20.11.2025 – Genau

Der Morgen beginnt (nach der obligatorischen Katzenkralle irgendwo) mit einem Schneevideo auf Instagram. Zwar im Saarland, aber ein Blick auf die Wetter-App sagt, dass es auch in Berlin gerade möglicherweise schneit. Ich kann das nicht verifizieren, denn die Jalousie ist noch unten und ich liege unter einer warmen kuscheligen Decke und warmen kuscheligen Katzen. Bis ich aufstehe ist Schrödingers Schnee jedenfalls weg.

Zum Frühstück gibt es Brot mit Johannisbeermarmelade und Brot mit Cash-Juhu-Creme, dazu Birne und einen Espresso Tonic. Der Rest in der Tonic-Flasche lächelt mich so an, dass ich auf ein Heißgetränk verzichte. Dafür sitze ich jetzt immer mit Decke (und Katze(n)) und Heizung an am Schreibtisch. Aktuelle Routine: Heizung steht auf 2 und wird, wenn ich irgendwo länger bewegungslos sitze, für diese Zeit auf 3 gestellt.

Genau passend zu meinem Call um 10 finden sich direkt beide Katzen vor der Webcam ein, man will ja schließlich einen guten Eindruck hinterlassen. Der Call ist dann auch sehr super und produktiv, so dass ich für den Rest des Tages zusätzlichen Schwung beim Erledigen der verschiedenen Dinge habe.

Neben denen am Schreibtisch sind das auch Haushaltsdinge und Bankgeschäfte. Ich wasche Wäsche und bringe drei Sorten Müll weg und dann muss ich noch in die Apotheke. Ich war vorgestern schon mal da, da war das telefonisch bestellte Rezept aber noch nicht auf der Karte. Heute schon, dafür gerate ich an eine junge Dame, die das virale „Genau“ so übertreibt, dass es selbst mir unangenehm wird:

Sie (liest die Karte ein): „Genau, da ist [Medikament] drauf?“

Ich: „Super!“

Sie (guckt in ihren Computer): „Genau, das muss ich bestellen, ist das okay?“

Ich (seufzt): „Okay.“

Sie (tippt): „Genau, das macht dann 5 Euro,“

Ich: „Mit Karte bitte.“

Sie (hält mir das Gerät hin): „Genau, einmal hier hinhalten bitte.“

Ich bezahle.

Sie (gibt mir den Ausdruck): „Genau, hier ist der Abholschein, das Medikament ist dann morgen da, okay?“

Ich: „Okay, dankeschön. Bis morgen!“

Sie: „Genau, bis morgen.“

Keine Übertreibung, das sind alles wörtliche Zitate. Ich teile die boomerige Abneigung gegen „genau“ nicht und weiß, welchen Zweck es (meist) erfüllt. Oft genug verwende ich es selbst. Frage mich jetzt aber, ob die Apothekerin sich wirklich so arg konzentrieren musste, oder ob es bei ihr inzwischen wirklich eine automatisierte Worthülse ist. Im Sinne der Patient*innen hoffe ich auf letzteres.

Übrigens habe ich bei dem Ausflug noch ein bisschen Tageslicht und sogar fast Sonnenschein ergattert. Win!

Bald darauf trudelt die Gemüsekiste zuhause ein. Crowdfarming liefert (für mich) ungewöhnliche Novemberdinge, aber das kommt halt auch größtenteils aus Spanien, da sind die Saisons andere. Und offensichtlich will Crowdfarming, dass ich Chinesisch koche.

Das mache ich dann auch. Die drei weichsten Auberginen werden mit zwei Chilis, einer halben Zwiebel, Knoblauch, Ingwer, Öl, Salz, Sojasauce, Sherry (statt Mirin), Essig, Maisstärke und Koriander zu Szechuan-Auberginen, dazu Reis.

Mein Weihnachtsgame ist auch mehr als im Plan, neben dem Gemüse kam auch die zweite Ladung Geschenke bereits an. Adventskalender für mich und das Teilzeitkind habe ich auch schon, läuft!

Zum Abendbrot versuche ich, die Vorgängerstaffel zur gestrigen sehr guten NRW-Doku zu gucken. Die ist aber tatsächlich nicht ganz so gut und mehr so, wie ich es gestern dem MDR, rbb und NDR unterstellt hatte. Mehr auf Sensation aus als auf echte Menschen und Begegnungen. Haben sie also gelernt und sich beim zweiten Mal verbessert, guck an! Ich skippe also nur so durch und gucke die Gegenden, die mich mehr interessieren im Schnelldurchlauf. Dann gibt’s noch eine Folge Zoey‘s Extraordinary Playlist (fällt im Vergleich zur ersten Staffel naturgemäß etwas ab) und eine ganze Menge YouTube zu Dingen, die in Washington passieren. Evtl. muss ich mir alternativ noch einen fesselnden Roman suchen, mein derzeitiges Sachbuch und die Jahrestage sind nicht spannend genug für einen gemütlichen Leseabend… Vielleicht wenn ich mir ein Kaminvideo anmache?