Ich wache auf und schaue auf die Uhr und es ist kurz vor 7. Passt doch gut, denke ich mir, endlich mal wieder vorm Weckerklingeln. Allerdings ist es, als ich die Augen dann richtig aufhabe und richtig wach bin, tatsächlich erst kurz vor 6. Hmpf. Ich habe also seeeehr viel Zeit heute morgen. Ich lese in aller Ruhe das Internet leer und blogge, dann klingelt der Wecker. Ich übe Tschechisch, Niederländisch und Italienisch und dann ist immer noch ordentlich Zeit, bis ich aufstehen muss. Ich recherchiere aber schonmal kurz etwas für die Arbeit und schreibe etwas in den Chat. Dann stehe ich kurz nach 8 auf, ziehe mich an, füttere die Katzen, gieße die Pflanzen und mache mir Porridge mit gedünsteten Äpfeln zum Frühstück, das ich im strahlenden Sonnenschein auf dem Balkon zu mir nehme, während ich mit dem Liebsten telefoniere.
Kurz nach 9 verlasse ich das Haus und fahre mit der Ringbahn nach Moabit, zu meiner Gynäkologin, die vor einigen Jahren, von den Samwer-Brüdern aus dem Haus der Gesundheit vertrieben, mit ihrer Praxis dorthin umgezogen ist. So kann es gehen, die ehemaligen Chefs sorgen immer noch dafür, dass ich mehr Anstrengung im Leben habe, als nötig ist. Ich habe einen entspannten Vorsorge- und Beratungstermin – komplett mit allem, die drei Jahre waren rum und für Ultraschall habe ich noch extra bezahlt – alles ist bestens, yippie. Dann noch kurz in die Apotheke, Medikamente auffüllen und dann geht es weiter Richtung Büro (10 Minuten zu Fuß vom Haus der Gesundheit, hmpf.)

Aber ich laufe eigentlich ganz nett von der Praxis durch Moabit, über die Spree ins Hansaviertel zum S-Bahnhof der Stadtbahn. Nebenbei schreibe ich bereits mit einer Kollegin in Warschau. Kurz nach 11 bin ich im Büro, baue meinen Laptop auf und hole mir einen Kräutertee. Ähnlich wie gestern besteht der heutige Bürotag aus vielen informellen Besprechungen und Telefonaten und langen allgemeinen Gesprächen – ich habe dank Urlaubszeit kein einziges Meeting. Mittags gibt es Stulle mit Ziegenfrischkäse, zwei hartgekochte Eier und Gurke.

Irgendwann am Nachmittag weitet sich eines der Gespräche über Strategien und aktuelle Entwicklungen so weit aus, dass sich einige von uns dazu ein passendes Getränk holen. Es ist strittig, ob ich das während meiner Histaminkarenz trinken darf (das Internet sagt nein, die App sagt ja) aber andererseits ist die jetzt ja auch wieder fast vorbei.

Zwischendurch telefoniere ich auch noch zweimal kurz mit dem Liebsten, der mir seine neue Frisur vorführt und Urlaubsdinge zu besprechen hat. Mit Blick auf den Regenradar wählt die Büromannschaft dann den Zeitpunkt für den „Feierabend“ aus. Wer in einem globalen Unternehmen arbeitet, Vertrauensarbeit und Diensthandys hat, hat ja oft trotz Feierabend noch was zu tun (Spoiler Alert!)

In wieder strahlendem Sonnenschein spaziere ich an der Spree entlang zu meinen Eltern (kurz bevor ich ankomme regnet es wieder), wo ich nach den Pflanzen (Bewässerungsanlage wirkt, juhu!) und der Post gucke. Anders als bei mir, die ich drei Wochen verreisen könnte, ohne mehr als 1-2 Briefe, meist Dialogpost, zu bekommen, gibt es bei meinen Eltern nach einer guten Woche schon einen ordentlichen Stapel. Drei davon fotografiere ich ab, der Rest ist aus der Kategorie Dialogpost/Katalog/Zeitschrift.
Ich laufe durch Nieselregen zur U-Bahn, steige am Alex bei stärkerem Regen in die Tram und laufe im Kiez durch Starkregen nach Hause. Völlig durchnässt komme ich an, füttere die Katzen, setze Kartoffeln auf und widme mich dann erst den nassen Klamotten und dem Rucksack.

Der Laptop ist zum Glück trocken geblieben. Den klappe ich auch gleich wieder auf, denn auf dem Diensthandy habe ich bereits eine E-Mail mit Handlungsbedarf gesehen. Zwischen Kräuterquark anrühren (Leinöl ist alle) und Kartoffeln pellen stimme ich mich mit Kolleg*innen auf drei Kontinenten ab. Beim Essen, das ich im Bett einnehme, um mich aufzuwärmen, telefoniere ich ein viertes Mal heute mit dem Liebsten.

Dann schaue ich endlich Mad Men weiter – drei Folgen lang, wobei ich zwischendurch auch einmal kurz einnicke. Nebenbei immer noch ein Auge aufs Diensthandy, wo immer noch Updates eintrudeln. Gegen halb 11 quäle ich mich nochmal kurz ins Bad zum Zähneputzen und dann wird geschlafen.