05.12.2025 – Extended Version #WMDEDGT

Es ist der 5. und wie jeden Monat ruft Frau Brüllen zum Tagebuchbloggen auf. Die anderen Beiträge zu “Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?” findet Ihr hier.

Ich lebe ja für den Plot (das Blog?) und habe deshalb heute besonders viel Content fürs monatliche Tagebuchbloggen. Nach einem nächtlichen Klogang kann ich nämlich nicht mehr einschlafen und bin dann also seit kurz vor 4 wach. Die ersten zwei Stunden versuche ich noch, mit Hörbuch, Podcast, Lesen oder Kreuzworträtsel wieder in den Schlaf zu finden, dann gebe ich auf und beginne den morgendlichen Reboot mit Internet leer lesen, Bloggen, Französisch, Italienisch, Wordle, Connections, Strands, Crossword Mini, Spelling Bee (gibt’s erst ab 9, den erledige ich später in der Straßenbahn), Past Puzzle, Ciddle, FoodGuessr und Bandle. Dann ist der Liebste auch wach und wir telefonieren (das Kindelein ist auf dem Wege der Besserung, der Liebste selbst ist stabil malad, aber es geht). Und schon ist Aufstehzeit.

Der Porridge-Adventskalender hat heute Himbeer-Schoko für mich, dazu gibt es vietnamesischen Kaffee und eine Crowdfarming-Mandarine. Die Katzen bekommen auch zu essen, dann ziehe ich mich an und mache mich auf den Weg mit Straßenbahn und U-Bahn nach Mitte. Dort findet heute ein Kongress von Menschen und Institutionen statt, denen es an der Erhaltung unserer Demokratie gelegen ist. Die Teilnahme ist kostenlos, das Goodie Bag enthält unter anderem ein schickes Leuchtturm-Notizbuch und für Essen und Getränke ist den ganzen Tag gesorgt. So rette ich die Demokratie doch gerne!

Es gibt spannende Redebeiträge, unter anderem von der Staatsministerin und Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland, einen Democracy Slam mit acht kurzen Impulsen für tolle Hacks, mit denen man die Demokratie voranbringen kann – von so vielseitigen Institutionen wie den Leipziger Verkehrsbetrieben, einem Energienkonzern oder einem Gaming-Unternehmen, das mit Streamer*innen und Influencer*innen einen Aktionstag auf Twitch vorbereitet, um die Jugend zu erreichen. Es wird über Ehrenamt geredet (Ehrentag incoming nächstes Jahr zum Tag des Grundgesetzes!), es gibt Workshops zur praktischen Anwendung für Demokratie im Alltag (ich nehme an dem zu Haltung im Unternehmenskontext Teil und werde darin erinnert, den bereits länger schon abonnierten Newsletter Adé AfD wieder gründlicher zu lesen) und ein Filmscreening samt Diskussion mit Mo Asumang.

In den Pausen (Kaffee, Kuchen, leckeres vegetarisches Mittagessen) kommt man ins Gespräch. Ich lerne neue Leute mit tollen Projekten kennen und treffe auch auf einige bekannte Gesichter, die ich schon länger kenne. Ein wirklich gewinnbringender Tag.

Kurz vor der letzten Session gibt es dann auch noch gute Nachrichten am Telefon und dann scheint mir den Rest des Tages ein bisschen die Sonne aus dem Arsch.

Kurz vor 17 Uhr ist alles vorbei. Ich telefoniere mit dem Liebsten und fahre dann mit dem ersten Mal Weihnachtsplaylist dieses Jahr auf den Ohren vom Weihnachtsmarkt in Mitte mit zwei U-Bahnen zum Weihnachtsmarkt nach Neukölln, genauer gesagt in Alt-Rixdorf. Hier ist wie jedes Jahr ein Wochenende lang die Zivilgesellschaft aktiv. An den Ständen präsentieren sich diverse lokale Initiativen, Organisationen, Vereine und Künstler*innen. Es gibt Feuerfleisch im Brötchen von der koreanischen Gemeinde, Honig von Neuköllner Bienen, Marmelade von Gefängnisinsassen, handgefertigte Produkte mit deren Kauf man die Beratung von Prostituierten unterstützt, Hospize, die Spenden sammeln und noch vieles mehr. Ich laufe einmal komplett alles ab, lasse mich beinahe von drei Alpakas umrennen, die von drei Weisen aus dem Morgenland über den Markt geführt werden und lande dann geplant am Stand von Afrika Rise, einem Berliner Verein, der sich für Bildungsprojekte in Uganda einsetzt und in dem sich einige Freund*innen und ehemalige Kolleg*innen von mir engagieren.

Ich trinke „afrikanischen“ Glühwein (mit Ingwer) für den guten Zweck, nasche Plätzchen, begucke mir die Auslage und sorge als Multiplikatorin für weiteren Zulauf am Stand. Nebenbei unterhalte ich mich ausführlich und tausche Neuigkeiten aus.

Irgendwann wird es dann zu kalt und ich ziehe weiter, kaufe an einem anderen Stand noch ein Geburtstagsgeschenk und laufe dann weiter zur nahegelegenen Flipperia, wo es heute einen weihnachtlichen Community-Abend von Flipped Job Market gibt. Was habe ich hier dieses Jahr schon für tolle Erlebnisse und Gespräche gehabt! Wird heute auch nicht anders. Bei Glühwein, Punsch und Snacks wird wieder sehr viel gesprochen – über finnische Saunen, Wehrpflicht, instabile und stabile Verwandtschaft, merkwürdige Arbeitgeber*innen und glückliche Zufälle. Von denen gibt es heute auch wieder jede Menge, es ist ganz erstaunlich welche Verbindungen sich plötzlich auftun und mit wem man spontan Gemeinsamkeiten (und gemeinsame Bekannte) hat. Unter den neuen Gesichtern unter anderem einer, der hier in meinem Kiez wohnt, eine aus der alten Heimat und eine, die zeitgleich mit mir am gleichen Institut studiert hat und aus nochmal anderen Kontexten wiederum eine Freundin von mir kennt. Mind blown.

Mind blown außerdem von diesen selbst gemachten „Baisers“, die zu 90 % so schmecken, wie das was in der Lausitz zur Vogelhochzeit als Schmätzl verkauft wird. Größter Unterschied: Wo Schmätzl innen drin noch klebrig sind, haben diese Baisers innen feingehackte Mandeln drin. Schmeckt auch sehr gut und ja, ich werde mir von der Bäckerin noch das Rezept geben lassen!

Nach und nach verkleinert sich die Runde und löst sich schließlich gegen halb 11 endgültig auf. Ich laufe zur S-Bahn, um dann festzustellen, dass ich zu spät bin um noch komfortabel heimzukommen.

Ein kurzer Check der Apps sagt mir, dass ich entweder mit Pendelzug, Schienenersatzverkehr und S-Bahn nach Hause komme, oder – in nur 10 Minuten mehr – einfach die Ringbahn andersherum fahren kann und dann ohne Umsteigen zuhause ankomme. Ich entscheide mich für den langen und bequemen Weg und bin nach einer knappen Stunde inklusive Dreiviertelumquerung des Rings gegen Mitternacht zu Hause und kurz danach im Bett.