Der Tag bringt mehrere Durchbrechungen der Routine mit sich. Gleich morgens gibt es medizinische Neuigkeiten aus Südberlin, die Zuspruch und Rat benötigen. Später am Tag wird mich dann ein Anruf des sehr maladen Teilzeitkinds erreichen, das seinen Papa per Telefon nicht erreichen kann und zu schwach ist, um laut zu rufen. Es bittet mich, meinerseits Kontakt zu seinem Papa aufzunehmen, der im Nebenzimmer selbst im Bett liegt, damit er ihm eine kühlende Leckerei aus dem Tiefkühlschrank bringen kann (nur für den schmerzenden Hals, versteht sich). Ich scheitere auch und telefoniere dann nochmal mit dem Kindelein, um zu eruieren, ob es vielleicht doch – aber ganz vorsichtig! – selbst aufstehen und sich das Eis holen könnte. Die Operation gelingt. Ich vermute den Liebsten schlafend (er kränkelt selbst), tatsächlich hat er nur aus Versehen sein Handy lautlos und nicht in der Hand – ist stattdessen in ein Buch versunken. Damit kann ja nun niemand rechnen. Welche eine Aufregung auf die Distanz!

Auch ungewöhnlich ist, dass ich mich bei 2 Grad (gefühlt -1) für Frühstück auf dem Balkon entscheide. Die Sonne scheint gerade, das muss man ausnutzen! Der Porridge-Adventskalender hat heute Kirsch-Mandel-Karamell ausgespuckt, dazu gibt es Crowdfarming-Mandarine und vietnamesischen Kaffee.
Am Nachmittag habe ich dann einen sehr spannenden und schönen multikulturellen Call mit Menschen aus Kanada, Schweden und Deutschland. Die Katzen bleiben entgegen ihrer Gewohnheiten und meinen Erwartungen die ganze Zeit über gemütlich im Bett und schlafen. Überhaupt scheinen sie sich langsam an die dunkle Jahreszeit gewöhnt und auf energiesparenden Winterbetrieb umgeschaltet zu haben. Ich begrüße das und werde weiter beobachten.
Bevor es richtig dunkel wird, gehe ich nochmal fix raus zum Müllplatz und zur Apotheke, das noch fehlende Medikament von neulich abholen. Diesmal völlig unauffällige Bedienung, allerdings lange Wartezeit trotz voller Besetzung – vor mir drei sehr beratungsintensive Fälle, hinter mir eine länger werdende Schlange. Aber ich habe es au nicht eilig und studiere den Aushang zum Nikolaus – Kinder können bis Freitagabend ihre geputzten Schuhe vorbeibringen. Dass die die am Sonnabend gefüllt wieder abholen können, steht da nicht, aber ich nehme es mal an. (Lektionen in Kommunikation und kulturellem Kontext.)
Zuhause nochmal Kontrollanruf in Südberlin, es geht allen den Umständen entsprechend OK. Ich esse den Rest Süßkartoffelsuppe von gestern und gucke dann zwei kanadische Filme auf Netflix.
Christmas under the Northern Lights erzählt die klassische Hallmark-Weihnachtsgeschichte in allen Klischees, nur eben in Kanada. Kann meine Aufmerksamkeit kaum halten und wird inhaltlich sofort wieder vergessen.
French Girl hat noch schlechtere Bewertungen, ist aber bedeutend unterhaltsamer und sogar richtig witzig. Zach Braff spielt auch mit. Und es geht viel um Essen. What‘s not to like? Kommt halt nix mit Weihnachten drin vor, dafür gibt es klare politische Statements, die zur Zeit passen und es wird viel Französisch gesprochen, denn die Handlung spielt in Québec. Wo ich das aufschreibe, denke ich, dass der Vibe ein bisschen ist wie in vielen französischen Komödien. Großstadtmensch kommt aufs Land, die Leute sind ein bisschen merkwürdig, es gibt viel Sex und merkwürdige Beziehungsdynamiken. Kann man gut gucken!