13.09.2025 – Rekuperation

Rekuperation bezeichnet auf dem Gebiet der Technik die Rückgewinnung von Energie, sagt Wikipedia. Ich gewinne heute auch Energie zurück, erst durch etwa zehn Stunden Schlaf mit nur einer kurzen Unterbrechung nach neun Stunden, dann durch sehr viel Nichtstun. Natürlich nicht ganz nichts, wo kämen wir denn da hin.

Relativ früh am Tag schreibe ich einen Rückblick auf den Kongress und nehme Gesprächsfäden mit neuen Kontakten wieder auf, wobei mein LinkedIn-Post ohne LLM auskommt. Dann werde ich mir meiner normalen morgendlichen Routinen wieder gewahr und ich gucke erstmal, was der Rest der Welt so getrieben und geschrieben hat über Nacht, verblogge meinen eigenen Freitag bei Chai Latte, Obst und Pistazien, mache Französisch, Italienisch und englische Rätsel und telefoniere mit dem Liebsten. Alles wieder normal.

Irgendwann gibt es Bagel und mehr Obst zum zweiten Frühstück, dann widme ich mich den beiden gestern angekommenen Paketen, probiere Kleidung an und sortiere nach „Behalten und Waschen“, „Gefällt mir nicht“ (zwei) und „Passt mir nicht“ (zwei). Kategorie 1 kommt in die Waschmaschine, Kategorie 2 und 3 werden auf zwei verschiedene Pakete verteilt und die Retoure vorbereitet. Dann höre ich ein paar Podcasts und wusele dabei durch die Wohnung, den Normalzustand von Anfang der Woche wieder herstellend.

Irgendwann klopft früh der Abendbrothunger an. Ich mache aus einem halben Crowdfarming-Butternut und einer Handvoll Kartoffeln ein Ofengemüse. Nach dem Wäscheaufhängen ist es fertig.

Butternut-Kürbis, Kartoffeln, Knoblauch, Rosmarin, Pfeffer, Salz, Olivenöl, Frischkäse, Parmesan

Es folgt ein Verdauungsspaziergang zur Packstation. Ich hätte auch einfach nur zum Späti gehen können, aber ich hab in den letzten Tagen wirklich genug mit Leuten geredet, die ich nicht kenne. Also ein paar Schritte mehr (auch gut fürs Gesamtgefüge) und dann eben Scannen, Drucken, Kleben. Das sind die Momente, wo ich sehr froh über die Techniken aus der Zukunft bin.

Als ich wieder zuhause bin, will ich es mir gerade auf der Couch gemütlich machen, da klingelt es und die Nachbarin von nebenan bringt versprochene Äpfel und Birnen aus dem Hof vorbei. Sie haben einen Teleskoppflücker und hatten in der Haus-WhatsApp-Gruppe gefragt, wer noch Interesse hat – das Fallobst wird immer so schnell faulig.

Äpfel und Birnen von den Bäumen im Innenhof

Dann aber wirklich Couch! Erstmal ausführliches Telefonat mit den Ellis in Kanada (heute vor einem Jahr bin ich nach Nova Scotia geflogen, die Zeit rennt wirklich!), dann lese ich den neulich begonnenen Island-Krimi (Lilja Sigurðardóttir – Das Netz) zu Ende und höre dabei ganz klischeehaft Björk, was erstaunlich gut zu den weiblichen Hauptfiguren passt. Das Buch ist dann schneller vorbei als gedacht, weil in der eBook-Datei am Ende jede Menge Leseproben sind. Mal schauen, ob ich mir irgendwann den zweiten und dritten Band hole, vielleicht, wenn es sie irgendwo umsonst gibt. Ich bin mit dem aktuellen Ende eigentlich ganz einverstanden und finde das Technologie CH fast erzwungene Weiterlesen irgendwie befremdlich. Die Netflixisierung der Kriminalliteratur oder so.

Stattdessen fange ich erstmal die nächste Trilogie an, deren erstes Buch ich mir in der Bibliothek vorbestellt hatte, nochmal norwegischer Historienroman, diesmal aber Weltliteratur von einer antifaschistischen Autorin: Sigrid Undset – Kristin Lavranstochter. Ich komme allerdings nicht mehr weit, gegen 23 Uhr bin ich schon wieder fast am Einschlafen.

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