren etwa eine Viertelstunde die Küste entlang zu einem Strand. Erst sind wir sehr optimistisch – es ist warm, es sind einige Leute im Wasser – und schicken uns an, Baden zu gehen. Wir merken dann aber sehr schnell, dass das Wasser eisekalt ist. Angeblich 16 Grad, aber es fühlt sich kälter an. Also ziehen wir uns unsere Oberteile wieder an und gehen nur bis zu den Knien rein. Der Liebste und das Teilzeitkind tummeln sich im Wasser, ich laufe den Strand einmal von Ende zu Ende ab, nähere mich meinem Schrittziel, atme tief ein und starre aufs Wasser. Und mache Fotos.






Nachdem wir uns wieder zusammengefunden haben, versuchen wir des Teilzeitkinds ersten Geocache in Kanada zu finden – der ist nämlich hier am Strand. Allerdings sind wir nicht erfolgreich und lesen dann auch in den Logs, dass der im Sommer kaum zu finden ist, im Winter hingegen leicht. Er muss also entweder irgendwo im Gestrüpp sein, oder neulich beim Sturm irgendwie verschütt gegangen sein. Wegen dieses Misserfolgs müssen wir dann natürlich noch einen anderen Cache finden und fahren eine Bucht weiter, wo er im Wald auf Steilklippen ausgewiesen ist. Dort sind wir – nach längerem Suchen im Unterholz – erfolgreich und können danach zufrieden den Heimweg antreten.




Wieder zuhause duschen wir und suchen uns gründlich nach Zecken ab, bevor wir uns zum Abendbrot niedersetzen. Es gibt Sonntagsbraten (Schweinelende) mit Reis und gelben Bohnen. Danach machen wir es uns noch ein wenig gemütlich und spielen eine Runde „Halt mal kurz“ (Ich gewinne.), bevor das Teilzeitkind Hörspiel hört, der Liebste liest, die Eltern mit meinem Bruder am Klondike telefonieren, der morgen irgendwie von Dawson nach Whitehorse kommen muss, wobei die einzige Straße gerade wegen Waldbränden teilweise gesperrt ist, und ich gönne meinem kaputten Zeh ein Fußbad. Irgendwann zwischen 10 und 11 gehen alle müde ins Bett und ich helfe dem Durchschlafen noch mit einem Gummibärchen aus unserem Vorrat vom letzten Jahr nach. Kanada lebe hoch!