Eigentlich hätte ich heute mangels Terminen schön ausschlafen können, tatsächlich aber hatte ich gegen halb 7 eine Katzenkralle im Gesicht und dann war es auch mit dem Einschlafen nichts mehr. Also verfrühter Beginn des morgendlichen Reboots.
Die zweite Überraschung kommt etwas später, als eine Freundin schreibt, ob ich spontan heute Abend Zeit hätte und ich so auf eine Gästeliste für eine einmalige Filmvorführung in einem Kino komme.
Beim Aufstehen dann die Einsicht: Der Winter ist jetzt etwas verfrüht wirklich da, die Fenster sind von innen alle mindestens feucht wenn nicht klatschnass. Da ich im letzten Winter vom Schimmelmann gelernt habe, dass einfach Abwischen und dann die Tücher auf der warmen Heizung trocknen nichts bringt, weil die Feuchtigkeit dann trotzdem im Raum bleibt, schwinge ich erstmal den Fenstersauger und lüfte dann alle Räume (bis auf das Zimmer der Mitbewohnerin), bis die Emojis auf den Hygrometern wieder lächeln. In den schlimmsten Räumen kommt zusätzlich das Luftentfeuchtungsgerät zum Einsatz. Ab jetzt also zusätzliche Schritte im morgendlichen Reboot!
Zum Frühstück will ich es dann heute warm und mache mir Grießbrei mit Hafermilch, TK-Himbeeren und Zimt, dazu viel Tee mit Sahne (immer noch keinen Ostfriesen, aber die Sahne muss weg).

Damit geht es an den Schreibtisch für die Produktivität.
Gegen Mittag dann zieht mich der strahlend blaue Himmel nach draußen und ich gehe meine Draußen-To-Do-Liste an. Erstmal zur Apotheke, das Medikament abholen. (Die „Genau“-Frau ist da, bedient aber am Nachbarschalter. Mir fällt auf, dass sie einen leichten Akzent hat, also nicht Muttersprachlerin ist. Möglicherweise ist die „Genau“-Flut also einfach eine Überanpassung?
Dann geht es weiter zum Drogeriemarkt, ich kaufe einiges, was akut oder seit längerem auf dem Einkaufszettel steht und drucke dann einen Geschenkgutschein aus, den ich vorhin gebastelt habe und morgen brauche.
Danach gehe ich der Einfachheit halber in den Discounter nebenan (einen, wo ich sonst nie bin) und kaufe den Rest vom Einkaufszettel – bzw. den dringenden Teil davon. Und ein paar andere Sachen wandern auch noch in den Korb, wo ich schonmal in diesem Laden bin.
Schwer bepackt geht es dann zurück nach Hause. Die Pfützen sind vereist, es gibt an schattigen Stellen noch Raureif. Ansonsten aber strahlendblauer Himmel, nix mit Schnee. Ein Foto gibt es nicht, mir ist es zu kalt, um zu lange stehen zu bleiben.
Kurz vor der Haustür spricht mich dann – Überraschung – ein Mann mit britischem Akzent an. Er ist Dokumentarfilmer und sein Film wird morgen einmalig im Programmkino hier um die Ecke gezeigt. Scheint ein Trend zu sein. In dem Film geht es um Wohnungsnot hier im Bezirk, im Berlin und allgemein. Er erzählt, dass er im Sommer auch hier im Kiez wohnt. Die Ironie entgeht ihm. Ich kann morgen leider nicht, nehme aber einen Flyer mit und werde mir den Film demnächst online anschauen.
Wieder oben wird alles verräumt, dann gibt es eine Portion Szechuan-Auberginen mit Reis und weitere Haushaltswerkeleien.

Dann ruhe ich mich ein wenig aus und bekomme einen überraschenden Anruf, aus dem sich danach nochmal ordentlich Aktivität ergibt. Ich recherchiere, schreibe, telefoniere und mache mir nebenbei noch fix einen Schnittchenteller, bevor ich mich umziehe und ein paar Minuten später als geplant loskomme. Zum Glück kommt gleich eine S-Bahn, die U-Bahn aber verpasse ich und muss dann zehn Minuten (10!!) warten und erreiche das Kino mit insgesamt 18 Minuten Verspätung.
Das bedeutet leider, dass ich den Sektempfang verpasst habe und keine Gelegenheit mehr habe, vorher mit meiner Freundin zu sprechen. Ich kaufe mir eine Limo und setze mich dann zu ihren Eltern.

Der Film ist ein „Biopic“ anlässlich des 40. Geburtstags der Happy Disharmonists. Der Pop-Chor ist aus einem Schulchor entstanden und sechs der 22 Sänger*innen sind noch von Anfang an dabei. Sie sind in ganz Deutschland, Prag, Mallorca und Namibia aufgetreten, bei Thomas Gottschalk und mit Roland Kaiser, haben eine Platte mit der ersten Band des späteren ersten Bassisten der Die Ärzte aufgenommen und während der Pandemie ein paar virale Hits gehabt. Meine Freundin ist seit etwa 13 Jahren dabei. Der Abend beginnt passend mit einem Lied, dann wird der Film gezeigt, unter viel Jubel, Staunen und Gelächter und mit prominenten Cameos von Bodo Wartke, Marti Fischer, Eckart von Hirschhausen, Sebastian Krumbiegel und andeten. Am Ende gibt es nochmal Applaus aber kein Lied mehr, die Sänger*innen wollen feiern.
Also geht es zurück ins Foyer, wo ich dann auch noch zwei andere Freundinnen der Freundin und die Freundin selbst treffe. Wir erzählen noch ein Stündchen, dann machen sich alle auf den Heimweg – die anderen müssen zurück zu ihren Kindern und ich habe morgen auch viel vor.
Ich nehme wieder die U-Bahn und habe dann die vorletzte Überraschung des Tages, als ich bei -2 Grad auf einem zugigen Bahnsteig 25 Minuten auf die S-Bahn warten soll. Nicht mit mir! Ich würde sowieso mit einer halben Stunde Verspätung zuhause ankommen, nehme aber nochmal eine Viertelstunde mehr in Kauf und fahre stattdessen nochmal U-Bahn, dann eine andere S-Bahn und schließlich Tram nach Hause. Die letzte Überraschung ist dann ein übel riechendes Monster menschlichen Exkrements im S-Bahn-Waggon. Berlin zeigt sich heute Abend wirklich von seiner allerbesten Seite.
Ich bin dann gegen Mitternacht zuhause und mache mir zum Aufwärmen und Runterkommen noch einen Apfel nach TCM, das habe ich vor ein paar Tagen auf mehreren Social-Media-Kanälen gesehen und soll für unter anderem guten Schlaf sorgen.

Während das kocht und abkühlt und ich dann das heiße Kompott schlürfe, gucke ich Videos vom Treffen von Trump und Mamdani nach, das verlief auch einigermaßen überraschend („Ist OK, wenn Du mich Faschist nennst“ „OK,?bist Du“). Es ist dann gegen 1, als ich das Licht ausmache.