Die ganze Nacht über (gefühlt) immer wieder Katzupunktur, ist das nun die Strafe, weil ich eine Nacht nicht da war oder einfach Stufe 2 des neuen Normal? Dass die Krallen regelmäßig ausgefahren werden ist ja nun schon ein paar Monate so, aber heute Nacht war es extrem.
Es ist Monatsanfang, sprich ein bisschen Buchhaltung, zwei Kalender umblättern (drei, Montag ist ja auch) und dazu jetzt auch noch Adventskalender öffnen. Derzeit habe ich drei, wenn ich richtig gezählt habe. Mein Berufsverband hat einen digitalen, Gästeliste Geisterbahn sendet täglich was Kurzes und der entscheidende ist natürlich der physische, den ich mir selbst gekauft habe: ein Porridge-Adventskalender. Der Liebste sagt hartnäckig Porree. Darin heute: Vanillekipferl-Porridge.

Viel Schreibtisch heute, dabei auch viel Musik. Bei Keep on Singing sprachen sie am Wochenende über das Debütalbum von John Kelly und seiner Frau Maite Itoiz. Ich habe ihm ja schon längst verziehen, dass er damals sie geheiratet hat und nicht auf mich gewartet hat, bis ich im heiratsfähigen Alter war. Geradezu dankbar bin ich ihm da inzwischen, wenn ich mir angucke, was er seitdem so treibt – sehr spezielle Musik, esoterische Anwandlungen, Eiskunstlauf, Tanzen und fragwürdige Auftritte auf Cape Breton. Als das Album 2006 rauskam, war ich musikalisch gerade frisch im Indiezeitalter angekommen und möglicherweise innerlich noch etwas ablehnend gegenüber der Konstellation. Ich sah einen Auftritt der Beiden in einer Talkshow und beschäftige mich dann nicht weiter mit ihnen. Ein paar Jahre später bekam ich das Album dann geschenkt, weil Freund*innen meiner Eltern es damals aus Neugierde gekauft und später aussortiert hatten. Ich hörte es ein- oder zweimal, dann wanderte es für die Vollständigkeit ins CD-Regal. Wegen des Podcasts höre ich es dann heute doch nochmal durch, ebenso wie zwei danach erschienene Livealben. Wenn man Esoterik und High Fantasy ausblendet, kann man dazwischen ein paar schöne baskische Klänge entdecken (und deutsche Volks- und Romantiklieder nochmal mit anderen Ohren hören).

Gegen 15 Uhr gehe ich gerade noch rechtzeitig bei Tageslicht raus, bringe drei Sorten Müll weg und gehe in den Drogeriemarkt (den Stabilen) und die Apotheke ein paar Dinge besorgen. Auf dem Heimweg dufte ich wie eine Parfümerie, weil mein Orangenblütenparfüm alle ist und ich übergangsweise was Neues brauche, bis ich hoffentlich zu Weihnachten Nachschub bekomme – ich freue mich auch über Hinweise, wenn jemand ein noch originaler orangenblütigeres kennt, das mich noch zuverlässiger an meinen Happy Place Giardino della Kolymbethra versetzt. Das verlangte ein wenig Ausprobieren und weil ich darin nicht geübt bin, dauert es, bis ich das System mit den Teststreifen durchschaue. Ich entscheide mich dann für eins, das ich auch schon länger benutze, aber in Südberlin.

Wegen Zeitverschiebung habe ich ziemlich spät abends noch einen Call mit Chicago, lange nicht gesehen und gehört, das ist sehr schön und auch sehr hilfreich. Danach koche ich das am späten Nachmittag vorbereitete Abendessen zu Ende und damit geht es dann auf die Couch. Da der Fernseher nicht mit dem Internet sprechen will, gibt es weder Filme noch Serien noch Kaminfeuer. Stattdessen lasse ich mich von TikTok berieseln, denn zum Lesen fehlt mir nach dem langen Schreibtischtag die Hirnkapazität.
