Die dritte Nacht mit Zaubermedizin lief ganz gut, ich wache etwas weniger erkältet auf und habe beim morgendlichen Rundgang durchs Internet tatsächlich Appetit auf Frühstück. Also stehe ich nach dem Bloggen auf, zaubere mir ein Sonntagsfrühstück und setze mich damit in die Sonne auf dem Balkon.

Die Mango ist nach dem Nachreifen von „noch ziemlich hart“ auf „extrem lecker!“ gesprungen und macht mich so richtig glücklich.

Ich telefoniere mit dem Liebsten, mache ausführlichst Französisch – die Cousine mit der (und ihrem Kind) ich gerade in einem Friends Quest hänge, hatte die Woche ihr Handy kaputt UND ist jetzt auf einer Wanderreise, so dass ich heute noch 22 Lektionen oder so abreißen muss, damit der Streak nicht reißt. Italienisch in der anderen App ist weit weniger herausfordernd, da mache ich nur die Tagesdosis von einer Wiederholungsübung und einer Lektion. Dann noch die Rätsel und schon ist die Sonne um die Hausecke herum und ich wechsle aufs Sofa.

Die Katzen nehmen auf mir Platz und sind dann immer wieder ein bisschen konsterniert, wenn ich unter ihnen huste. Ansonsten gibt es Tee und ausführliche Zeitungslektüre. Aktuell habe ich Abos für die New York Times, den Guardian und den Tagesspiegel, außerdem gucke ich noch beim Spiegel und der Tagesschau vorbei. Daraus ergibt sich dann eine lange Reihe Tabs, die ich nacheinander abarbeite. Nebenbei arbeiten die Erkenntisse und Gespräche des Workshops gestern in mir und ich denke mal in diese, mal in die andere Richtung, durchdenke Strategien, schmiede Pläne, recherchiere und erweitere meinen Wunschzettel. Ein gemütlicher Sonntag eben, wenn nicht im Laufe des Tages die Rotzerei und Husterei wieder heftiger würden.
Ich gucke den Plan für die nächste Woche an und verschiebe Termine für morgen und übermorgen nochmal – mehr Genesungszeit, bevor es am langen Wochenende an die Ostsee geht. Apropos Ostsee, nach der Lektüre höre ich einen Podcast mit Michel Abdollahi, in dem er (neben vielem Anderen) über seine Arbeit und Auftritte in Mecklenburg-Vorpommern spricht und sagt, dass er vielen Menschen abraten würde, dort Urlaub zu machen. Ich spüre mein white privilege sehr deutlich. Die aktuellen Landtagswahlumfragen sind gruseligst, trotzdem freue ich mich total aufs Krafttanken in Rostock und Warnemünde.
Im Anschluss schaue ich noch Michel Abdollahis Doku über Jamel vor zehn Jahren. Wenn ich mich recht erinnere, hat Birgit Lohmeyer die bei Alles gesagt etwas kritisch betrachtet, vong Methode her, aber interessant ist sie allemal. Spannend auch, wie die NPD-Spitzenfrau von MV in breitem süddeutschen Dialekt versucht, dem Deutsch-Iraner zu erzählen, dass man keine zwei Heimaten haben kann…
Irgendwann ist Abendbrotzeit. Ich gare eine Crowdfarming-Süßkartoffel in der Mikrowelle, schäle und halbiere sie und esse sie mit Hüttenkäse, Oliven, grüner Chili und Röstzwiebeln. Sehr lecker aber nicht sehr fotogen.

Dann folgt das Abendprogramm: Der sehr empfehlenswerte Film Big Night von und mit Stanley Tucci (und Tony Shalhoub, Isabella Rosselini, Allison Janney, Minnie Driver, Liev Schreiber etc. etc.). Von den Dreharbeiten hat Stanley Tucci in seinem Buch Taste erzählt und mit diesem Hintergrundwissen macht der Film gleich noch viel mehr Spaß (der Timpano!!). Aus heutiger Sicht ein bisschen problematisch, dass Tony Shalhoub als Libanesisch-Amerikaner einen italienischen Einwanderer mit passendem Akzent spielt, aber hey, sind ja alles Anwohner des mare nostrum, wie die Römer gesagt hätten. Und wenn er Italienisch spricht, klingt es zumindest für meine Ohren auch sehr echt.