Ich wache mit keinem Fieber auf und mit einem deutlich gesünderen Gefühl als gestern. Dafür schon um 4, aber irgendwas ist ja immer. Gegen 6 geht der Wecker vom Teilzeitkind, den es ignoriert. Halb 8 geht der vom Liebsten, den er nach einer Weile ausmacht. Beide Wecker waren ungeplant und beide Menschen schlafen einfach weiter, bis der Liebste gegen 8 aufwacht und ich Kaffee mache. Gemütliches morgendliches Schlürfen und Lesen. Gegen halb 10 gehen wir frühstücken.

Danach geht es für die anderen in den Zoo zum traditionellen Weihnachtsbesuch samt Elefantenfütterung. Für mich geht es in die Küche, denn dieses Jahr (und vielleicht für immer) bin ich für das Weihnachtsessen zuständig – bzw. für weite Teile davon und die Direktive. Ich mache mir meine Weihnachtsplaylist an und lege los. Weil der Braten zu groß für den Bräter ist, muss ich ihn erst zerteilen. Dann wird in Butterschmalz angebraten.

Als der Braten schließlich im Ofen ist, geht es mit der Sauce weiter. Als alle Komponenten köcheln, mache ich eine Pause mit Tee und der Liebstenmama. Dann wird püriert, passiert und beginnend einreduziert. Dann kommt auch die Zoomannschaft und es gibt Würstchen und Kartoffelsalat.

Es folgt gemütliches Couchen, dann gehe ich nochmal in die Küche und brate Brotwürfel für die Klöße. Die Liebstenschwester kommt dazu: „Willst Du einen Penis?“ Das Nifftenkind und sein Papa haben Plätzchen gebacken und niemandem ist aufgefallen, dass der Ausstecher, den sie zum Junggesellenenabschied geschenkt bekommen hat, zwischen den anderen Ausstechern lag. „Oh, eine Rakete!“ soll das Nifftenkind gewagt haben. Ich beteilige mich hilfreich an der Vernichtung des Kompromats.
Später gibt es mehr Plätzchen, Kaffee und Couchzeit. Der Liebste packt letzte Geschenke ein, die Kinder basteln ihr Geschenk für Oma fertig, die Liebstenschwester spielt Weihnachtslieder auf dem Klavier, der Liebste und das Teilzeitkind proben für ihren Auftritt… Dann geht der Nifftenkindpapa mit den Kindern spielen und wir anderen legen die Geschenke unter den Baum, zünden die Kerzen an und läuten dann das Glöckchen.

Wir singen „Ihr Kinderlein kommet“ und „Oh Tannenbaum“ und das Nifftenkind ist angemessen beeindruckt. Ich glaube aber, dass wir ab nächstem Jahr nicht mehr aufpassen müssen, wenn wir über Geschenke und Bescherung sprechen, es scheint zu ahnen, wo das alles herkommt.
Dann singen der Liebste und das Teilzeitkind zusammen „Morgen Kinder wird‘s nichts geben“ und das Teilzeitkind alleine „O Abies“. Die Liebstenmama bietet das „Kaschubische Weihnachtslied“ dar und der Nifftenpapa liest die traditionelle Weihnachtsgeschichte von Katinka Buddenkötte vor. Und dann wird endlich, endlich ausgepackt! Als alle ausreichend beschenkt und zufrieden sind, gibt es Champagner für die Großen und dann geht es wieder in die Küche. Der Braten wird finalisiert (und braucht nochmal ordentlich Zeit und Wumms, die Niedertemperatur aus dem Rezept hat nicht so funktioniert wie angepriesen. Der Rotkohl wärmt sich, ebenso die Sauce, und der Nifftenkindpapa formt mit den Kindern die Klöße.

Mit etwa einer halben Stunde Verspätung ist der Braten gegen 19:30 bereit und wird vom Liebsten gekonnt tranchiert. Essenszeit!

Zwischen Braten und Nachtisch wünscht sich das Teilzeitkind eine Runde Stadt-Land-Fluss mit neuen Kategorien und so gibt es eine Neuauflage des epischen Weihnachtsbattles 2021 zwischen der Liebstenschwester und mir, den diesmal sie für sich entscheiden kann.

Das Teilzeitkind landet auf dem letzten Platz, wir erklären das mit einem altersbedingten Mangel an Allgemeinbildung, der Liebste liegt aber auch nicht viel weiter vorne…
Dann ist es Zeit für Nachtisch – es gibt Spaghettieis-Torte und zwei Sorten Eis, außerdem Mandarinen.

Hinterher werden nach und nach die Zelte abgebrochen, das Nifftenkind muss dringend ins Bett. Ich bin auch ganz froh, gegen 23 Uhr in den Federn zu liegen und gegen Mitternacht stößt dann auch der Liebste dazu.
Das Stadt Land Fluss ist lustig, also die neue Kategorien 😊