30.08.2023 – Arztbesuch, Stullentag und Feist

Nachdem die Nacht wieder viel zu kurz war – vielleicht war das viele Koffein in Kombination mit dem Jetlag nicht die beste Idee – beginnt immerhin der Morgen gemütlich. Entspannte Morgenroutine mit allem was dazugehört, zumal ich um 10 einen Arzttermin habe, vor dem es sich nicht wirklich lohnt, sich an den Schreibtisch zu setzen. Das deutsche Team ist mit Aktivitäten im Büro beschäftigt, der Rest eh noch nicht arbeitend. Ich behalte also nur die Mails auf dem Diensthandy im Auge und gehe dann kurz nach 9 los – auch ohne Frühstück, falls nochmal Blut abgenommen werden soll und das irgendwie relevant wird.

Ich spaziere dort hin und höre nebenbei weiter den spannenden „Alles gesagt“-Podcast mit Alena Buyx – beeindruckend tolle Frau, große Empfehlung für diese Folge! Am Ende habe ich noch ein wenig Zeit vor meinem Termin und gucke – erfolglos – nach einem Geocache. Manche muss man eben mehrfach angehen. Mit der Ärztin bespreche ich dann zunächst die Histamin-Sache und wir einigen uns auf das weitere Vorgehen:

  • Kein Komplettverzicht, sondern fleißiges dokumentieren von Mahlzeiten und Symptomen, um herauszufinden, was ich vertrage und was nicht
  • Essverhalten dementsprechend anpassen
  • Sollte ich zu keinen Ergebnissen kommen, schickt sie mich zu einer unterstützenden Ernährungsberatung (manchmal sind es versteckte Zutaten, auf die man nicht kommt)
  • Sollte das nicht reichen, verschreibt sie mir Tabletten mit dem fehlenden Enzym, die ich dann vor dem Essen bestimmter Sachen einnehmen kann (sie kosten 1 € pro Stück und man braucht bis zu 3 damit es wirkt)
  • Sollte all das nichts bringen, reden wir über die dauerhafte Einnahme von Antihistamin-Tabletten

Klingt fair und machbar für mich. Als nächstes gibt es noch Planung und Unterweisung für die nächste anstehende Untersuchung im Oktober – wieder mit viel Vorbereitung, zu beachtenden Dingen, Timingaufwand usw. und dann gehe ich wieder heim und mache mir noch auf dem Weg eine Mate auf. Dort dann erstmal Frühstück – Stulle mit Apfel-Minz-Gelee bzw. Pistaziencreme und Mirabellen. Außerdem Pfefferminztee – ich bleibe bis auf die eine Mate heute koffeinfrei. Danach entspanntes Abarbeiten mit viel Austausch mit Kolleg*innen.

In der Mittagspause sitze ich auf dem sonnenbeschienenen Balkon und kümmere mich um die Sprachlern-Apps. Am frühen Nachmittag gibt es dann weitere Stullen – Frischkäse, vegane Schinkenspicker, Gouda, mit Tomate und Möhren. Die letzte Amtshandlung beginnt um 18 Uhr mit einem Glas Federrosé in der Hand: Kurzes Meeting mit dem Team, weil die Kollegin in Südengland heute 7-jähriges hat. Das ist das erste virtuelle Wiedersehen nach den ganzen Urlaubszeiten und dementsprechend ein bisschen emotional und rührselig (und lustig).

Hinterher noch eine weitere Stulle der obigen Art zum Abendbrot und dann fahre ich auch schon los Richtung Feist-Konzert in der Verti Music Hall. Sehr schöne Location übrigens! Wegen des Anstiegs in den Corona-Zahlen habe ich während des Konzerts eine Maske – FFP2 in Gelb, die letzten FFP3 hebe ich mir für den Winter auf – auf. Mit meiner besten Freundin und ihrem Mann erlebe ich ein wundervolles Konzert, geradezu ein audiovisuelles Gesamtkunstwerk mit spannender Dramaturgie, Wow-Effekten, Poesie und natürlich zauberhafter Musik.

Feist ist übrigens in Nova Scotia geboren und hat später u. a. in der gleichen Gegend von Toronto gewohnt wie ich (zeitversetzt) und dann halt auch in Berlin. Just sayin‘. Statt ausführlichem Konzertbericht – über die Multitudes-Show ist schon so viel geschrieben worden, hier ein paar Highlights (darunter geht es weiter im Text):

Nach dem Konzert besprechen wir noch kurz im Schnelldurchlauf unsere jeweiligen gerade abgeschlossenen Urlaube, schmieden Pläne für weitere Treffen und machen uns dann alle schnell, weil müde, auf den Heimweg. Auf diesen bekomme ich dann schon wieder ein Hüngerchen. Zuhause krame ich die letzte Dose Tomatenfisch (mit Makrele) aus dem Vorrat, den meine ehemalige norwegische Mitbewohnerin mir vor inzwischen fast drei Jahren hinterlassen hat und dann gibt es die letzte Stulle des Tages. Gegen halb 1 mache ich das Licht aus und schlafe zu Hörbuch statt Podcast sehr schnell, tief (und durch) ein – trotz Vollmond.

29.08.2023 – Büro und so

Ich schlafe durch – bis auf einen völlig akzeptablen Klogang mit direktem Wiedereinschlafen und eine verstört miauende Noosa kurz vor 6, die dann aber kuscheln kommt und dann schlafen wir einfach weiter bis zum Weckerklingeln. Das tat gut, ist aber (Spoiler) immer noch nicht das Ende vom Jetlag. Der übliche Morgen inkludiert heute Müsli und Stullen vorbereiten, Rucksack packen und Weg-Mate mitnehmen, denn es geht ins Büro. Zum Einen, weil mindestens ein Tag pro Woche ganz gut ist und ich morgen, wo fast alle kommen, nicht kann. Zum Anderen, weil es Papierkram zu erledigen, das Feist-Ticket zu drucken und nach Elternpost zu schauen ist und die wohnen halt nah beim Büro.

Wegen Regens und weil ich auch nicht viel zu früh unterwegs bin, nehme ich heute die Tram und nutze die Zeit fürs Sprachen lernen. Im Büro angekommen erstmal kurze Begrüßungsrunde mit Nach-Urlaubs-Gesprächen und dann Cappuccino ziehen (mit doppeltem Espressoshot) vor dem ersten Meeting, heute mit Warschau. Die Kollegin erzählt dank, dass sie in ihrem Urlaub u. a. nach Minnesota fliegt, weil sie ja so ein Musikfan ist. Ich rate korrekt, dass sie in die Heimat von Bob Dylan möchte und sie ergänzt noch um das Haus und Museum zu Prince. Stimmt, ganz schön was los musikalisch in diesem Minnesota.

Nach dem Meeting wühle ich mich durch Papier- und elektronische Archive und scanne einiges ein, bevor es ins nächste Meeting geht – zu dritt vor Ort, Biesdorf und Ostfriesland zugeschaltet. Erst danach komme ich dazu, in Ruhe mein Müsli zu löffeln und meine heutigen Mails abzuarbeiten. Bis zur Mittagspause fange ich dann noch mit einem der vier Tabs von gestern an. Dann gehe ich mit einem Kollegen ins Draußen. Hunger habe ich noch keinen, aber wir holen für ihn einen Döner und setzen uns dann auf eine Bank an der Spree.

Nach der Pause beende ich den ersten Tab und habe dann spontan ein kurzes Face-To-Face-Meeting mit einem Kollegen, der mir enthusiastisch sein neues Projekt präsentiert und nach Input und Mithilfe fragt. Danach verfasse ich mit dem Mittagspausen-Kollegen eine E-Mail, drucke das Feist-Ticket aus und hole meine Stullen raus. Die verspeise ich, während ich mich mit den letzten drei Nach-Urlaubs-Tabs befasse. Zwischendurch immer wieder spontane Gespräche mit Kollegen (und ein weiterer Kaffee – Espresso Macchiato), Telefonat 3 und 4 mit dem Liebsten (nach morgens im Bett und mittags auf der Bank). Da mein halbes Team immer noch nicht da ist (erst morgen wieder) gibt es noch keine dringenden neuen To Dos für mich, so dass ich pünktlich Feierabend mache.

Trotz feinem Sprühregen laufe ich zu meinen Eltern, statt die Bahn zu nehmen. Das Schrittziel freut sich und außerdem laufe ich so gerne am Wasser entlang. Zwischendurch sammle ich sogar noch einen Geocache am Historischen Hafen ein.

Bei den Eltern nur kurzer Check, ob die Bewässerungsanlage für die Pflanzen Nachschub braucht (allet jut) und Abfotografieren zweier Briefe. Dann laufe ich zur U-Bahn, die seit Montag endlich wieder durchfährt. Am Alex steige ich in die eigentlich volle Tram um, aber dann sitzt da mein Bruder drin und lässt mich seinen (breiten) Sitz teilen. Wir quatschten, bis er aussteigen muss. Zuhause angekommen packe ich meinen Rucksack aus und verstecke ihn im Kleiderschrank (auf dem Boden liegend ist er ein beliebtes Katzenklo). Dann mache ich es mir erst einmal auf der Couch bequem, schließe meine Sprachlern-Aufgaben für heute ab und versinke dann auf TikTok. Obwohl ich erst keinen Hunger hatte, bekomme ich dadurch doch Appetit und werfe gegen 20 Uhr eine Zucchini, Tomaten und Büffelmozzarella in den Ofen. Die gibt es dann mit Streuobstschorle und Buch.

Ich versuche mich danach weiter im Buch lesen, aber jedes Mal, wenn ich schnell etwas Gelesenes nachrecherchieren will, versacke ich wieder im Handy. Kurz nach 10 mache ich mich bettfertig. Im Bett geht es mit dem Lesen dann besser, bis mir gegen 11 die Augen zufallen. Also Licht aus, Einschlaf-Podcast an und dann liege ich erstmal bis halb 3 oder so hellwach da…

28.08.2023 – Wie ging dieses Arbeiten noch?

Die Nacht zu Montag läuft, sagen wir, nicht ideal. Nach etwa einer Stunde Schlafen wache ich wieder auf und liege dann gute drei Stunden wach – auch wenn das FitBit das nicht gemerkt hat, erinnere ich mich noch sehr gut, was ich in der Zeit so gemacht habe – mehreren Podcasts gelauscht, mit den Katzen gekuschelt, im Internet gelesen und natürlich versucht, wieder einzuschlafen. Als das dann klappt, komme ich nochmal auf so zweieinhalb Stunden Schlaf, bevor ich von alleine, bzw. eben nicht durch den Wecker, aufwache. Also abends einschlafen klappt gut, morgens aufwachen auch, nur nachts auch wirklich schlafen, das muss ich noch üben.

Für die ausführliche Morgenroutine fehlt mir ein wenig die Ruhe und Ausgeschlafenheit, deswegen muss ein Teil des Sprachen Lernens verschoben werden. Ich lese aber das Internet leer, blogge, telefoniere mit dem Liebsten, füttere die Katzen, fülle Wassernäpfe auf, gieße Balkonpflanzen und mache mir Müsli mit Apfel und eine große Kanne weißen Tee mit etwas Holunderblütensirup. Pünktlich um 9 sitze ich am Schreibtisch, fahre meinen Rechner hoch und erinnere mich sogar noch an mein Passwort. Was mich ungefähr erwartet hatte vorher schon das Diensthandy verraten: gute 400 Mails (Konversationen, teils mit mehreren Mails drin) plus Benachrichtigungen aus dem Projektmanagement-Tool und diverse Chat-Nachrichten. Dafür hat diesmal niemand versucht, mich im Urlaub anzurufen.

Ich verbringe den Vormittag größtenteils damit, mich durch diese Mails zu wühlen. Zwischendrin habe ich ein kurzes Meeting mit einem Kollegen und ein längeres Telefonat mit einem anderen. Als es Zeit für die Mittagspause ist, bin ich durch mit den Mails, habe die 11 beantwortet, die eine Antwort benötigten, zwei schnelle Aufgaben erledigt, die sich daraus ergeben haben und jetzt 36 offene Tabs mit Dingen, die ich in Ruhe lesen oder anschauen (Meetingaufzeichnungen) muss. Und ich habe gerade erst mein Müsli aufgegessen – es war eine große Portion, mein übermüdeter Körper hatte wenig Hunger und ich war halt auch beschäftigt.

Also erstmal kein Mittagessen, stattdessen tue ich Dinge – Waschmaschine anstellen, verwelkte Balkonpflanzen entsorgen, kurz im Drogeriemarkt und beim Haustierbedarf einkaufen (Bei Jetlag soll man beim höchsten Sonnenstand unbedingt draußen sein, um den Biorhythmus zu rekalibrieren, hab ich mal gehört.) Nebenbei höre ich wie schon den ganzen Morgen jetzt die 00er-Jahre Playlist vom gestrigen Sommersonntag durch.

Um 14 Uhr sitze ich dann wieder am Schreibtisch, wo sich ein ursprünglich für 30 Minuten angesetztes Meeting auf fast anderthalb Stunden ausdehnt. Dann mache ich mich an meine Tabs und bin damit mit zwei Unterbrechungen bis 18 Uhr gut beschäftigt. Zwischendurch gibt es ein kurzes Austausch-Meeting mit Menschen in Amerika – wir diskutieren über „Matriarchat vs Patriarchat“ und „Frauen, die Nazis werden“. Das sind dann wieder so Momente, wo ich meinen Job sehr mag. Kurz vor Feierabend telefoniere ich dann nochmal mit dem Kollegen vom Vormittag. Achja und aus einer der beantworteten E-Mails entspinnt sich auch noch ein interessanter Dialog über Alpakas in Brandenburg. Es ist ja nicht alles schlecht.

Um 18 Uhr klappe ich den Laptop zu – vier Tabs bleiben für morgen übrig. Dann geht es weiter mit Haushaltsdingen. Wäsche aufhängen, Müll runterbringen, Fußböden frei räumen, staubsaugen, Bad und Küche putzen… Insgesamt bin ich damit zwei Stunden beschäftigt, Musik hörend und gegen Ende nebenbei Kartoffeln aufsetzend. Zwischendurch zwei weitere Telefonate mit dem Liebsten (die zwei während des Arbeitstags hatte ich oben unterschlagen). Dann ist endgültig Feierabend – mit Pellkartoffeln, Quark mit Leinöl, ein paar Mirabellen zum Nachtisch und einem großen Glas Federweißer (bzw. Federrosé).

Dann gehe ich nochmal für einen Spaziergang nach Draußen – Schrittziel vollkriegen und vor der Nacht hoffentlich so richtig auspowern – ich merke schon wieder, wie mein Geist hellwach wird gegen Abend. Ich drehe im Dunkeln eine größere Runde und komme auch so halb an einem Geocache vorbei, muss den aber nochmal in Ruhe im Hellen suchen, trotz Straßenlaterne und Taschenlampe. Dafür entdecke ich bei der Gelegenheit einen neuen spannenden Ort, den ich mir dann im Hellen auch nochmal in Ruhe begucken möchte. Außerdem spannend, was abends im Park los ist: Die Prenzlauer Berg Kids der Generation Corona trifft sich in großen Gruppen (10, 20 und mehr), nach Klassen und/oder Subkulturen sortiert (Es gibt z. B. wieder richtige Punks, aber mit Plateauschuhen und Smartphone) unter den Straßenlaternen, haben Bierkästen dabei und hocken einfach auf den Wegen oder stehen herum. Wahrscheinlich hören sie Musik (ich habe ja selbst Kopfhörer auf) und ansonsten tun sie halt, was Teenies tun: Rauchen, Trinken, Kiffen, Flirten und Hochwichtige Gespräche führen.

Kurz vor halb 11 bin ich wieder zuhause, genehmige mir noch was Pflanzliches zum Runterkommen und schlafe dann vor 23 Uhr – Spoiler: Diese Nacht wird deutlich besser.

27.08.2023 – Berliner Sonntag

Nach dem Einschlafen in den frühen Morgenstunden wache ich schon um 8:18 Uhr auf – vor dem Wecker – reibe mir verwirrt die Augen und halte meinen Jetlag für womöglich vorzeitig schon beendet (ha, haha, hahaha – Anmerkung der Chronistin). Ich liege gemütlich im Bett herum, telefoniere irgendwann gegen halb 10 mit dem Liebsten und dem Teilzeitkind und stehe dann um 10 auf. Halb 11 verlasse ich die Wohnung mit einer Weg-Mate Richtung Friedrichshain, wo ich zum Nachfeiern des Geburtstags einer Freundin zum Brunch verabredet bin.

Orangen-Ananas-Saft, „Dirty Chai“ mit Espresso-Shot, Bagel mit Feta, Nektarine und Rucola, Birchermüsli

Es werden gemütliche Stunden, in denen wir über alles Mögliche reden. Alle Beteiligten sind gerade aus dem Urlaub zurück und haben viel zu berichten, außerdem geht es allgemein um Urlaub mit Kindern, um Politik (die Nazis mal wieder und den desolaten Zustand der Linken), Feminismus, Arbeit, Geld… Worüber Frauen sonntags in Friedrichshain so reden. Nach dem Essen spazieren wir noch ein wenig durch den Kiez, drehen ohne etwas zu kaufen eine Runde über den Flohmarkt am Boxi und dann fahre ich mit der Ringbahn wieder zurück. Bereits auf der Hinfahrt hatte ich bei dem radioeins Sommersonntag zu den Nuller Jahren gelauscht, das setzt sich jetzt fort. Nebenbei schreibe ich mit meiner besten Freundin und beschließe spontan, sie und ihren Mann am Mittwoch zum Feist-Konzert zu begleiten.

Zuhause auf dem Balkon (gegen 15 Uhr) kaufe ich also fix noch ein Ticket, außerdem trinke ich ein alkoholfreies Radler und freue mich an der Musik. Mit dem Liebsten telefoniere ich auch ein weiteres Mal und dann ist es auch schon Zeit, wieder aufzubrechen. Ich bin mit meinem Bruder und seiner Freundin im Kollwitzkiez beim Italiener zu einem frühen Abendbrot verabredet – wie Berlin kann so ein Tag noch werden? Bereits auf dem Hinweg erreiche ich mein Schrittziel und als ich im Restaurant ankomme läuft gerade Platz 16 – „Feel Good Inc.“ von Gorillaz. Ich überreiche meinem Bruder den mitgebrachten Ahornsirup und bekomme von ihm die Tickets für Die Ärzte nächste Woche, die er heldenhaft für uns mitbesorgt hat, als sie letzte Woche spontan in den Verkauf gingen, während wir in Nova Scotia herumturnten.

Wir trinken Aperol Spritz, teilen uns Antipasti und dann gibt es Pasta für alle – für mich mit frischen Steinpilzen, schwarzen Trüffeln und Carpaccio. Neben dem normalen Tischgespräch verfolgen wir in der radioeins App den weiteren Verlauf der Nuller Jahre. Kurz nach dem Sieg von „Rehab“ (dem Tipp meines Bruders) vor meinem Tipp „Seven Nation Army“ gibt es zum Abschluss noch Grappa für die beiden und Limoncello für mich, dann spazieren wir noch eine kurze Runde um den Kiez, kehren kurz bei meinem Bruder ein, damit ich seinen Ersatzschlüssel für die neue Briefkastenanlage bekomme. Dann spaziere ich mit dem Känguru auf den Ohren nach Hause.

Ich telefoniere ein drittes Mal heute mit dem Liebsten, der mich unter anderem über anstehende Familientermine im Oktober, November und Februar informiert (er hatte mit seinen Eltern telefoniert). Dann schaue ich noch drei Folgen Mad Men bis kurz nach Mitternacht und schon sind der Sonntag, das Wochenende und der Urlaub endgültig zu Ende. (Die Katzen gucken noch eine vierte Folge, aber dabei bin ich schon eingeschlafen, wenn auch nicht für lange, siehe Anmerkung oben).

26.08.2023 – Jetlag-Samstag

Ich war ja schon um 21 Uhr im Bett, daher ist es zunächst nicht verwunderlich, dass ich gegen 1 aufwache und kurz aufs Klo gehe. Dann sind die Katzen wieder so glücklich, dass ich da bin und brauchen eine Weile wieder einzuschlafen – nur bleibe ich dann wach. Insgesamt mehr als drei Stunden, in denen ich Podcasts höre, Kreuzworträtsel mache, im Internet herumlese, ein bisschen Netflix laufen lasse… Nichts hilft, aber dann ist es irgendwann halb 5 und beim nächsten Podcast fallen mir doch die Augen zu und dann schlafe ich nochmal bis nach 12. Erst im morgendlichen Telefonat mit dem Liebsten wird mir klar, dass die zweite Schlafphase ungefähr mein Nova-Scotia-Schlafrhythmus war.

Der Liebste hingegen hatte sich extra einen Wecker gestellt, um mit dem Teilzeitkind schnell wieder im deutschen Alltag anzukommen. Seit halb 9 hatte er schon mehrfach angerufen (kam aber gegen meine Nicht-stören-Funktion nicht durch) und war danach schon letzte Schulsachen einkaufen und lauter andere Dinge, die er mir dann erzählt, während ich langsam wach werde. Außerdem haben die beiden heute noch zwei WG-Castings (seine Mitbewohnerin hatte über Beziehungen unvermutet schnell eine Wohnung gefunden, meiner sucht bisher Berlin-typisch vergebens).

Nach dem Telefonat mache ich mir zum Frühstück Müsli und Weißen Tee und lege mich erstmal wieder hin. Das Internet will leer gelesen werden, bei Duolingo und Babbel warten Aufgaben… Dann mache ich mir Gedanken über die bestmögliche Nutzung der verbleibenden Urlaubstage für dieses Jahr und habe eine ziemlich gute Idee, die ich aber noch mit dem Liebsten, ein paar Leuten auf Arbeit und meinem Bankkonto besprechen muss. Und mit mir selbst, wenn ich noch etwas mehr geschlafen habe – eine oder zwei Wochen gebe ich mir da noch.

Gegen 15 Uhr stehe ich dann auf, mache mich draußenfertig und verlasse das Haus. Erst bringe ich Müll weg, dann versuche ich mich erfolgreich an einem weiteren Geocache und dann gehe ich in den Supermarkt. Ich kaufe die üblichen „frischen“ Dinge, die mir durch die drei Wochen Abwesenheit fehlen – Obst, Gemüse, Eier, Milchprodukte, Brot und was für drauf. Beim Obst gibt es u. a. Mirabellen (die aber noch nachreifen müssen) und eine Gurkenmelone – der innere Foodie sagt: Ausprobieren! Außerdem gibt es eine Flasche Federweißer, der noch gar nicht auf meinem Einkaufszettel stand, weil in meinem Kopf noch Hochsommer ist. Aber nachher ist es so wie in dem einen Jahr, wo ich gar keinen mehr bekommen habe, weil ich in der entscheidenden Zeit nicht dazu kam, also lieber gleich kaufen und dann ggf. später nochmal.

Zusätzlich zu meinem Kram kaufe ich auch noch ein paar Dinge für den Lieblingsnachbar ein, der seit Montag mit Covid zuhause ist. Die hänge ich ihm samt seiner Post (diesmal hat er welche) an die Türklinke, bevor ich wieder nach Hause gehe. Dann erstmal Lebensmittel verräumen und kurz ausruhen. Weil ich für das Toastbrot Platz im Tiefkühlschrank brauche, esse ich auch direkt noch einen Flutschfinger, der von meinem Nachgeburtstagspicknick übrig war. Die weiteren Programmpunkte für heute sind Katzenklos säubern, Bett neu beziehen und Geburtstagsgeschenk für die Freundin einpacken, die morgen nachfeiert.

All das erledige ich irgendwann im Laufe des Nachmittags und Abends, dazwischen mehrere Telefonate mit dem Liebsten und weiteres Herumsandeln im Internet. Irgendwann gibt es Stullen und Apfel zum vermeintlichen Abendbrot, danach lege ich mich mit Podcast und einem Glas Federweißer (Rosé, aus Apulien, noch kaum vergoren und daher fast nur sehr süßer Traubensaft) in die Badewanne, um müde und bettschwer zu werden.

Das klappt noch nicht so ganz und ein Hüngerchen habe ich auch noch. Also öffne ich nach der Baderei noch eine kleine Tüte Knabberkram (geröstete Mais-Kringel aus Japan, aus dem Snack-Abo, das ich von meiner ehemaligen Chefin zu Weihnachten bekommen hatte – ich bekam Snacks von den Philippinen, aus Taiwan und aus Japan und es sind immer noch eine ganze Menge da, weil ich ja selten Snacks esse) und gucke eine Folge Mad Men. Und noch eine und noch eine – die dritte Staffel zu Ende, da ist es 1 Uhr. Ich gehe Zähne putzen, mache das Licht aus und gucke dann „zum Einschlafen“ noch die erste Folge der vierten Staffel. Und die zweite, bei der schlafe ich dann aber wirklich ein, irgendwann zwischen 2 und 3 Uhr morgens. Not too bad!

25.08.2023 – Zurück in Deutschland

Ich wache im Flugzeug auf und sehe schräg gegenüber auf dem Bildschirm einer Mitreisenden, dass wir uns inzwischen über Irland befinden, also in maximal 1,5 Stunden da sein sollten – ergo habe ich irgendwas um die 2, vielleicht 2,5 Stunden geschlafen. Jetzt weiterschlafen lohnt sich nicht mehr, bald wird es Frühstück geben – das Licht wird schon langsam wieder heller gedimmt. Um den „Wizard of Oz“ weiter zu gucken, bin ich zu müde und in der falschen Stimmung. Also beschäftige ich mich ein wenig mit Kreuzworträtseln und dann schaue ich zwei Folgen „Modern Family“. Zum Frühstück nehme ich nur einen Tee und stecke das „Tomaten-Ei-Sandwich“ für später ein. Und dann landen wir, der Verpätung entsprechend, etwa halb 9 in Frankfurt. Hallo Deutschland, wir sind’s wieder.

Wir verlassen das Flugzeug und dank des Teilzeitkinds werden wir dann recht schnell an der langen Einreiseschlange vorbeigelotst und sind bald an den Gepäckbändern. Jetzt heißt es erst einmal warten, die Zeit für Klogänge nutzen etc. Dann mit Gepäck weiter zur Gepäckaufbewahrung, wo ich gegen 4 € meine Powerbank wieder auslösen kann. Weiter geht es zum Bahnhof. Den erstmöglichen Zug haben wir wegen der Verspätung verpasst, aber bis zum nächsten müssen wir auch nur so 40 Minuten warten – genug Zeit, um uns mit Proviant einzudecken. Der Zug kommt fast pünktlich und dann bin ich auch bereit für Frühstück.

Während der gut vierstündigen Zugfahrt penne ich zweimal für ein halbes Stündchen oder so weg, ansonsten lese ich im Internet herum. Der Liebste und das Teilzeitkind sitzen eine Reihe vor mir und damit quasi in einer anderen Welt. Auch die beiden schlafen ein- zweimal kurz, ansonsten ist ja der Plan, uns so lange wie möglich wachzuhalten heute. Zwischen Halle und Berlin beginnen der Liebste und ich mit rührseligen Verabschiedungen, das Teilzeitkind findet uns peinlich, das finden wir witzig. In Südberlin steigen die beiden dann aus, ich fahre noch weiter bis zum Gesundbrunnen und nehme von da die Ringbahn nach Hause. Die Stadt fühlt sich so an, als wäre ich nie weggewesen, die letzten drei Wochen wie ein langsam verblassender Traum. Verrückt, wie das Gehirn manchmal funktioniert.

Zuhause werde ich von den Katzen empfangen, erst schüchtern – für etwa eine halbe Minute – dann stürmisch. Ich stelle kurz meine Sachen ab, setze mich erst einmal in den Liegestuhl auf dem Balkon und lasse mich dann bekuscheln und beschnurren. Auf den ersten Blick scheint es keine größeren Dramen in meiner Abwesenheit gegeben zu haben. Der Großteil der Balkonkräuter war vorher schon hinüber, dafür ist die einzige Frucht am Zitrusbaum doppelt so groß wie vor drei Wochen. Die Wohnung ist soweit geputzt, nur in meinem Zimmer gibt es einen leicht angetrockneten Katzenkotzefleck – da war der Mitbewohner halt nicht drin. An Post gibt es genau einen Brief – Dialogpost. Der Mitbewohner kommt kurz danach zwischen zwei Meetings aus seinem Zimmer und wir bringen uns fix auf den neusten Stand.

Danach lade ich kurz mein Handy auf, gucke, was seit meiner Ankunft in der Welt passiert ist, erstelle mir einen eigenen Geocaching-Account und befreunde ihn mit denen des Liebsten und des Teilzeitkinds, packe meinen Koffer aus und stelle die Waschmaschine an. Da wir ja auch im anderen Zuhause an der Bucht waschen konnten, kommt mit der letzten Dreckwäsche von vor dem Urlaub genau eine Ladung zusammen – inkl. der gestern neu gekauften Sachen. Dann gehe ich nochmal nach draußen – Aktivität gegen das Müdewerden, Schrittziel vollbekommen, ersten Geocache einsammeln.

Den zweiten angepeilten finde ich nicht, das probiere ich dann ein anderes Mal wieder. Währenddessen schickt der Liebste Fotos vom Teilzeitkind beim Stammitaliener – Urlaubsausklang bei Pizza und Pasta. Als ich wieder zuhause bin, schaue ich, was ich mir zum Abendbrot gönne und bestelle dann vietnamesisches Essen in Mehrwegdosen: Gebackene Frühlingsrolle mit Hühnerfleisch und Garnelen in Minz-Fischsauce und Vollkorn-Reisbandnudeln, Wasserspinat und Pak Choi in einer scharfen Tamarindenbrühe mit Tomate und Ananas. Dazu gibt es eine Orangen-Vanille-Limo aus dem Feierabendvorrat. Zurück in der Großstadt und (noch?) nicht (wieder?) auf Histamin-Entzug, das muss man doch ausnutzen!

Bis das Essen da ist, vertreibe ich mir die Zeit mit TikTok, dabei kippt mir schon mehrfach der Kopf weg. Zwischendurch ruft nochmal der Liebste an, jetzt auch völlig zerstört und halb 9 auf dem Weg ins Bett. Ich habe mein Essen um 9 aufgegessen, hänge noch schnell die Wäsche auf und gehe dann auch direkt schlafen.

24.08.2023 – Der verflixte Rückflugtag

Ich wache kurz nach 6 Uhr erholt, aber nicht zufrieden auf – heute müssen wir zurückreisen! Der Morgen beginnt jedoch erst einmal gemütlich, mit Internet leer lesen, kuscheln und bloggen und Kaffee trinken im Bett. Gegen halb 9 stehe ich dann auf, gehe duschen und packe dann meinen eigenen Koffer. Dann sitze ich eine lange Weile draußen auf dem Deck, sinnend auf die Bucht blickend und mich innerlich verabschiedend. Irgendwann kommt der Liebste dazu und wir überlegen gemeinsam, wann und wie wir vielleicht das nächste Mal hier sein werden. Währenddessen deckt meine Mama drinnen den Frühstückstisch und dann gibt es nochmal ein gemütliches Familienfrühstück zu fünft.

Nach dem Essen wird weiter gepackt und immer wieder quer durchs Haus gelaufen und immer noch etwas gefunden. Als wir endgültig fertig sind, beladen wir das Auto und dann ist es Zeit für die traditionellen Abschiedsfotos. Dann reißen wir mit einem Ruck das Pflaster ab, bzw. uns los, und fahren kurz vor 12 Uhr los. Mit dem Känguru auf den Ohren geht es in guten anderthalb Stunden nach Halifax, wo wir downtown in einem Parkhaus parken. Dann kraxeln wir für das heutige Touri-Erlebnis den Berg der Zitadelle hinauf und schauen uns dort ein wenig um – inklusive Wachablösung.

Dann spazieren wir ein wenig durch die Innenstadt und bleiben dann im Patio eines Pubs hängen, aus dem laute Musik schallt. Zum Mittagessen gibt es für den Liebsten Bruschetta (oder was man in Nordamerika dafür hält), für das Teilzeitkind und mich Burger, Pommes und Cranberrysaft. Am letzten Tag des Urlaubs esse ich nun also meinen ersten Burger hier und das hat sich richtig gelohnt – nicht nur ist das der „originale“ Dirty Burger aus Trailer Park Boys, er ist auch total lecker! Am Nebentisch übrigens Speaker*innen der gerade stattfindenden ICPE, passend zur neuen Covid-Welle.

Nach dem Essen schlendern wir runter zur Waterfront, für einen letzten obligatorischen Programmpunkt in Halifax – Eis bei Cows (außer für mich, ich bin mit Burger verdauen beschäftigt) und Merch für alle – eine Plüschkuh für das Kind, einen Hoodie für den Liebsten und ein T-Shirt für mich.

Dann geht es an der Waterfront entlang zurück zum Auto.

Wir fahren hinüber zum Flughafen – wegen eines Navifehlers aus Versehen über die mautpflichtige Brücke und nicht einmal um den gesamten Hafen herum. Aber so haben wir die Brücke auch mal von oben gesehen und jetzt als To Do fürs nächste Mal, hier mal zu Fuß rüber zu laufen – ich will Fotos vom Hafen machen, der mich aus der Höhe an den von Sydney erinnert und der Liebste will sich in Ruhe die Fregatten der kanadischen Marine begucken, die unter uns vor Anker liegen.

Am Flughafen geben wir ganz unkompliziert unser Auto ab, checken unser Gepäck ein und kommen in Rekordgeschwindigkeit durch die Security. Dann haben wir noch anderthalb Zeit bis zum geplanten Boarding. Wie letztes Jahr lege ich eine kleine Shoppingpause ein – ich bekomme einen Schal im Nova Scotia Tartan Look, der Liebste eine dazu passende Boxer Shorts und das Teilzeitkind eine Kette mit Sand Dollar „und Blau!“.

Dann noch Wasserflasche auffüllen und wie auf dem Hinflug ein Parfümpröbchen im Duty Free Shop abgreifen, gegen Schweißgeruch im Flugzeug. Diesmal ist das Teilzeitkind mit am Start und wir entscheiden uns für Acqua Gioia. Währenddessen kauft der Liebste nochmal lokale Alkoholika als Mitbringsel für anstehende Geburtstage. Dann sind wir bereit fürs Boarding, aber das Flugzeug noch nicht. Anderthalb Stunden länger müssen wir sitzen und warten, weil es zwei Stunden zu spät aus Frankfurt eingetroffen ist. Das Boarding beginnt dann also erst 20:30 Uhr. Bis wir sitzen, fliegen und das Abendessen serviert ist, ist es wahrscheinlich schon fast 22 Uhr. Ich schaue zum Essen „Das Menü“, ein ziemlicher Kontrast zum Flugzeugessen.

Danach mache ich mir zum Runterkommen den Wizard of Oz an und schlafe irgendwann für anderthalb oder zwei Stunden ein.

23.08.2023 – Besorgungen, Abschiede, Abendessen

Heute ist der letzte volle Tag in Kanada und das finden zumindest der Liebste und ich so gar nicht in Ordnung, das Teilzeitkind ist ambivalent und freut sich auch schon wieder auf zuhause, Familie, Geschwister, andere Kinder usw.

Der morgendliche Blick beim Kaffeekochen

Beim Frühstücken machen wir Pläne für den Tag. Danach treffe ich telefonisch eine Verabredung für später und reserviere für abends einen Tisch in einem Restaurant ein paar Städtchen weiter, das Teilzeitkind telefoniert mit Mama und Geschwistern, der Liebste liest, mein Papa mäht den Rasen und meine Mama passt auf, dass er es richtig macht.

Irgendwann brechen wir drei auf – erst in den Supermarkt. Dort gibt es Ahornsirup und des Liebsten Lieblingsbrezeln für zuhause, Proviant für die Reise und Saft, Waschmittel und Klopapier für meine Eltern. Weiter gehts ins Dorf, die Postkarten einwerfen, die das Teilzeitkind geschrieben hat. Im Dorfladen holen wir uns dann Eis bzw. alkoholfreien Pfirsich-Cider für mich, und setzen uns an den Fluss.

Nach obligatorischen Selfies auf der Brücke fahren wir weiter zu unserer Verabredung. Ich sitze bei guten Freund*innen und Nachbar*innen meiner Eltern auf der Terrasse, blicke aufs Meer und vergesse über dem Erzählen (das Leben zwischen Kanada und Deutschland im Allgemeinen und im Besonderen, inkl. Bürokratie, Gesundheitssystem, Klimawandelfolgen und jeweiliger politischer Partikularentwicklung), Fotos zu machen. Das Teilzeitkind und der Liebste klettern derweil mit Handschuhen bewaffnet über die Felsen auf dem Grundstück und halten unten beim Steg Füße (und einen Kopf) ins Wasser. Gegen 3 müssen die beiden los zu einem Termin und wir verabschieden uns bis zum nächsten Wiedersehen in Berlin. Wir gucken auf dem Heimweg noch schnell nach einem Cache, dann gibt es Kaffee und selbstgebackene Muffins auf der eigenen Terrasse.

Nach dem Essen werde ich schlagartig sehr müde und brauche ein Mittagsschläfchen auf dem Sofa. Danach machen wir uns für den Abend fertig und fahren eine gute halbe Stunde in ein idyllisches Städtchen (1064 Einwohner*innen), das einer ganzen Bucht ihren Namen gibt (oder andersherum). Da wir auf dem Weg weiter das Känguru gehört haben, reden der Liebste und ich die ganze Zeit wie Hertha, während wir die Caches der Stadt abgrasen, und sind dem Teilzeitkind peinlich. Jibt halt sone und solche, wa, wat willste machen. Und denn jibtet noch janz andere, aber dit sind die Schlimmsten!

Wir legen die Hertha erst ab, als wir ins Restaurant einkehren und dort meine Eltern wieder treffen.

Craftbeer und Cider direkt von hier aus dem Städtchen
Sommer-Spinatsalat mit Erdbeeren, Orangen, Mandeln und Mohn-Dressing
Pizza mit Hummer und Jakobsmuscheln
Mousse au chocolat aus Süßkartoffeln

Nach dem Essen fahren wir heim, lassen den Urlaub Revue passieren und nehmen noch einen Apple Brandy als Absacker und zum Anstoßen auf Oma, die heute 95 geworden wäre.

22.08.2023 – Die große Seeschlacht am Lac a Pic

Die Ü40-Generation im Gazebo auf dem Steg am See wacht früh auf, während das Teilzeitkind noch gemütlich schlummert und dann zeitnah gemütlich Hörspiel hört. Der Liebste läuft nach oben ins Haus, wo die Ü60-Generation auch noch schläft, und macht Kaffee und dann sitzen wir gemeinsam draußen und gucken aufs Wasser. Ich habe Mühe, die Augen aufzuhalten und Gedanken nicht nur zu denken, sondern auch zu artikulieren.

Der Liebste hingegen hat Lust auf eine „schnelle“ Paddeltour vor dem Frühstück. Da er mich nicht überreden kann, nimmt er erstmals das Kayak und landet beim Versuch einzusteigen prompt mit dem Hintern im Wasser. Er verlangt, das Teilzeitkind zu holen, damit es seinen nächsten Reinfall live miterleben kann. Die Aussicht auf einen in Klamotten plantschenden Vater ist genug, um das Kind aus dem Gazebo zu bekommen. Diesmal jedoch klappt es mit dem Einsteigen und Lospaddeln. Wir sind ein wenig enttäuscht. Der Liebste paddelt vorsichtig auf dem See, kehrt aber bei den ersten Wellen lieber schnell um – Kayak muss man erstmal bisschen üben, wenn man nur Kanu gewöhnt ist. Zum Glück bekommt er später noch ausreichend Gelegenheit dazu.

Erstmal geht es jedoch nach oben zum gemeinsamen Frühstück auf der Terrasse, inkl. Restewürstchen von gestern Abend. Danach machen wir das Kanu bereit – ich vorne, das Teilzeitkind in der Mitte und der Liebste hinten und drehen gemeinsam eine Runde über den See. Ob die Kinder der First Nations damals auch immer gemeckert haben, dass ihnen langweilig ist, wenn sie mit ihren Familien die kanadischen Flüsse entlang gereist sind? Wieder zurück am Steg beschließe ich die Paddelei für diesen Urlaub und schwimme stattdessen eine Runde, während die anderen beiden sich die große Seeschlacht vom Lac a Pic liefern: Der Liebste im Kayak, das Teilzeitkind auf einer Mischung aus Kinderkayak und SUP. Sie versuchen, sich gegenseitig zu rammen und ins Wasser zu werfen, scheitern aber kläglich. Nach einer kurzen Ausruhpause zum Sonnencreme nachlegen, wechseln sie die Gefährte, was lustig aussieht, aber auch keine Reinfälle mit sich bringt. Dann bekommt das Teilzeitkind ein Hüngerchen und schon werden uns bergeweise Waffeln, Butterkuchen, Apple Pie und Eis aufgefahren. Danach dürfen die anderen beiden nochmal aufs Wasser, während ich mich endgültig anziehe und anfange, das Auto zu beladen.

Gegen halb 4 brechen wir auf zu einer Eisdiele in der Nähe, die 40 Sorten – darunter 24 Sorten Softeis – hat. Ich entscheide mich für das Pfirsich-Softeis, die anderen nehmen Chocolate Chip Cookie Dough mit Erdbeere bzw. Orange. Wir geben unseren lieben Gastgeber*innen auch noch ein Eis aus und fahren dann die knapp zwei Stunden zurück zu meinen Eltern (nicht ohne zwischendurch noch einen schnellen Geocache einzusammeln und natürlich weiter das Känguru zu hören).

Zuhause räumen wir das Auto aus (Wir hatten Schlafsäcke, Isomatten, Schwimmwesten etc. dabei), hängen unsere nassen Sachen auf und ruhen uns ein wenig aus, bevor es dann das restliche Grillgut von gestern und Salat zum Abendessen gibt. Nach dem Essen gibt es wieder eine Runde Sagaland (ich gewinne zum dritten Mal hintereinander, wir sollten jetzt damit aufhören) und dann fallen wir kurz nach 10 alle hundemüde in unsere Betten.

21.08.2023 – Mini-Roadtrip, Aliens und ein See

Wir sind ja inzwischen ganz gut darin, zu dritt in einem Zimmer zu mächtigen und schlafen angemessen lange aus. Als ich mich in die Küche schleiche, um Kaffee zu kochen, sitzt der Besuch schon mit Tee auf dem Deck und hat Kekse in die Küche gestellt. Unser Morgenritual sieht deshalb heute etwas festlicher aus (Man beachte das Eisbär-Tablett!).

Irgendwann später am Vormittag gibt es dann Frühstück zu siebt, bevor wir drei unsere Sachen für einen Mini-Roadtrip packen und uns wieder auf die Straße begeben – es läuft die Känguru-Offenbarung und alle sind’s zu zufrieden. Wir fahren schnell durch ein kleines Regengebiet durch und bei unserem ersten Stopp an einem kleinen Strand ist schon wieder alles trocken. Wir finden einen Cache und laufen dann den Strand entlang zu dem kleinen 500-Einwohner-Städtchen Lockeport, das auf einer vorgelagerten Insel liegt und somit fast komplett von Wasser umschlossen ist. Eigentlich wollten wir hier einen Kaffee trinken, aber es ist Montag und die beiden Restaurants haben zu. Also laufen wir nur umher, begucken und die bunten Häuser und lassen uns von einem Local anquatschen, der uns erzählt, dass die Leute hier sehr freundlich und gesprächig sind.

Dieser Eindruck bestätigt sich dann auch nochmal in der Touristeninformation samt Souvenirshop. Man ist wahrscheinlich einfach froh, wenn mal jemand da ist, mit dem man reden kann und den man noch nicht sein ganzes Leben lang kennt. Wir fahren dann recht schnell weiter in das nächste Städtchen, Shelburne, das ungefähr 16x so groß ist, viele historische Bauten hat und deshalb auch häufige Filmkulisse ist. Hier bekommen wir nicht nur Kaffee, sondern auch Sandwiches – Philly Beef ohne Käse für das Teilzeitkind, Smoked Meat mit Provolone für den Liebsten und ein Reuben für mich.

Nach dem Essen und einem Eis für das Kindelein spazieren wir durch das Zentrum, begucken uns die Häuser und sammeln noch einen weiteren Cache ein, bevor es zurück auf die Straße geht. Einige von uns turnen vorher noch.

Jetzt haben wir ein längeres Stück Highway vor uns, aber etwa nach der Hälfte sehen wir Schilder zu einem Ort, den wir aus diesem Internet kennen, und beschließen, die Gelegenheit zu nutzen – so tief im Süden der Halbinsel sind wir sonst selten. Je näher wir Shag Harbour kommen, desto einsamer, wilder und nebliger wird es da draußen. Hier ist 1967 ein unbekanntes Flugobjekt in das Hafenbecken gestürzt und bis heute hat man es weder gefunden noch sich erklären können, dass as das eigentlich war. Folgerichtig ranken sich vielfältige Theorien um den Ort und einige Enthusiast*innen haben sogar ein UFO Interpretative Center eröffnet, in dem man sich darüber informieren kann. Da der Eintritt aber 5 Dollar pro Person beträgt, ist uns das dann doch nichts und wir laufen nur ein wenig herum, fotografieren und sammeln einen Cache mit dem Namen „Beam me up, Scotty“ ein.

Dann fahren wir weiter nach Yarmouth, von hier fahren die Fähren rüber nach Maine, aber wir wollen eigentlich nur kurz einkaufen. Im Superstore decken wir uns mit Grillgut ein und fahren direkt weiter ins Landesinnere an einen See. Hier ist das Ferienhaus von Freund*innen meiner Eltern, die uns eingeladen haben und bereits mit meinen Eltern (und je einem Glas Gin Tonic) unten auf dem Bootssteg auf uns warten. Wir begrüßen uns herzlich, verstauen unser Gepäck im Gazebo auf dem Steg, wo wir drei heute Nacht schlafen werden und bekommen dann selbst Gin Tonic bzw. Sprite in die Hand gedrückt. Bis zum Sonnenuntergang bleiben wir auf dem Steg bzw. stürzen uns in und auf das gar nicht so kühle Nass.

Dann wird es Zeit für das Abendessen – die Dame des Hauses bereitet vier Lobster zu, während der Liebste sich an den Grill stellt und verschiedene Würste, koreanisch marinierte Grillspieße und Halloumi grillt. Dazu gibt es Salat, Möhrchen, Naan und Hotdog-Brötchen und hinterher Eis für alle, die wollen.

Wir schlemmen und erzählen und das Teilzeitkind übt sich im Lobsterscherenknacken (weigert sich aber, zu kosten). Später wechseln wir auf die Couch, erzählen noch mehr und drei von uns wagen sich an eine sehr lange Partie Scrabble.

Kurz vor Mitternacht gehen wir drei Zähneputzen und dann mit Taschenlampen bewaffnet hinunter in den Gazebo auf den Steg, wo wir in unsere Schlafsäcke krabbeln und zu Wasserglucksen, Grillenzirpen, Loon-Rufen und Harry-Potter-Hörbuch einschlafen.