Heute weckt mich Noosa erst halb 7, das sind ja quasi paradiesische Zustände, wenn wir nicht erst halb 1 ins Bett gegangen wären und ich dann noch lange wachgelegen hätte. Ich habe Zeit mich zu sortieren, bis um 7 der Wecker klingelt und ich Kaffee für den Liebsten und mich koche. Wir liegen und schlürfen und zeigen uns mit möglichst wenig Sprechen die Geschehnisse der Welt auf unseren Telefon-Displays. Dann muss der Liebste auch schon los und ich blogge zumindest noch, bevor ich aufstehe. Kamerafein machen, Katzen füttern, Rest Kaffee und Obstteller fürs Frühstück anrichten und dann geht’s hinein ins Online-Barcamp.

Knapp drei intensive Stunden mit über 400 Teilnehmenden aus NGOs und anderen Institutionen und über 60 Sessions dazu, wie man KI für Gutes verwenden kann. Es gibt viel zu Ethik, Nachhaltigem und Rechtlichem, ich habe mir aber zwei eher praktische Sessions herausgepickt, mit Anwendungsbeispielen für den (Arbeits-)Alltag, die über das normale Prompten in LLMs hinausgehen. Davon ab nehme ich vor allem den Appell mit: Ja, KI ist in vielerlei Hinsicht ambivalent zu betrachten, aber wir werden a) nicht umhin kommen, zu lernen, damit umzugehen und b) autoritäre Kräfte nutzen sie und um da gegenhalten zu können, müssen wir „Waffengleichheit“ schaffen. Wir als Zivilgesellschaft müssen KI mit Mut statt Wut nutzen, um die guten Informationen zu verbreiten, faktenbasiert zu glänzen, komplexe Themen für alle zugänglich zu machen und sie personalisierter zu verbreiten, alles mit dem Ziel eines „menschenfreundlichen Planetenüberlebens“ (wörtliches Zitat einer Vortragenden).

Gegen 13 Uhr dann ein ausgewogenes Mittagessen – Bagel mit Baba Ghanoush, Lomo bzw. Chorizo, Manchego, Crowdfarming-Gurken und -Tomaten und Radieschen. Danach geht es zurück an den Schreibtisch, die täglichen Dinge erledigen und dann einen Geschenkgutschein basteln. Außerdem will das eben gelieferte Katzenfutter verräumt werden.
Danach sitze ich auf dem Balkon (Willkommen zurück, Sommer!) und lese nach, was in der Welt passiert ist und gucke mir vor allem die relevanten Ausschnitte von Jon Stewart, Stephen Colbert, Seth Meyers und Jimmy Fallon zur staatlichen Zensur von Jimmy Kimmel an. Noch ist der Widerstand da und laut, mal sehen, welche Medienunternehmen als nächstes einknicken. Disney bekommt zumindest im Moment ordentlich Widerspruch zu spüren und meine Timelines sind voll von gekündigten Disney+-Konten. Wer noch Argumente braucht, hier erklärt Marc-Uwe Kling, wieso.
Jetzt ist Zeit, die Französisch- und Italienisch-Lektionen vom Morgen nachzuholen und das tägliche Rätsel-Kontingent abzuarbeiten. Danach geht es ins Draußen, den Gutschein ausdrucken und Papeterie kaufen, beides im Drogeriemarkt. Wieder zuhause werden zwei Geburtstagsgeschenke übergabefertig verpackt. Mit dem einen mache ich mich dann auf nach Friedrichshain, wo das Brüderchen zu einem nachträglichen Geburtstagsumtrunk geladen hat. Mit stetig wachsender Runde sitzen wir um den großen Tisch, trinken um, erzählen und essen Kürbissuppe, Pizza und Apfelkuchen.

Gegen halb 11 streiche ich hundemüde die Segel, morgen wird wieder ein früher, voller und noch viel längerer Tag als heute. Eine Stunde später liege ich im Bett und versuche, dieser Nacht ein wenig mehr Schlaf abzutrotzen.