Die Katzen feiern des Nachts wieder eine Kuschelparty und lassen mich so ausgiebig teilhaben, dass ich mittendrin knapp zwei Stunden wachliege. Bis zu einer Zeit, zu der man die Nacht auch einfach für beendet erklären könnte. Da liegen sie dann aber beide gerade wieder still und ich erinnere mich der alten Binse, dass junge Mütter einfach dann schlafen sollten, wenn die Babys schlafen und drehe mich nochmal um. Locker nochmal anderthalb Stunden rausgeholt, bis der Liebste sich zum Morgentelefonat meldet!

Insofern verschiebt sich der morgendliche Ablauf deutlich nach hinten. Irgendwann sitze ich mit Ostfriesentee, Porridge und Obstteller in eine Decke gewickelt auf dem Balkon beim Frühstück. Es ist kühl und stürmisch und fühlt sich herbstlich an (außer mit Blick auf die sommerlichen Temperaturen am kommenden Wochenende).

Nach dem Essen ist mir nach noch mehr Koffein, also mache ich mir noch einen Matcha Latte und setze mich damit an den Schreibtisch.

Erste Amtshandlung E-Mails lesen. Stellt sich heraus, dass soeben zwei Pakete für mich bei der Nachbarin im Hochparterre abgegeben wurden sind – und hier mal wieder niemand geklingelt hat. Ich hole die schnell ab und packe aus. Crowdfarming hat schon wieder ordentlich Gemüse geliefert, leider einiges schon ganz schön angedätscht, ich werde mich um zeitnahe Verarbeitung kümmern müssen.

Im zweiten Paket sind unter anderem zwei Paar Jeans als Ersatz für die nicht passende von letzter Woche. Auch davon passt eine nicht, die zweite ist fast ein bisschen weit, passt aber ansonsten gut, die wird behalten. Hosengrößen werden mir immer ein Mysterium bleiben. Ich trage im Alltag zwei mit Bundweiten weit unter denen, die jetzt in neu nicht passen. Aber gut, eine passende Jeans mehr ist ja schon mal ein Gewinn. Dann aber wirklich Schreibtischarbeit über mehrere Stunden.

Ziemlich spät am Nachmittag gibt es dann das doggy bag vom gestrigen Antipasti-Teller zum Mittagessen. Danach Physio-Übungen, Haushaltsdinge, zwei Gänge zum Müllplatz und einen zur Packstation, die zweite Jeans zurückschicken. Hinterher ein bisschen Couchen und Atmen und dann ist schon wieder Zeit für Aufbruch. Heute Abend ist mein nächstes Timeleft-Dinner, diesmal in einem mexikanischen Restaurant in Friedrichshain.

Von den angekündigten fünf Frauen kommt eine wegen eines spontanen Meetings eine Dreiviertelstunde zu spät und eine taucht gar nicht auf. Trotzdem ist es auch in kleinerer Runde (drei Deutsche, eine Amerikanerin) sehr nett. Evtl. sind kleinere Runden insgesamt besser, wir kommen viel tiefer ins Reden als bei bis zu acht Personen. Wieder einmal bin ich die Älteste, die anderen sind alle so um die 30, plus/minus ein paar Jahre.
Fällt aber fast gar nicht auf (naja, ihnen vielleicht mehr), außer bei bestimmten Themen. Sie haben viel mehr in der Berliner (App-)Dating-Welt erlebt als ich und können mehr Geschichten erzählen, die die üblichen Klischees bedienen (offene Beziehung, Ghosting, wankelmütige Herren). Und Cocktailbars und Kostümparties spielen eine größere Rolle in ihren Leben als in meinem. Ansonsten viele Übereinstimmungen und natürlich dringt die Politik auch wieder in die Gespräche rein. Die Amerikanerin ist schon seit sechs Jahren hier und sehr froh darüber, arbeitet an Staatsbürgerschaft. Eine der anderen arbeitet in einer amerikanischen Firma und darf deswegen jetzt auf Arbeit keine Pride- und Diversity-Veranstaltungen mehr abhalten. Die dritte trägt gerne Swing- und Rockabilly-Outfits und traut sich nicht mehr, damit in der Öffentlichkeit herumzulaufen, weil sie nicht für ein trad wife gehalten werden möchte. Wir sind mitten im backlash und es suckt ganz furchtbar…
Das Essen ist ganz OK, aber nichts Besonderes. Dieser Aspekt von Timeleft ist irgendwie unterwältigend, ich habe zwar ein paar neue Restaurants entdeckt, aber bisher nichts wirklich Aufregendes. Vielleicht ist nach diesem Abo-Zeitraum dann auch erstmal wieder gut.
Gegen 22 Uhr mache ich mich mit der Teilnehmerin, die morgen früh ins Büro muss (die anderen arbeiten morgen remote) auf den Heimweg Richtung Pberg, gegen 23 Uhr liege ich im Bett und hoffe auf besseren Schlaf.