Es ist der 5. und wie jeden Monat ruft Frau Brüllen zum Tagebuchbloggen auf. Die anderen Beiträge zu “Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?” findet Ihr hier
Mein Körper nimmt das mit dem #WMDEDGT sehr ernst und möchte für möglichst viel Content sorgen, deshalb weckt er mich schon um 5 und lässt mich erst kurz vor Mitternacht schlafen. Alles für den Plot! Ich erwache neben dem Liebsten und lese erst einmal das Internet leer und blogge. Zehn Minuten vor seinem Wecker um 6:30 Uhr wacht er auch auf und geht uns Kaffee und Orangensaft holen. Es wird ein kurzer Morgen im Bett, denn nicht nur das Teilzeitkind muss zur Schule, auch wir beide müssen für die Arbeit nach draußen und das auch noch früher als normal. Um 6:45 Uhr geht der Liebste schauen, ob er das Teilzeitkind wecken muss, aber auch es ist bereits wach und hat bis jetzt Hörspiel gehört. Für eine Viertelstunde kommt es noch zu uns kuscheln und dann ist Action angesagt.
Um 7 stehe ich auf und gehe ins Bad, das Teilzeitkind zieht sich an und der Liebste deckt ihm den Frühstückstisch und füllt die Brotdose für die Schule. Als ich aus dem Bad komme, isst das Kindelein schnell sein Müsli auf und geht dann selbst ins Bad. Ich packe meinen Kram zusammen, der Liebste liegt nochmal für ein paar Minuten im Bett. Halb 8 verlässt das Kind mit Ranzen und Roller die Wohnung Richtung Schule, der Liebste geht ins Bad und ich sitze auf dem Sofa und beschäftigte mich mit Duolingo.
Dreiviertel 8 verlassen der Liebste und ich gemeinsam die Wohnung, gehen zur S-Bahn und fahren gemeinsam nach Mitte. Das ist in der Konstellation so auch noch nie vorgekommen. Am Potsdamer Platz trennen sich unsere Wege. Er fährt noch ein Stück weiter, zu einer Schulung, bei der er dann auch Frühstück und diverse andere Mahlzeiten bekommt, ich nehme die U-Bahn in Richtung meines Büros. Eine Station vor der Richtigen muss ich aussteigen, weil die Linie immer noch unterbrochen ist. Ich spaziere an der Spree entlang zum Büro und höre Podcast – sehr empfehlenswerte WRINT-Folge mit Michael Lühmann über Ostdeutschland, unbedingt auch hören!

20 vor 9 bin ich im Büro und belege mit einigen anderen Frühstücksbrötchen für das Team. Um 9 poste ich entsprechende Fotos in den Büro-Chat, spiele Musik über eine Bluetooth Box und nehme am allgemeinen Essen und Plaudern teil.

Gegen halb 10 ist alles aufgegessen – 28 Brötchen hatten wir – und ich gehe an meinen Platz. Die nächsten Stunden, bis etwa 13:30 Uhr, arbeite ich an verschiedenen Dingen. Die Präsentation von gestern wird fertiggestellt, ich versende eine Pressemitteilung, ich helfe einer Kollegin in Paris, indem ich Informationen für sie finde, ich bespreche Dinge mit Kolleg*innen hier vor Ort und bereite eine E-Mail inkl. der darin verlinkten Listen und Formulare vor.
13:30 Uhr gehe ich dann zu einem Arbeitsessen mit einem Kollegen zum Vietnamesen neben an. Weil ich noch sehr satt vom Frühstück bin, entscheide ich mich für einen Mangosalat mit Rindfleisch und ein Ginger Ale.

Wir besprechen uns für eine gute Stunde, dann geht es zurück an den Schreibtisch. Mit inzwischen eingetroffenen Informationen beende ich einen weiteren Text und verschicke ihn an den relevanten Personenkreis. Um 15 Uhr habe ich einen Call mit Paris und Atlanta. Mein Meeting mit meiner Chefin in Südengland hingegen muss auf morgen verschoben werden. Um 16 Uhr dann Besprechung/Brainstorming mit zwei Kollegen vor Ort in einer Sitzgruppe. Geht wirklich in dem Fall besser als gestern, als wir es im Chat probiert hatten – wir machen Nägel mit Köpfen und haben einen Plan.
Zurück am Platz setze ich den Plan in To Do‘s im Projektmanagement-Tool um. Ab 17 Uhr leert sich das Büro zusehends. Da ich noch Zeit totzuschlagen habe, wende ich mich der jährlichen Compliance-Schulung in vier Modulen zu, die eigentlich erst Ende August abgeschlossen sein muss, aber was weg ist, ist weg. Ich arbeite seit 13 Jahren in dem Laden, die Schulung ist seit mindestens 5 Jahren unverändert. Ich brauche also statt 3 Stunden ungefähr eine, um mich da durchzuklicken und mit fast voller Punktzahl abzuschicken. Komplett volle Punktzahl übrigens bei den Punkten Datenschutz und Harassment. Bin ja nicht umsonst Twitter-sozialisiert (Mastodon-sozialisiert müsste ich jetzt eigentlich sagen, aber die entscheidenden prägenden Jahre davon waren auf Twitter). Die meisten Fehler mache ich bei Korruption, da fehlt mir halt die praktische Erfahrung.
Zwischendurch ruft der Liebste an, der inzwischen wieder zuhause ist und sich in den Feierabend verabschiedet. Ich beschäftige mich noch ein wenig mit Babbel und Duolingo und verlasse dann 18:45 Uhr das Büro. Mit Rucksack und Sporttasche nehme ich die S-Bahn zum Fitnessstudio. Kurz vor halb 8 gleite ich elegant ins Wasser, wo schon die Zufallsfreundin von neulich wartet und mir noch nachträglich zum Geburtstag gratuliert. Dann folgen 45 Minuten heute sehr intensives AquaFitness, nachdem wir total kaputt sind. Eine Kursteilnehmerin spricht mich auf meinen Bikini mit dem Zitronenprint an und fragt, ob ich den aus ihrer Heimatstadt Sorrento habe. Habe ich nicht, aber ich kenne Sorrento natürlich und verstehe die Assoziation. Hätte mich dann gerne noch länger mit ihr über ihre Heimat unterhalten, aber sie ist vor dem Kurs schon 32 Bahnen geschwommen und hat es eilig, loszukommen.
Die Zufallsfreundin und ich trocknen uns ab und gehen in die Sauna. Nach dem ersten Gang duschen wir uns kalt ab, werfen unsere Badesachen in die Trockenschleuder und halten einen Plausch. Dann zweiter Saunagang, aber ich halte nur noch kurz aus, bevor ich rausgehe, mich dusche, föhne und anziehe. Die Zufallsfreundin stößt kurz danach auch zu mir und als wir beide fertig sind, bringe ich sie noch zu ihrem Fahrrad. Dann laufe ich im Hellen (es ist nach halb 10) zur S-Bahn und fahre zurück in den Prenzlauer Berg. Dabei höre ich weiter den Podcast von heute morgen.
Zuhause angekommen, füttere ich zuerst die Katzen und fülle ihre Wassernäpfe auf. Dann hänge ich zuerst meine Sachen zum Trocknen auf, packe meinen Rucksack aus, entferne die Spuren einer Haarballenkotzaktion und gieße die Pflanzen auf dem Balkon, bevor ich mich um mein eigenes Abendbrot kümmere. Ich werfe einen Becher Hüttenkäse und eine Dose Thunfisch zusammen, schneide ein paar Cornichons klein und vermische alles gemeinsam mit Salz, Pfeffer, Dill und Cornichon-Wasser. Dazu gibt es eine Scheibe getoastetes Roggenbrot. Ich mache im Wohnzimmer Licht an, dann ist es auf dem Balkon hell genug, um zu essen und zu sehen, was ich esse.

Ich bin zwar kaputt, aber noch viel zu aufgekratzt und als der Podcast vorbei ist, lese ich daher noch ein wenig im Internet herum, bevor ich mich dann gegen halb 12 bettfertig mache und hinlege. Mit dem „Alles gesagt“-Podcast mit Armin Maiwald auf den Ohren und den Katzen am Körper schlafe ich dann irgendwann kurz vor Mitternacht ein.